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Beschäftigung mit Musik – ein Leben lang / Fare musica – tutta la vita

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28<br />

Vom Vogelgezwitscher zum Kunstgesang<br />

Vokale Mutter-Kind-Interaktion <strong>ein</strong>es zweimonatigen Mädchens. 10 Sieht man von<br />

den drei ver<strong>ein</strong>zelten Tonhöhen-Ausbrüchen ab, die dem übersteigerten kindgerichteten<br />

Sprechen geschuldet sind, bewegen sich Mutter und Kind (rot <strong>ein</strong>gerahmt) im<br />

gleichen Frequenzbereich zwischen 220 und 420 Hertz.<br />

2. Neuronale Grund<strong>la</strong>gen des audio-vokalen Lernens<br />

Diese Beobachtung verweist auf <strong>ein</strong>e Besonderheit menschlichen vokalen Lernens.<br />

Wie <strong>ein</strong>gangs bereits erwähnt, verfügen auch Tiere über ihnen artgemäße Lautäußerungen,<br />

sind aber nicht zu artikulierter Rede fähig. Man hat dies zunächst darauf<br />

zurückgeführt, dass dazu der Stimmapparat der Tiere nicht entsprechend ausgerüstet<br />

ist, dass sich nämlich der Kehlkopf senken muss, um <strong>ein</strong>en größeren Artiku<strong>la</strong>tions-<br />

und Resonanzraum zu schaffen, der da<strong>mit</strong> zugleich als Formantfilter dient. Man<br />

kann aber nachweisen, dass sich z.B. auch bei Tieren (z.B. beim röhrenden Hirsch<br />

oder bellenden Hund) deutlich der Kehlkopf senkt, was aber k<strong>ein</strong>e Auswirkungen<br />

auf deren Artiku<strong>la</strong>tionsfähigkeit hat.<br />

Daher hat man angenommen, dass <strong>ein</strong> spezielles (Sprach)Gen den menschlichen<br />

Sprachinstinkt als genetische An<strong>la</strong>ge die Sprechfähigkeit des Menschen ermöglicht.<br />

11<br />

Mit der Entdeckung <strong>ein</strong>es Gens aus der Gruppe der Forkhead Box Prot<strong>ein</strong>e (FoxP2)<br />

schien <strong>ein</strong> solches Gen tatsächlich nachgewiesen zu s<strong>ein</strong>, das <strong>ein</strong>en Transkriptionsfaktor<br />

darstellt und der Regu<strong>la</strong>tion der Gen-Expression dient. In den Basalganglien,<br />

in denen Bewegungen moduliert werden und wo dieses Gen in großem Umfang<br />

hergestellt wird, bildet es <strong>ein</strong> Prot<strong>ein</strong>, das für die Motorik der Lautbildung notwendig<br />

ist und bei Abwesenheit zu Sprachstörungen führt. 12 Ein Gen der Forkhead Box<br />

Gruppe, das so<strong>mit</strong> indirekt für das vokale Lernen zuständig ist, findet sich aber<br />

auch in vielen anderen Wirbeltieren und unterscheidet sich nur in wenigen Baust<strong>ein</strong>en<br />

vom menschlichen FoxP2-Gen.<br />

Abb. 3<br />

10 Aus K. Leimbrink, Die Entwicklung a. a. O.<br />

11 Steven Pinker, The <strong><strong>la</strong>ng</strong>uage instinct, William Morrow & Co., New York 1994.<br />

12 Alec MacAndrew, FOXP2 and the Evolution of Language (2007), www.evolutionpages.com/FOXP2_<strong><strong>la</strong>ng</strong>uage.htm

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