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Schaltreglern der 78er-Klasse. Ursprünglich vom Dreieicher Hersteller<br />

entwickelt und pin-kompatibel zu den weit verbreiteten<br />

Längsreglern konzipiert, sind inzwischen viele ähnliche Produkte<br />

mit unterschiedlichen Logos auf dem Markt. Auch diese Produkte<br />

bewegen sich irgendwo in der Grauzone zwischen Me-too-Produkt<br />

und Plagiat. Der Nachweis der Produktpiraterie lässt sich in der<br />

Regel schwer erbringen: Wenn sich im Gehäuse tatsächlich eine<br />

eigene Entwicklung unter Verwendung anderer Komponenten be-<br />

� ndet, so handelt es sich eher um so genanntes kreatives Re-Engineering.<br />

„Erfolgreiche Produkte � nden eben Nachahmer und der<br />

Markt de� niert sowieso aus Gründen der Austauschbarkeit Größe<br />

und Anschlussdaten“, erläutert Reinhard Zimmermann und ist<br />

sich sicher: „Solange sich Logo und Typenbezeichnung unterscheiden,<br />

ist das zu akzeptieren, denn der Kunde weiß, woran er ist.“<br />

Wenn aus der Kopie eine Fälschung wird<br />

Problematisch wird es, wenn gefälschte Bauteile angeboten werden<br />

– und zwar mit Markennamen und Typenbezeichnung des Originals.<br />

Hier wird nicht nur der Originalhersteller betrogen, sondern<br />

auch der ahnungslose Anwender. Ein Beispiel anhand vergossener<br />

DC/DC-Wandler, wie sie auf Controller-Platinen vieler Maschinen<br />

verbaut werden, mit 24 Volt DC am Eingang und 3,3 Volt am Ausgang<br />

zur Versorgung des Prozessors. Während der Entwicklung<br />

hatten die Ingenieure eines Maschinenbauers ausschließlich hochwertige<br />

Komponenten ausgewählt und diese intensiv getestet. Die<br />

Maschine kam vor etwa anderthalb Jahren auf den Markt und erfreute<br />

sich schnell erheblicher Nachfrage.<br />

Mit dem Ende der Krise hatte der Hersteller mit Lieferengpässen<br />

zu kämpfen – auch bei Komponenten, wie DC/DC-Wandlern.<br />

Dann ein Lichtblick: Aus Asien kam ein Angebot für ein scheinbar<br />

identisches Produkt derselben Marke – praktisch ab Lager lieferbar<br />

und zu einem günstigeren Preis. Wer würde diese Chance auslassen?<br />

Als knapp 500 Wandler verbaut und mehrere Maschinen in<br />

Betrieb genommen waren, traten erste Reklamationen auf. Mehrfach<br />

mussten Servicetechniker vor Ort Controller-Boards austauschen,<br />

die o� enbar ihren Dienst quittiert hatten. Später wurde klar:<br />

die Fehlerursache war in nahezu allen Fällen einer der Wandler auf<br />

dem Board, was zum Ausfall der kompletten Steuereinheit führte.<br />

Neben horrenden Kosten für Support und Service in USA, China<br />

und Europa sowie Regressansprüchen der Endkunden für Produktionsausfälle<br />

war das bei dem neuen Produkt mit schmerzlichen<br />

Imageschäden verbunden.<br />

Der Teufel liegt im Detail<br />

Auch im Hause Recom herrschte Alarmstimmung. Hatte sich<br />

plötzlich bei einem Wandler, der schon seit Jahren problemlos<br />

läu� , trotz regelmäßiger Kontrollen ein Produktionsfehler einge-<br />

Wenn das vermeintliche<br />

Original eine Fälschung<br />

ist, kann das irreparable<br />

Schäden im Endprodukt<br />

nach sich ziehen.<br />

Reinhard Zimmermann , Produkt Marketing<br />

Manager, Recom Electronic , Dreieich.<br />

schlichen? Noch bevor die ersten defekten Wandler zurückkamen,<br />

hat der Hersteller im eigenen Umweltlabor in Gmunden mit Halt-<br />

