10 Jahre esa - Schiffahrt und Technik
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TECHNIK & SCHIFFFAHRT<br />
Antriebs- <strong>und</strong> Bordaggregate vom Erfinder des Viertaktmotors<br />
Deutz: Kernkompetenz Motorenbau<br />
Mit einem Umsatz von r<strong>und</strong> 1,4<br />
Mrd. € im Jahr 2006 gehört die<br />
Deutz AG zu den weltweit führen -<br />
den Herstellern von Diesel- <strong>und</strong><br />
Gasmotoren. DEUTZ Motoren mit<br />
einem Leistungsspektrum von 4 bis<br />
800 kW kommen in Bauma schi nen,<br />
Stromerzeugungsaggregaten,<br />
Landmaschinen, Schiffen sowie<br />
Nutz- <strong>und</strong> Schienenfahrzeugen zum<br />
Einsatz.<br />
Die Geschichte des Unternehmens wurde<br />
maßgeblich von acht teils bis heute<br />
weithin bekannten Persönlichkeiten<br />
geprägt. Im Jahr 1862 konstruiert der<br />
Kölner Handelsreisende Nicolaus August Otto<br />
einen Viertakt-Verbrennungsmotor. Erst in<br />
Zusammenarbeit mit dem Ingenieur <strong>und</strong> Fabri -<br />
kanten Eugen Langen gelingt 1867 der Durch -<br />
bruch: Auf der Weltausstellung in Paris wird<br />
deren ‚atmosphärische Gaskraftmaschine’ als<br />
wirtschaftlichste Antriebsmaschine für Klein -<br />
gewerbe mit einer Goldmedaille ausgezeich net.<br />
Neun <strong>Jahre</strong> später steht der erste funk -<br />
tionsfähige Otto-Viertaktmotor bereit. Dieser<br />
läuft zunächst nur mit Gas.<br />
Wiege der Weltmotorisierung<br />
Aus der 1864 in einer kleinen Werkstatt in<br />
Köln gegründeten Firma von Otto <strong>und</strong><br />
Langen, der N.A. Otto & Cie, geht 1872 die<br />
Gasmotoren-Fabrik Deutz AG hervor. Im<br />
gleichen Jahr kommt Gottlieb Daimler als<br />
technischer Direktor in das Unternehmen, der<br />
wiederum seinen Fre<strong>und</strong> Wilhelm Maybach<br />
als Leiter des Zeichenbüros einstellt. Als die<br />
beiden das Unternehmen aufgr<strong>und</strong> von Mei -<br />
nungsverschiedenheiten mit Otto zehn <strong>Jahre</strong><br />
später wieder verlassen, ist die Deutz AG<br />
längst zum Großunternehmen geworden:<br />
Unter Lizenz werden die Otto-Motoren bereits<br />
in England <strong>und</strong> den USA gefertigt.<br />
1884 entwickelt Otto eine magnetelektrische<br />
Niederspannungszündung, mit deren Hilfe<br />
sein Motor auch abseits des Gasnetzes mit<br />
flüssigen Kraftstoffen betrieben werden kann.<br />
Da nicht patentiert, baut Robert Bosch die<br />
Zündvorrichtung im Jahr 1897 nach <strong>und</strong> ver -<br />
bessert sie. Damit legt er den Gr<strong>und</strong>stein für<br />
sein Unternehmen.<br />
Mit der Serienproduktion von eigenen Diesel -<br />
motoren beginnt Deutz im Jahr 1907, als das<br />
Patent Rudolf Diesels ausläuft. Bereits 1892<br />
hatte dieser sein Patent auf eine selbstzün -<br />
den de Viertakt-Wärmekraftmaschine ver -<br />
66 MAGAZIN FUR INTERMODALEN TRANSPORT UND LOGISTIK<br />
7/2007<br />
Der <strong>10</strong>13M ist mit 4 bis 6 Zylindern <strong>und</strong> 72 bis<br />
195 kW Leistung der kleinere der beiden wasser -<br />
gekühlten Motoren. Der größere <strong>10</strong>15M mit<br />
6 bis 8 Zylinder leistet 195 bis 440 kW. Die Lei s -<br />
tung der beiden wassergekühlten Marinemo to -<br />
ren ist auf die Bedürfnisse der Fahrgast schiff -<br />
fahrt angepasst<br />
kaufen wollen, was Deutz jedoch ablehnte.<br />
Dennoch fertigt das Unternehmen seit 1897<br />
als Lizenznehmer der Maschinenfabrik Augs -<br />
burg Dieselmotoren. So steht zum Serienstart<br />
der eigenen Entwicklung bereits umfang -<br />
reiches Diesel-Know-How zur Verfügung. Die<br />
ersten eigenen Dieselmotoren leisten 400 PS<br />
