Prüfingenieur 31 - BVPI - Bundesvereinigung der Prüfingenieure ...
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NACHRICHTEN<br />
<strong>Bundesvereinigung</strong> <strong>der</strong> <strong>Prüfingenieur</strong>e<br />
schlägt allgemeine Normen-Umlage vor<br />
100 bis 150 Euro pro Jahr und Mitarbeiter für<br />
die Führungsrolle in <strong>der</strong> Normungstätigkeit<br />
Die <strong>Bundesvereinigung</strong> <strong>der</strong> <strong>Prüfingenieur</strong>e für Bautechnik<br />
(<strong>BVPI</strong>) hat bei allen deutschen Ingenieuren eine alljährliche „Normenumlage“<br />
in Höhe von 100 bis 150 Euro pro Mitarbeiter vorgeschlagen.<br />
Mit dem Geld solle eine neue Dachorganisation finanziert<br />
werden, die den Ingenieuren „eine aktive Führungsrolle in <strong>der</strong> Normungstätigkeit“<br />
und eine „Vereinfachung und Reduzierung <strong>der</strong> Bemessungsnormen<br />
im Bauwesen“ ermöglichen soll.<br />
Der Vorschlag einer Normenumlage<br />
ist <strong>der</strong> materielle Kern<br />
eines Arbeitspapiers des Vorstandes<br />
<strong>der</strong> <strong>BVPI</strong>, in dem das <strong>BVPI</strong>-<br />
Mitglied Dr.-Ing. Karl Morgen<br />
Gedanken darüber formuliert hat,<br />
wie die Bemessungsnormen im<br />
Bauwesen vereinfacht und verschlankt<br />
werden könnten.<br />
In dem Papier heißt es, die<br />
veröffentlichte Meinung namhafter<br />
Kollegen [1], [2], [3], [4] bilde<br />
nur die Spitze eines Eisbergs: An<br />
<strong>der</strong> Basis, das heißt, bei nahezu allen<br />
Kollegen im Lande, rumore es.<br />
Die <strong>der</strong>zeitigen Normen seien viel<br />
zu umfangreich, zu kompliziert,<br />
kaum noch überschaubar, zum Teil<br />
auch sehr praxisfremd, auf jeden<br />
Fall schwer lesbar und untereinan<strong>der</strong><br />
inkonsistent.<br />
Diese Normen för<strong>der</strong>ten, so<br />
<strong>der</strong> Kern <strong>der</strong> Kritik <strong>der</strong> Ingenieure,<br />
wie sie in dem <strong>BVPI</strong>-Papier zusammengefasst<br />
wird, das mitunter<br />
gefährliche „Black-Box-Denken“:<br />
„Der Computer wird’s schon richtig<br />
machen!“<br />
Unsere <strong>der</strong>zeitigen Normen,<br />
so heißt es in dem Papier weiter,<br />
werden „fast täglich durch ‘Auslegungen’<br />
aktualisiert“. Neben dem<br />
erheblichen Zeit- und Kostenaufwand<br />
für die laufende Berücksichtigung<br />
dieser Än<strong>der</strong>ungen stelle<br />
sich aber auch die Frage <strong>der</strong><br />
Rechtssicherheit: Was ist denn <strong>der</strong><br />
gültige, bauaufsichtlich eingeführte<br />
Zustand – die jeweilige Norm<br />
und die Auslegung? Und welcher<br />
Stand <strong>der</strong> Auslegung ist anzuwenden?<br />
Was ist zu tun? fragt die<br />
<strong>BVPI</strong>. Eine mögliche Antwort sei<br />
eine stärkere „Professionalisierung“<br />
<strong>der</strong> Normenarbeit [5], [6] in<br />
dem Sinne, dass sie künftig in<br />
mehr Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong><br />
Ingenieure mit Kollegen aus <strong>der</strong><br />
Praxis und auch <strong>der</strong> Wissenschaft<br />
erstellt werden. Die (bezahlte) Bearbeitung<br />
solle dabei unter <strong>der</strong> klaren<br />
Vorgabe eines Pflichtenheftes<br />
und eines Zeit- und Kostenbudgets<br />
erfolgen.<br />
Die organisatorische<br />
Führung und die Aufsicht solle<br />
über eine Dachorganisation erfolgen,<br />
die von den tangierten Verbänden<br />
gegründet und getragen<br />
werden solle. Die Kollegen aus <strong>der</strong><br />
Schweiz hätten so etwas mit den<br />
„SWISS Codes“ unter <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>führung<br />
des Schweizer Ingenieurund<br />
Architektenvereins (SIA) modellhaft<br />
bereits realisiert.<br />
„Die Zeit für einen Wandel<br />
ist reif“, heißt es in dem Papier<br />
weiter, in dem zur weiteren Begründung<br />
auch darauf hingewiesen<br />
wird, dass selbst das DIN, das<br />
Deutsche Institut für Bautechnik<br />
(DIBt), die ARGEBAU und das<br />
Bundesministerium für Verkehr,<br />
15<br />
Der <strong>Prüfingenieur</strong> Oktober 2007<br />
Bau und Stadtentwicklung die Relevanz<br />
dieses Problems erkannt<br />
hätten und bereit seien, einen<br />
grundsätzlich neuen Ansatz mitzutragen.<br />
Wörtlich steht deshalb in<br />
dem <strong>BVPI</strong>-Arbeitspapier: „Jetzt<br />
sind wir Ingenieure gefor<strong>der</strong>t, die<br />
uns zufallende Rolle aufzugreifen<br />
und auszugestalten und eine aktive<br />
Führungsrolle in <strong>der</strong> Normungstätigkeit<br />
einzunehmen.“<br />
Zur Finanzierung schlägt<br />
die <strong>BVPI</strong> eine allgemeine „Normenumlage“<br />
unter allen deutschen<br />
Ingenieuren vor (ca. 100 bis 150<br />
Euro pro Mitarbeiter und Jahr).<br />
Diese müsse zweckgebunden auf<br />
einem Son<strong>der</strong>konto vereinnahmt<br />
und <strong>der</strong> Dachorganisation zur Verfügung<br />
gestellt werden. Die Verbände<br />
sollten auf ihren Mitglie<strong>der</strong>versammlungen<br />
möglichst bald<br />
die notwendigen Beschlüsse für<br />
eine Normenumlage fassen, damit<br />
die historische Chance für eine aktive<br />
Übernahme des Normungsprozesses<br />
durch die <strong>Prüfingenieur</strong>e<br />
und die Beratenden Ingenieure genutzt<br />
werden könne.<br />
Erwähnte Literaturstellen:<br />
[1] Normenflut gegen Ingenieurverstand<br />
[1] J. Scheer, DIB, Aug. 2003<br />
[2] Erfolg o<strong>der</strong> Debakel<br />
[1] Eurocodes: Gibt es Wege zu überschaubaren<br />
und sinnvollen Normen?<br />
[1] Prof. F. Werner, DIB, Nov. 2004<br />
[3] Normenflut in Deutschland<br />
[1] Dr.-Ing. D. Maier, Editorial Der <strong>Prüfingenieur</strong>,<br />
Okt. 2005<br />
[4] Erprobt, bewährt und demontiert<br />
[1] Dipl.-Ing. J. Steiner, Bautechnik, Heft<br />
4, 2006<br />
[5] Haben wir unsere Normen verdient?<br />
[1] Dr.-Ing. K. Morgen, Editorial Betonund<br />
Stahlbetonbau, Heft 8, 2006<br />
[6] 100 € für anwendbare Normen<br />
[1] VBI-Nachrichten, März 2007