Tests an Exemplaren der laufenden Produktion begonnen, allerdings<br />

ohne dass sich in den nächsten Tagen Au� älligkeiten zeigten.<br />

Dann trafen die defekten Teile ein. Diese trugen zwar ein Recom-<br />

Logo und auch die Typenbezeichnung stimmte – aber irgendwie<br />

sahen sie etwas anders aus. Das Logo war vertikal gestreckt und<br />

aufgedruckt – nicht aufgelasert wie beim Original.<br />

Ein Blick durchs Elektronenmikroskop zeigte weitere, markante<br />

Unterschiede. Statt eines soliden, gut geschirmten E-Kern-Trafos<br />

war ein billiger, nicht abgeschirmter Ringkern verwendet worden.<br />

Die Isolation war dabei so schlecht ausgeführt, dass sie nicht annähernd<br />

dem geforderten Wert entsprach. So führte ein billiges Bauteil<br />

letztlich zum Ausfall teurer Maschinen und verursachte Servicekosten<br />

in einem deutlich fünfstelligen Bereich. Vom Imageschaden<br />

des Herstellers ganz zu schweigen.<br />

China – der Copy-Shop der Welt?<br />

„Man kommt kaum umhin, China eine gewisse Kopier-Kultur zu<br />

unterstellen“, bringt Reinhard Zimmermann eines der weitverbreitesten<br />

Vorurteile auf den Punkt. Böse Zungen behaupten sogar, das<br />

C stünde für Copy und zu Recht an erster Stelle. „Klar, wer in einer<br />

einzigen Generation das au� olen möchte, was viele Generationen<br />

lang verschlafen wurde, wird dem Kopieren eine höhere Priorität<br />

einräumen als der Innovation“, nennt Reinhard Zimmermann eine<br />

mögliche Erklärung. Außerdem sollte nicht außer Acht gelassen<br />

werden, dass in China erste Fortschritte insbesondere beim Kampf<br />

gegen die Markenpiraterie erzielt wurden. „Aber bei allem Verständnis<br />

– ein großes Ärgernis ist der staatlich tolerierte, wenn<br />

nicht sogar geförderte Betrug mit dem CE-Zeichen“, betont Recoms<br />

Produkt Marketing Manager.<br />

Auf diversen Elektrogeräten � ndet sich ein CE-Zeichen, das<br />

kaum vom Original zu unterscheiden ist, allerdings absolut nichts<br />

mit Sicherheit oder gar einer Zulassung für Europa zu tun hat. Es<br />

steht für China-Export – und ist aus Sicht vieler Unternehmen damit<br />

völlig über� üssig, denn Made in China wäre als Hinweis auf<br />

das Ursprungsland völlig ausreichend. Typogra� e und Anordnung<br />

der beiden Lettern sind so nah am Original, dass einem schon der<br />

Gedanke einer gezielten Fälschung kommen kann. Momentan<br />

Auf einen Blick<br />

Stromversorgungen und<br />

Powermanagement<br />

Wird der Anwender durch<br />

gefälschte Logos getäuscht,<br />

dann kann aus einem vermeintlichen<br />

Gewinner schnell<br />

ein Verlierer werden:<br />

Wenn Produktpiraterie richtig teuer wird<br />

Auch Hersteller elektronischer Komponenten können es nicht vermeiden:<br />

ihre Erzeugnisse werden wie jedes erfolgreiche Produkt kopiert.<br />

Das hat oft böse Folgen. Wenn ein billiges Bauteil schnell beschädigt<br />

wird, fallen Maschinen aus – wofür der Hersteller haftet. Neben horrenden<br />

Kosten wird auch schnell das Image immens geschädigt. Was<br />

aber tun? Als Hersteller sowie als Kunde kann man eigentlich nur wenig<br />

dagegen ausrichten: Wachsamkeit, gesundes Misstrauen und so<br />

viele Informationen wie möglich zu sammeln, sind hilfreich.<br />

infoDIREKT www.all-electronics.de 100ejl0211<br />

www.elektronikjournal.com <strong>elektronikJOURNAL</strong> 02 / 2011<br />

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