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Bemerkungen zu einigen lokalen Formen der ...

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136 Marzena J. Przybyła<br />

<strong>der</strong> zweischneidigen Schwerter in dieser<br />

Periode eine <strong>der</strong> markantesten Spuren des<br />

Einflusses <strong>der</strong> römischen Bewaffnungsvorbil<strong>der</strong><br />

auf die barbarische Bewaffnung <strong>zu</strong><br />

erkennen (Kaczanowski 1992b, 69). Das<br />

bedeutet auch, dass in beiden Fällen eine<br />

ähnliche Befestigungsweise des Schwertes<br />

am Gürtel vorkommen konnte. In Anbetracht<br />

<strong>der</strong> Tatsache, dass das uns für die<br />

Bewaffnungsrekonstruktion im Barbaricum<br />

<strong>zu</strong>r Verfügung stehende Material grundsätzlich<br />

aus den Brandgräbern stammt, muss<br />

eine solche Behauptung jedoch hypothetisch<br />

bleiben. Demnach haben wir keine Informationen,<br />

die eindeutig darauf hinweisen<br />

könnten, an welchem Gürteltyp das Schwert<br />

im Mittel- und Nordeuropa am Beginn <strong>der</strong><br />

älteren Kaiserzeit getragen wurde. Es ist<br />

auch schwer fest<strong>zu</strong>stellen, wie weit dieses<br />

Militärausrüstungselement eine Fortset<strong>zu</strong>ng<br />

<strong>der</strong> älteren <strong>lokalen</strong> Tradition war, und <strong>zu</strong>m<br />

welchem Grad es dem Einfluss <strong>der</strong> römischen<br />

Vorbilde unterlegen sein könnte. Aus<br />

<strong>der</strong> jüngeren vorrömischen Eisenzeit sind<br />

einschneidigen Schwerter bekannt, <strong>der</strong>er<br />

Scheiden mit Querdrahtbän<strong>der</strong>n versehen<br />

sind. Zwei von diesen sind in Ösen gezogen,<br />

die <strong>der</strong> Anschnallung des Schwertes<br />

dienten. Die Ösen waren meistens asymmetrisch<br />

bei<strong>der</strong>seits <strong>der</strong> Scheide verteilt. In<br />

A3 treten auch zweischneidigen Schwerter<br />

auf, <strong>der</strong>en Scheiden ähnliche Drahtbän<strong>der</strong><br />

wie die einschneidigen Schwerter o<strong>der</strong> zwei<br />

asymmetrisch angenieteten Ösen haben. Sie<br />

sind vor allem aus dem elbgermanischen<br />

Kulturkreis, von <strong>der</strong> Jütischen Halbinsel,<br />

aus Skandinavien und von <strong>der</strong> Oksywie-<br />

Kultur bekannt. Sie kommen am Ende <strong>der</strong><br />

jüngeren vorrömischen Eisenzeit neben<br />

den schon früher vorkommenden Scheiden<br />

keltischer Tradition vor, die sich u.a. durch<br />

einen angenieteten Bügel kennzeichnen<br />

(Bochnak 2005, 72 – 73; Łuczkiewicz 2006,<br />

52, 55 – 57). In <strong>der</strong> Literatur wurde darauf<br />

hingewiesen, dass das Eintreten <strong>der</strong> mit<br />

Ösen versehenen Scheiden bei zweischneidigen<br />

Schwertern aus <strong>der</strong> <strong>lokalen</strong> Tradition<br />

<strong>zu</strong> ab<strong>zu</strong>leiten ist (Biborski 1999, 85 – 87;<br />

Łuczkiewicz 2006, 55 – 57). Es lässt sich jedoch<br />

nicht aus<strong>zu</strong>schließen, dass diese alte,<br />

bei einschneidigen Schwertern vorkommende<br />

Lösung unter dem Anstoß des römischen<br />

Vorbildes eingeführt wurde. Zu dieser Vermutung<br />

könnte vor allem die Form <strong>der</strong> an<br />

die Scheide angenieteten Ösen beitragen.<br />

Ihre Konstruktion findet Analogien bei den<br />

genieteten Ösen <strong>der</strong> römischen Dolchscheiden<br />

des frühen Prinzipates (Bishop, Coulston<br />

2006, 83 – 86, Abb. 43 – 45). Es könnte<br />

ein sekundärer Ausdruck des allmählichen<br />

Wechsels <strong>der</strong> kulturellen Einflusssphären<br />

sein, als die stark auf die mitteleuropäischen<br />

Gebiete einwirkende keltische Welt durch<br />

die Ausstrahlung des Imperium Romanum<br />

<strong>zu</strong>rückgedrängt wurde.<br />

Weil dennoch <strong>der</strong> römische Einfluss eine<br />

markante Wi<strong>der</strong>spiegelung in <strong>der</strong> Herstellungsweise<br />

mancher Schwertscheiden aus<br />

dem Barbaricum in <strong>der</strong> älteren Kaiserzeit<br />

findet (Nylén 1964; Watt 1994; Biborski<br />

1999), ist <strong>zu</strong> vermuten, dass mindestens in<br />

gewissem Maße auch die römischen Vorbil<strong>der</strong><br />

in <strong>der</strong> Anschnallungsweise des Schwertes<br />

hier her gelangt sein mussten. Wie in <strong>der</strong><br />

Einleitung erwähnt, war die Schwertscheide<br />

in <strong>der</strong> römischen Militärtracht des frühen<br />

Prinzipat gewöhnlich an dem Leibgürtel<br />

angeschnallt, seltener dagegen am schmalen<br />

Schulterriemen getragen. Im ersten Fall<br />

war die Schwertscheide mithilfe zweier am<br />

Gürtel angebrachter Riemen angeschnallt,<br />

die unter ihr durch vier Tragringe durchgeführt<br />

wurden. Die Riemen könnten mit<br />

Schnallen versehen worden sein (Connolly<br />

1991, 8 – 9, Abb. 3). An<strong>der</strong>s war <strong>der</strong> Dolch<br />

befestigt, <strong>der</strong>, anfänglich an einem an<strong>der</strong>en<br />

Leibgürtel angebracht war. Ähnlich wie die<br />

Schwertscheide hatte auch die Dolchscheide<br />

Tragringe, die die Durchführung <strong>der</strong> Riemen<br />

ermöglichten (Bishop, Coulston 2006,

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