Beschäftigung mit Musik â ein Leben lang / Fare musica â tutta la vita
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Struktur und Wirkung der <strong>Musik</strong> im Spielfilm<br />
hierdurch die Verständlichkeit zu fördern. Und darüber setzt Pauli die ‘hermeneutische’<br />
Funktion jeder Filmmusik, indem er darauf insistiert, nicht nur jede <strong>ein</strong>zelne Szene <strong>mit</strong><br />
ihrer <strong>Musik</strong> zu betrachten, sondern den Gesamtzusammenhang der disparat ersch<strong>ein</strong>enden<br />
<strong>Musik</strong> im Verhältnis zur Erzählung im Auge zu behalten. Diesen drei Funktionen<br />
der Filmmusik, auf die konkrete Rezeption <strong>ein</strong>es Films bezogen 3 , stellt Pauli auch <strong>ein</strong>e<br />
Funktion zur Seite, die auf die <strong>Musik</strong>rezeption des Publikums über diesen <strong>ein</strong>zelnen<br />
Film hinaus zielt und die Wirkung dieser <strong>Musik</strong> auf das <strong>Musik</strong>verhalten des Publikums<br />
überhaupt bedenkt; er nennt diese Funktion ‘Metafunktion’. 4 Die von ihm genannte Trias<br />
der Funktionen jeder Filmmusik, er m<strong>ein</strong>t, «was die <strong>Musik</strong> je in Verbindung <strong>mit</strong> <strong>ein</strong>em<br />
bestimmten Film konkret leistet», 5 nämlich ihre<br />
1. persuasive Funktion<br />
2. syntaktische Funktion<br />
3. hermeneutische Funktion<br />
enthält sehr richtig die Anmerkung des Autors, dass diese Funktionen <strong>mit</strong> jeder Art<br />
von <strong>Musik</strong> erzielt werden können, oder, um es in der ihm eigenen Sprache zu zitieren:<br />
«jegliche <strong>Musik</strong> (...), gleichgültig, welches Idiom sie spricht». 6<br />
Ich werde am Beispiel zweier Spielfilme, welche im Jahr 2007 <strong>mit</strong> dem Academy<br />
Award (Oscar) für den besten Spielfilm und den besten nicht englischsprachigen<br />
Spielfilm ausgezeichnet wurden, Strukturen und Wirkungen, und da<strong>mit</strong> auch Funktionen<br />
der jeweiligen <strong>Musik</strong> aufzeigen. Zunächst sei der Forschungsstand zur Funktionalität<br />
in dem für dieses Thema erforderlichen Umfang referiert. Bezüglich der<br />
Stilvielfalt (‘jegliche <strong>Musik</strong>’) ist hier bereits festzustellen, dass der Filmkomponist<br />
Howard Shore für die von ihm komponierte und ausgewählte <strong>Musik</strong> zu dem 2007<br />
<strong>mit</strong> <strong>ein</strong>em Academy Award als bester Spielfilm ausgezeichneten Film The Departed<br />
mehrere musikalische Schichten neben<strong>ein</strong>ander stellt und kombiniert. Beispielsweise<br />
werden die Arie Chi mi frena in tal momento aus der Oper Lucia di Lammermoor<br />
von Gaetano Donizetti, der Song von John Lennon Well, Well, Well, der Song<br />
The Thiefs Theme von NAS und insbesondere der Titelsong I’m shipping up to Boston<br />
von der US-amerikanischen folk-rock Band Dropkick Murpheys als ‘source music’<br />
(‘nondiegetic music’) oder als ‘diegetic music’ <strong>mit</strong> der eigens von Howard Shore<br />
komponierten <strong>Musik</strong> im Stil des modern ‘irish folk’ überwiegend für Gitarren und<br />
Streicher und Percussion verbunden; immer um die jeweilige Funktion zu erfüllen.<br />
Bezüglich der unbewussten <strong>Musik</strong>rezeption während der Filmwahrnehmung ist anzumerken,<br />
dass die Be<strong>ein</strong>flussung der Filmwahrnehmung des Publikums durch <strong>Musik</strong><br />
innerhalb des eigentlich paradoxen ästhetischen Paradigmas erfolgt, dass Film-<br />
3 Hansjörg Pauli, Funktionen von Filmmusik, in Film und <strong>Musik</strong>, hrsg. von Helga de <strong>la</strong> Motte-Haber, Schott, Mainz<br />
1993, (Veröffentlichungen des Instituts für Neue <strong>Musik</strong> und <strong>Musik</strong>erziehung Darmstadt), S. 8-17.<br />
4 Hansjörg Pauli, Filmmusik: Stummfilm, Klett, Stuttgart 1981, S. 195.<br />
5 Ebda., S. 195.<br />
6 Hansjörg Pauli, Funktionen von Filmmusik a. a. O., S. 9 und S. 15.