TIERGESUNDHEIT UND VERBRAUCHERSCHUTZ - STUA Aulendorf
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Jahresbericht 2011 <strong>STUA</strong> <strong>Aulendorf</strong> - Diagnostikzentrum Seite 37<br />
4.1.3.2 4-Länder EU-Projekt<br />
„Tuberkulose beim Rotwild im Alpenraum“<br />
Am EU-Projekt „Tbc in alpine wildlife“ sind die insgesamt vier Partnerländer<br />
Österreich Deutschland, Schweiz und Italien beteiligt. Das gemeinsame<br />
Ziel der 17 Kooperationspartner unseres ERA-NET-Projektes ist es,<br />
die Verbreitung der Tuberkulose (TB) bei Wildtieren im Alpenraum<br />
festzustellen. Der Focus liegt dabei auf dem Rotwild. Als zusätzliche Information<br />
werden auch andere Wildarten (Dachs, Wildschwein, Gams und<br />
Fuchs) und Bodenproben an den Wildfütterungen untersucht. Diese multifokale<br />
Betrachtung ist wichtig, da der Tuberkuloseerreger als Zoonose<br />
aerogen übertragen wird und sich die Lebensräume der Nutz- und Wildtiere<br />
überschneiden. Die hohe Besatzdichte von Hirschen an den<br />
Fütterungsplätzen, besonders in der Winterzeit, spielt für das Infektionsgeschehen<br />
eine große Rolle. An diesen Orten steigt der Infektionsdruck<br />
zusätzlich durch kranke und geschwächte Tieren, die möglicherweise<br />
ohne Fütterung nicht über den Winter kommen würden. Höchstwahrscheinlich<br />
kann der Tuberkuloseerreger durch die gemeinsame Nutzung<br />
der Weideflächen auf der Alm vom Wild auf das Rind übertragen werden.<br />
Die bovine Tuberkulose (bTB) ist eine anzeigepflichtige Tierseuche und<br />
Zoonose. Aus dem MTC-Komplex können hier besonders Mykobakterium<br />
bovis und Mykobakterium caprae unterschieden werden. Von 2004 bis<br />
2010 wurden in über 90 Rinderbeständen aus Deutschland Ausbrüche<br />
von Tuberkulose gemeldet. Bei einem Drittel dieser Bestände, die direkt in<br />
der Alpenregion an der Grenze zu Baden-Württemberg liegen, wurde M.<br />
caprae nachgewiesen. 2004 wurde der erste M. caprae-Fall in einem<br />
bayrischen Rinderbestand gemeldet. Besonders 2007 bis 2009 häufte<br />
sich der Nachweis von M. caprae in süddeutschen Rinderbeständen. In<br />
Rinderbeständen kommt es durch Tuberkulose zum Gewichtsverlust, zu<br />
verringerter Milchleistung und zur Verkürzung der Leistungs- und<br />
Nutzungsdauer. Dies führt zu einem großen volkswirtschaftlichen<br />
Schaden.<br />
Als Zoonoseerreger haben M. bovis und M. caprea ein sehr großes<br />
Wirtsspektrum. Sie sind besonders für Rinder und Ziegen aber auch für<br />
Wild- und Zootiere infektiös. Auf den Menschen werden diese Erreger<br />
direkt über Tröpfcheninfektion durch den engen Kontakt in landwirtschaftlichen<br />
Betrieben oder indirekt über nicht ausreichend erhitzte erregerhaltige<br />
Lebensmittel übertragen. Bei Untersuchungen bezüglich eines<br />
Erregerreservoirs wurden beim Rotwild in Österreich in Tirol und später<br />
auch in Bayern im Oberallgäu M. caprae gefunden.<br />
Deutschland wird vom Forschungszentrum Jülich als Projektträger (PtJ)<br />
über das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziell<br />
unterstützt. Die Alpenregion auf deutscher Seite erstreckt sich über eine<br />
Fläche von 11.100 km² (5,8 % des gesamten Alpengebietes). 86 % liegen<br />
auf bayrischem Gebiet, die kleine Fläche in Baden-Württemberg mit dem<br />
ausgewiesenen Rotwildgebiet (1.631 km²) liegt im Landkreis Ravensburg<br />
auf der Adelegg in der Gemeinde Isny im Westallgäu. In der Jagdsaison<br />
2010/2011 wurden in BW 40 Stück Rotwild und 7 Dachse untersucht.<br />
Tuberkuloseerreger konnten aus keiner der Proben isoliert werden. In der<br />
darauffolgenden Jagdsaison sind bisher 38 Rotwildproben, 10 Dachse,<br />
2 Gämsen und 1 Fuchs eingegangen. Den von unseren Projektkoordinatoren<br />
aus Österreich organisierten Ringversuch haben wir sowohl mit dem<br />
gemeinsam abgestimmten kulturellen als auch mit dem molekularbiologischen<br />
Verfahren erfolgreich abgeschlossen.<br />
Emerging and Major Infectious Diseases<br />
of Livestock<br />
4-Länder EU-Projekt „Tuberkulose<br />
beim Rotwild im Alpenraum“<br />
PtJ<br />
BMBF<br />
DIAGNOSTIK I