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10 Jahre esa - Schiffahrt und Technik

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Berliner Binnenschiffer sorgen auch im Winter für ein warmes Zuhause<br />

Kraftwerksversorgung<br />

per Eisbrecher<br />

Meist werden Kraftwerke per Bahn<br />

<strong>und</strong> Binnenschiff mit Brennstoffen<br />

versorgt. Nicht so das Heizkraftwerk<br />

(HKW) Klingenberg in Ost-Berlin. Es<br />

wird Sommer wie Winter mit einer<br />

ausgefeilten Logistik ausschließlich<br />

per Binnenschiff mit 1,4 Mio. t Roh -<br />

braunkohle versorgt – <strong>und</strong> zwar in<br />

einer Verkehrsträger übergreifen -<br />

den Transportkette mit der Bahn.<br />

Wenn angesichts zugefrorener<br />

Wasserstraßen anderswo die<br />

Schifffahrt eingestellt werden<br />

muss, macht das Wasser- <strong>und</strong><br />

Schifffahrtsamt Berlin die Eisbrecher klar.<br />

Denn hier gibt es seit Jahrzehnten Trans -<br />

porte, die selbst im härtesten Winter durch -<br />

geführt werden müssen. So wird die Versor -<br />

gung des HKW Klingenberg, das einen<br />

Großteil Ost-Berlins mit Strom <strong>und</strong> Wärme<br />

beliefert, durch die Binnenschiffahrt auf -<br />

rechterhalten. Gerade im Winter will jeder<br />

eine warme Wohnung haben, <strong>und</strong> Strom wird<br />

in erhöhtem Maße in Anspruch genommen.<br />

Bei der Versorgung des Kraftwerkes Klingen -<br />

berg klappt das auch – nicht zuletzt deshalb,<br />

weil die Binnenschiffer entschlossen ans<br />

Werk gehen.<br />

Im Rahmen der Ausbauplanung für das HKW<br />

Klingenberg zu Beginn der 80er <strong>Jahre</strong> wurde<br />

die Anlieferung der Braunkohle mit der Bahn<br />

untersucht. Das Konzept wurde wegen einer<br />

befürchteten Überlastung der innerstädti -<br />

schen Bahntrassen aber nicht genehmigt.<br />

Daher existiert im HKW Klingenberg keine<br />

Entlademöglichkeit für Kohle-Waggons.<br />

Transport <strong>und</strong> Verladung der Kohle per Bin -<br />

nenschiff <strong>und</strong> Hafenkran wurde somit zur<br />

einzigen Anlieferungsvariante. Wegen der<br />

beengten Platzverhältnisse in Zentrumsnähe<br />

war auch keine Gelegenheit größere Vorrats -<br />

mengen einzulagern, so dass auch im Winter<br />

täglich – auch am Wochenende – bis zu<br />

8.000 t Rohbraunkohle per Binnenschiff an -<br />

geliefert werden.<br />

Gefördert wird die Braunkohle in den<br />

LAUBAG Tagebauen in der Lausitz, die sie<br />

aufgeheizt auf 20 Grad per Ganzzug Rich -<br />

tung Berlin verlässt. Im Hafen Königswuster -<br />

hausen südlich von Berlin wird die Kohle vier<br />

St<strong>und</strong>en später über eine Waggonkippanlage<br />

auf Schubleichter der Deutschen Binnen -<br />

reederei (DBR) verladen <strong>und</strong> erreicht inner -<br />

halb weiterer vier St<strong>und</strong>en die Entladeanlage<br />

im HKW Klingenberg, wo sie in nicht<br />

gefrorenem Zustand über ein Förderband<br />

ihrer endgültigen Bestimmung übergeben<br />

wird.<br />

Bei Eisbildung im Winter wird die Wasser -<br />

straße von Eisbrechen des WSA freigehalten.<br />

Darüber hinaus setzt die DBR Spezialschub -<br />

leichter mit Eisklasse ein, die im Konvoi<br />

fahren. Das erste Schiff hat einen reederei -<br />

eigenen Eispflug vorgespannt, der die Fahr -<br />

rinne von Eisschollen frei räumt. Da der<br />

Eisbrecher in der Regel nur einmal täglich die<br />

Fahrrinne bricht, gibt es bei niedrigeren<br />

Temperaturen auch für den Eispflug reichlich<br />

Arbeit, denn nach Passieren des Konvois ist<br />

die Fahrrinne rasch<br />

wieder mit Eisschollen<br />

gefüllt, die in wenigen<br />

St<strong>und</strong>en aneinan der -<br />

backen <strong>und</strong> festfrie -<br />

ren.<br />

Natürlich ist die Na -<br />

vigation auf den Was -<br />

serstraßen bei solchen<br />

Bedingungen trotz<br />

aller technischen Vor -<br />

kehrungen <strong>und</strong> jahr -<br />

zehntelanger Erfah -<br />

rung der B<strong>esa</strong>tzungen<br />

eine regelrechte Mate -<br />

rialschlacht. Bei den<br />

Eisfahrten entstehen<br />

immer wieder erheb -<br />

liche Schäden vor<br />

allem an Rudern,<br />

Düsen <strong>und</strong> Propellern<br />

der Schubboote, die<br />

im Frühjahr wieder<br />

repariert werden müs -<br />

sen. Daher werden<br />

solche Transporte auf<br />

der Basis langfristiger<br />

Verträge abgewickelt,<br />

um die Risiken für<br />

Verlader <strong>und</strong> Reeder<br />

überschaubar zu hal -<br />

ten. Dennoch hat die<br />

DBR zusammen mit<br />

dem WSA Berlin in<br />

mehr als 20 <strong>Jahre</strong>n<br />

Konvoi von DBR-Schubverbänden im Berliner<br />

Eiswinter<br />

Schubverband mit Eispflug in Schmöckwitz an<br />

der Dahme-Wasserstraße Bilder: Herdegen<br />

bewiesen, das das Binnenschiff auch unter<br />

erschwerten Bedingungen ein verlässlicher<br />

Partner der Kraftwerkswirtschaft sein kann<br />

<strong>und</strong> wird dies mindestens auch noch bis 2015<br />

tun – solange läuft der gegenwärtige Trans -<br />

portvertrag noch.<br />

Frank Herdegen/Hans-Wilhelm Dünner ❑<br />

35<br />

MAGAZIN FUR INTERMODALEN TRANSPORT UND LOGISTIK<br />

7/2007

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