<strong>und</strong> eignen sich unter anderem für die Ver -<br />
wen dung als Schiffsantrieb.<br />
Weg in die Moderne<br />
1911 präsentiert das Unternehmen den ersten<br />
serienmäßigen Dieselmotor ohne Kompressor.<br />
Das von Ex-Mitarbeiter Prosper L'Orange<br />
entwickelte Vorkammer-Prinzip hält ab 1924<br />
Einzug in die Produktion. Die neuen Vorkam -<br />
mer-Diesel sind kleiner <strong>und</strong> leichter als die<br />
alten, mit Kompressor-Einspritztechnik verse -<br />
henen Dieselmotoren, was den mobilen Ein -<br />
satz deutlich erleichtert. Mit dem Einstieg in<br />
die Sparte der Landwirtschaftsmaschinen<br />
1919 begründet Deutz ein erfolgreiches Ge -<br />
schäftsfeld. Zwar wird die Landmaschinen-<br />
Sparte 1995 an die Firma Same verkauft, die<br />
Motoren für die italienischen Traktoren liefert<br />
Deutz aber nach wie vor. Die Same Deutz-<br />
Fahr Gruppe legt sich darüber hinaus später<br />
auf Deutz als Motorenlieferant fest: 2003<br />
steigt sie als größter Anteilseigner in das<br />
Kölner Unternehmen ein.<br />
Mit der Übernahme der Ulmer C.D. Magirus<br />
AG im Jahr 1936 erweitert die Deutz AG ihr<br />
Nutzfahrzeug-Geschäft: Lastwagen, Busse<br />
<strong>und</strong> Feuerwehr-Fahrzeuge mit dem Magirus-<br />
Deutz-Label sind bis 1980 fester Bestandteil<br />
der Produktion, die dann an die IVECO ver -<br />
kauft wird. Heute beschränkt sich Deutz in -<br />
zwischen allein auf den Bau von Motoren für<br />
Nutzfahrzeuge diverser Hersteller.<br />
In den vierziger <strong>Jahre</strong>n beginnt Deutz mit der<br />
Serienfertigung von luftgekühlten Dieselmo -<br />
toren. Bis 1989 baut das Unternehmen vier<br />
Millionen Stück. Ab 1988 verkauft Deutz<br />
außerdem einen Motor, dessen Kühlsystem<br />
<strong>und</strong> Schmierung von einem einzigen Öl kreis -<br />
lauf versorgt wird, der wiederum luftgekühlt<br />
ist. Bis zum Jahrtausendwechsel laufen<br />
500.000 Motoren dieser Bauart vom Band.<br />
Seit 1998 gehört auch Volvo zu den Partnern<br />
der Deutz AG: Die Kölner liefern mittelgroße<br />
Dieselmotoren für Arbeitsmaschinen <strong>und</strong><br />
Fahrzeuge der Schweden, Volvo beteiligt sich<br />
mit zehn Prozent am Gr<strong>und</strong>kapital der Deutz<br />
AG. In der Entwicklung von Dieselmotoren<br />
arbeiten die beiden Unternehmen fortan eng<br />
zusammen.<br />
Die luftgekühlten Motoren der Baureihe 913<br />
verfügen über drei bis sechs Zylinder mit<br />
maximal 132 kW Leistung Bilder: Deutz<br />
Deutz Marinemotoren<br />
DEUTZ Marinemotoren haben nicht erst seit<br />
der Übernahme der Motorenwerke Mannheim<br />
(MWM) einen guten Ruf. Im März 2005 ver -<br />
kauft Deutz das Marine-Servicegeschäft für<br />
Mittel- <strong>und</strong> Großmotoren an die finnische<br />
Wärtsilä Corporation, die nun für den Verkauf<br />
von Original-Ersatzteilen sowie für den tech -<br />
nischen K<strong>und</strong>endienst verantwortlich ist.<br />
Im Bereich Marinemotoren liefert Deutz heute<br />
die luftgekühlten Baureihen 912 <strong>und</strong> 913 mit<br />
3/6 Zylindern <strong>und</strong> Leistungen von 24 – 132<br />
kW, die wassergekühlten Baureihen <strong>10</strong>13 mit<br />
4/6 Zylindern <strong>und</strong> Leistungen von 72 – 195<br />
kW <strong>und</strong> <strong>10</strong>15 mit 6/8 Zylindern <strong>und</strong> Leistun -<br />
gen von 195 – 440 kW als Hauptantrieb oder<br />
Bordaggregat. Technisch gesehen erfüllen alle<br />
Marinemotoren bereits die Emissionsrichtlinie<br />
ZKR II, versichert Michael Berrier, der bei<br />
Deutz als Vertriebsreferent für Marinemotoren<br />
tätig ist. Letzte Zertifizierungsläufe fanden<br />
Mitte Oktober statt. Christian Grohmann ❑