TIERGESUNDHEIT UND VERBRAUCHERSCHUTZ - STUA Aulendorf

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Seite 92 STUA Aulendorf - Diagnostikzentrum Jahresbericht 2011 5.9 Fischgesundheitsdienst (Land) Das Fischteam (v.l.): Dr. B. Schletz, Dr. I. Bühler (seit 01.01.2012) techn. Assistenz aus der Pathologie durch: S. Gronmayer, I. Pfeiffer, K. Hummel Viruskrankheiten Bakterielle Infektionskrankheiten Parasitäre Krankheiten TGD Im Berichtsjahr wurden durch den Fischgesundheitsdienst (FGD) Aulendorf 77 Anlagen im Regierungsbezirk Tübingen betreut. In der Mehrzahl der Anlagen werden Salmoniden (v.a. Regenbogenforellen) gehalten. Die Größe der Anlagen reicht vom kleinen Hobbybetrieb mit wenigen Hundert Fischen bis hin zu Mastanlagen mit mehreren Hundert Tonnen Fisch. Die meisten der betreuten Forellenanlagen sind von der EU anerkannt seuchenfrei bezüglich VHS (Virale Hämorrhagische Septikämie) und IHN (Infektiöse Hämatopoetische Nekrose). Es gibt in Süd-Württemberg auch 11 VHS- und IHN-freie Wassereinzugsgebiete (Zonen). Im Jahr 2011 wurden durch den Fischgesundheitsdienst Aulendorf (Frau Dr. Rucker und Frau Dr. Schletz) 184 Bestandsbesuche durchgeführt. Zusätzlich wurden zusammen mit den zuständigen Veterinärämtern an 9 Terminen Kontrollen in den seuchenfreien Zonen durchgeführt und bei vier abendlichen Informationsveranstaltungen die Fischzüchter sowie die Gewässerpächter und Angler in den Schutzgebieten informiert. Im Fischlabor des STUA wurden im Berichtsjahr 280 Aufträge mit 4.110 Proben untersucht. Unter anderem wurden dabei folgende Erkrankungen diagnostiziert: Viruskrankheiten: Koi-Herpesvirus-Infektion (KHV-I) 1 Fall (Zierfisch) Virale Hämorrhagische Septikämie (VHS) Infektiöse Pankreasnekrose (IPN) Bakterielle Infektionskrankheiten: RTFS (Rainbow Trout Fry Syndrome, Flavobacterium psychrophilum) ERM (Enteric Redmouth Disease, Rotmaulseuche, Yersinia ruckeri) Furunkulose (Aeromonas salmonicida ssp. salmonicida) Bakterielle Kiemenschwellung (Flexibacter columnaris) Parasitäre Krankheiten: Ichthyophthirius multifiliis Andere Ektoparasiten (Costia, Saugwürmer etc.) Amöbose der Kiemen 1 Fall 3 Fälle 31 Fälle (in 13 Anlagen) 16 Fälle (in 6 Anlagen) 22 Fälle (in 7 Anlagen) 14 Fälle (in 5 Anlagen) 8 Fälle 12 Fälle 12 Fälle
Jahresbericht 2011 STUA Aulendorf - Diagnostikzentrum Seite 93 Um die Tiergesundheit zu verbessern und gleichzeitig den Arzneimitteleinsatz zu minimieren, werden in der Fischhaltung immer mehr Impfungen eingesetzt. In den vom FGD betreuten Forellenbetrieben ist die bedeutendste bakterielle Infektionskrankheit die ERM (Enteric RedMouth Disease, Rotmaulseuche), verursacht durch Yersinia ruckeri (Abb. 1). Bei allen Altersklassen können v. a. in den Sommermonaten hohe Verluste auftreten. Bei der Sektion findet man im Maulbereich, in der Bauchhöhle und in den inneren Organen Blutungen, der Darm ist entzündet und es besteht fast immer eine deutliche Schwellung der Milz, (Abb. 2). Ein Fischbestand kann während eines Produktionszyklus mehrmals hintereinander an solchen bakteriellen Infektionen erkranken. Bei akuten Ausbrüchen bleibt oft die Behandlung mit einem geeigneten Antibiotikum nach Resistenztest als einziges Mittel, um massive Tierverluste sowie Tierleid zu vermeiden. Aufgrund der leichten und schnellen Anzüchtung sowie den guten immunisierenden Eigenschaften von Yersinia ruckeri werden schon seit Jahrzehnten (zunächst bestandsspezifische, heute kommerzielle) ERM- Impfstoffe hergestellt. In 10 der vom FGD Aulendorf betreuten Forellenzuchten wird die Brut routinemäßig gegen ERM geimpft. Zur Verwendung kommt eine Tauchvakzine, in die die Brütlinge (Körpergewicht mindestens 2 g, besser 5 g) getaucht werden. Die inaktivierten Erreger des Impfstoffes werden über Kiemen und Haut aufgenommen und der Fisch kann eine Immunantwort ausbilden. Der Impfschutz beträgt nach erfolgreicher Impfung mindestens 6 Monate. Reicht dies für die Dauer der Mast nicht aus, kann eine Auffrischungsimpfung (Boosterung) mit einem Oralimpfstoff erfolgen, der über das Futter verabreicht wird. Die Erfahrungen mit der ERM-Impfung von Regenbogenforellen bestätigen, dass durch eine sorgfältig durchgeführte Impfung sowohl die Tierverluste als auch der Arzneimitteleinsatz aufgrund von ERM drastisch gesenkt werden kann. Allerdings hat sich gezeigt, dass schon mit einmaligem Aussetzen der Impfung die ERM auch nach Jahren wieder in einem Bestand ausbrechen kann. Auch gegen Aeromonas salmonicida ssp. salmonicida, den Erreger der Furunkulose ist eine kommerzielle Vakzine auf dem Markt, die aber aufgrund mangelnder Nachfrage derzeit nicht zur Verfügung steht. Daher wurde im Jahr 2011 für eine Felchenaufzucht mit endemischer Furunkulose eine anlagenspezifische Tauchvakzine hergestellt. Geimpft wurden sowohl adulte Felchen als auch Brütlinge (Abb. 3 und 4). Aussagen über die Wirksamkeit der Impfung werden erst im weiteren Verlauf der Entwicklung möglich sein. Abb. 1: Der Erreger Yersinia ruckeri in der Anzucht Abb. 2: An Rotmaulseuche erkrankte Regenbogenforelle Abb. 3: Impfung von adulten Felchen gegen Furunkulose Abb. 4: Geimpfte Felchenbrütlinge werden in ein frisch gereinigtes Becken gesetzt. TGD
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