HAFEN & TRANSPORT INTERMODAL Hafen am Schwarzen Meer wächst zum Drehkreuz für Containerverkehre Ost-West Hub CONSTANTZA Seit der Aufnahme Rumäniens in die Europäische Union am 1. Januar dieses <strong>Jahre</strong>s gehört der Hafen Constantza, am Westufer des Schwarzen Meeres, zu den größten Häfen in Europa. Damit hat der Hafen als Achse zwischen Europa <strong>und</strong> dem Nahen Osten noch mehr an Bedeutung gewonnen, was sich in kräftigen Wachstumsraten bei Umschlag <strong>und</strong> Ertrag niederschlägt. Mit einem G<strong>esa</strong>mtumschlag von 57,1 Mio. t wurden 2006 in den vier Häfen Constantzas 5718 Schiffe abgefertigt, darunter <strong>10</strong>0 Contai - ner frachter. Gerade für Länder, die keinen eigenen Zugang zum Meer haben, ist die Route über den Transportkorridor VII, der über die Donau <strong>und</strong> die Ost-West-Wirtschafts achse führt, ein deutlich kürzerer Handels weg. Die Hafenverwaltung ist davon über zeugt, dass Constantza mit seiner unmittel baren Lage am Donau-Schwarzmeer-Kanal auch weiter an Bedeutung gewinnen wird. Das Potential der Donau sei derzeit noch unausgenutzt besonders im Hinblick auf eine effiziente <strong>und</strong> ökologische Nutzung der Hinterlandverkehre. Dieser Transportweg sei eine Alternative zum Transport über Schiene <strong>und</strong> Straße, heißt es im Hafen der rumäni schen Stadt. Ganz davon zu schweigen, dass Waren aus dem Nahen Osten <strong>und</strong> aus Austra lien ihre Ziele in Zentraleuropa auf diesem Weg deutlich schneller erreichen, als über die 4000 km weitere Seeroute zu den Nordsee häfen. Der Umschlag über den Hafen am Schwarzen Meer hat gerade in den vergangenen sieben <strong>Jahre</strong>n rasant zugelegt. So hat sich der Getrei - deumschlag von 1 Mio. t in 2000 auf 7,2 Mio. t im vergangenen Jahr mehr als ver sechs - facht. Bei Gemüse <strong>und</strong> frischen Früchten stieg der Umschlag von 45<strong>10</strong>0 t in 2000 um 300% auf 180.600 t. Auch der Umschlag von Öl - produkten <strong>und</strong> Gas steigerte sich in dieser Zeit um r<strong>und</strong> 70% auf rd. 5 Mio. t. Containerhub zwischen Zentral - europa <strong>und</strong> dem Nahen Osten Diese positive Entwicklung wird besonders durch den Anstieg des Containerumschlags in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n begleitet. Mit Recht nennt sich der Seehafen einen Containerhub, denn 80% der umgeschlagenen Container haben ein anderes Bestimmungsziel <strong>und</strong> treten von dort ihre weitere Reise an. Wurden 2000 noch 362 Containerschiffe abgefertigt 58 MAGAZIN FUR INTERMODALEN TRANSPORT UND LOGISTIK 7/2007 Containerterminal <strong>und</strong> RoRo-Anlger im Südhafen waren es im vergangenen Jahr bereits <strong>10</strong>03. Mit 1 037 068 TEU hat der Hafen 2006 erst - mals die 1 Mio. Marke beim Container-Um - schlag überschritten. Auch die Abfertigung von Tankern boomt. Die Abfertigung hat sich von 662 Schiffen im Jahr 2000 auf 1159 Schiffe im Jahr 2006 beinahe verdoppelt. So w<strong>und</strong>ert er es nicht, dass der Hafen gerade in diese Bereich investiert <strong>und</strong> sein Engagement weiter ausbaut. „Constantza will nicht nur für die Schwarzmeerregion ein Umschlagshafen sein, sondern auch für die angrenzenden Länder in der Region“, so das offizielle State - ment. Dabei profitieren die Betreiber nicht nur von der günstigen Lage den Hafens: gerade einmal 179 Seemeilen sind es bis zum Bos - porus. Auch die Infrastruktur des Hafens über - zeugt. Derzeit entsteht ein Barge Terminal unmittelbar neben der Einfahrt zum Donau- Schwarzmeer-Kanal, das nach Investitionen von 24,6 Mio. € eine <strong>Jahre</strong>skapazität von 17 Mio. t <strong>und</strong> 11.300 Barges haben soll. In den kommenden sechs <strong>Jahre</strong>n soll auch die Verbindung des wasserseitigen Verkehrs zu Schiene <strong>und</strong> Straße weiter ausgebaut werden. Mit einem Investitionsvolumen von r<strong>und</strong> <strong>10</strong> Mio. €, die unter anderem aus dem EU- Struktur-Fonds stammen, soll ein zentraler Verschiebebahnhof entstehen, von dem aus das Gelände komplex <strong>und</strong> systematisch er - schlossen wird. Gleichzeitig sollen zwei Brücken über den Kanal die Anbindung an die Autobahn Constantza-Bukarest verbessern. Das entlastet den starken Verkehr im süd - lichen Teil des Hafens, wo besonders der Ausbau des Containerterminals oberste Prio - rität hat. Das betrifft unter anderem auch die hohen Sicherheitsstandards. Bernadette Scheurer ❑ Blick auf die Stadt Constantza <strong>und</strong> Teile des Norhafens Bilder: Hafen Constantza Hafendaten Constantza Der Hafen Constantza umfasst einen be - reits älteren, 789 ha großen Teil im Norden <strong>und</strong> einen neueren 2837 ha gro - ßen Teil im Süden. Kohle, Rohöl sowie che mische Produkte <strong>und</strong> Getreide werden in erster Linie im Nordhafen abgefertigt. Zwölf Bassins mit 82 Liegeplätzen <strong>und</strong> einer Wassertiefe bis zu 13,5 m stehen dafür zur Verfügung, die über eine Um - schlagskapazität von 85 Mio. t verfügen. Im Südhafen mit der erst zu einem Viertel ausgebauten Hafenentwicklungszone lie - gen die Container-Terminals. Auf einer G<strong>esa</strong>mtkailänge von 13 km befinden sich hier 50 Liegeplätze mit einer Kapazität von 20 Mio. t, die ebenfalls Umschlagsmög - lichkeiten für Rohöl, Stahlcoils, Kohle <strong>und</strong> die Abfertigung von RoRo-Schiffen bieten. Hier sollen 150 weitere Liegeplätze mit einer Kapazität von bis 150 Mio. t gebaut werden. Sch/Dü ❑
HAFEN & TRANSPORT INTERMODAL 59 MAGAZIN FUR INTERMODALEN TRANSPORT UND LOGISTIK 7/2007