Dokument herunterladen - BfU
Dokument herunterladen - BfU
Dokument herunterladen - BfU
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
I. Zusammenfassung / Résumé / Riassunto /<br />
Abstract<br />
1. Verhalten, Einstellungen und<br />
Unfallerfahrungen von Motorrad-<br />
fahrern<br />
Dem allgemein positiven Trend in den Unfallsta-<br />
tistiken zufolge nehmen Strassenverkehrsunfälle<br />
trotz höherer Verkehrsdichte insgesamt eher ab.<br />
Nicht so die Motorradunfälle mit Verletzungs-<br />
oder Todesfolge: Deren Zahl hat in der Schweiz,<br />
in Europa und Übersee in den vergangenen<br />
Jahren stagniert oder sogar zugenommen.<br />
Die Literaturanalyse ergibt eine Reihe von Erklä-<br />
rungsmöglichkeiten für die Ursachen der erhöh-<br />
ten Unfallgefährdung von Motorradfahrern:<br />
Diese bewegen sich im Vergleich mit PW-Fahrern<br />
relativ ungeschützt (z. B. ohne Knautschzonen),<br />
jedoch mit gleicher Geschwindigkeit im gleichen<br />
Strassenraum fort. Dies erhöht ihre Verletzlich-<br />
keit bei einem Unfall. Zudem ist es problema-<br />
tisch, dass der Strassenverkehrsraum primär auf<br />
die Bedürfnisse von Benützern von vierrädrigen<br />
Motorfahrzeugen ausgerichtet ist. Es bestehen in<br />
der Literatur klare Vorstellungen darüber, wie<br />
die Ausrüstung der Motorradfahrer und der<br />
Strassenraum optimiert werden könnten, um<br />
sowohl das Unfall- wie auch das Verletzungs-<br />
bzw. Sterberisiko dieser Verkehrsteilnehmer-<br />
gruppe zu verringern.<br />
Zusammenfassend geht aus der Literaturanalyse<br />
hervor, dass neben der grundsätzlichen Gefähr-<br />
lichkeit dieses Motorfahrzeugtyps vor allem die<br />
spezifischen Eigenschaften von Motorradfahrern<br />
(Verhalten, Einstellungen) viel dazu beitragen,<br />
dass das Unfallrisiko dieser Verkehrsteilnehmer-<br />
gruppe zusätzlich erhöht ist. Nur eine relativ<br />
kleine Gruppe von Motorradfahrern benötigt ihr<br />
Fahrzeug primär für Transportzwecke, eine weit<br />
grössere Gruppe übt das Motorradfahren als<br />
Hobby aus.<br />
Alle zitierten Untersuchungen zu Einstellungen<br />
und Motiven von Motorradfahrern ergeben, dass<br />
jene, die bereit sind ein hohes Risiko einzugehen<br />
um sich auszuleben (hohe Auslebenstendenz),<br />
unfallgefährdeter sind als jene mit sachlichen<br />
Fahrmotiven. Besonders brisant wird dies, wenn<br />
infolge einer charakterlich bedingten Selbstüber-<br />
schätzungstendenz oder eines schlechten<br />
Selbstkonzepts im Verkehr kompensatorisch<br />
erhöhte Risiken eingegangen werden. Eine<br />
erhöhte Risikobereitschaft kann sich auch darin<br />
manifestieren, dass geltende Strassenverkehrs-<br />
gesetze, insbesondere Geschwindigkeitslimiten,<br />
nicht eingehalten werden. Übereinstimmend<br />
kommen die zitierten Autoren zum Schluss, dass<br />
dieses Verhalten bei Motorradfahrern relativ<br />
häufig auftritt und als bedeutsamer Risikofaktor<br />
eingestuft werden muss.<br />
Die vorliegende Studie stellt eine Längsschnittun-<br />
tersuchung von rund 600 Personen dar, die in ei-<br />
nem Zeitraum von rund 10 Jahren dreimal mit-<br />
tels Fragebogen zu ihrem «motorradspezi-<br />
fischen» Verhalten, ihren Einstellungen und<br />
ihren Unfallerfahrungen befragt worden sind.<br />
Die ersten beiden Erhebungen erfolgten 1998<br />
und 1999 und die dritte 2007. Vom Konzept her<br />
stellt die Studie eine Wiederholung (Replikation)<br />
bfu-Report Nr. 59 Zusammenfassung / Résumé / Riassunto / Abstract 9