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Motorradfahrer resp. Teilgruppen von Motorrad-<br />

fahrern Rechnung tragen. Erkenntnisse aus der<br />

Sicherheitsforschung über PW-Fahrer können nicht<br />

eins zu eins auf Motorradfahrer übertragen<br />

werden, da diese in der Regel unter anderen moti-<br />

vationalen Gesichtspunkten am Strassenverkehr<br />

teilnehmen. Emotionale Fahrmotive (Fahrspass,<br />

Selbstdefinition, Grenzerfahrung usw.) überwiegen<br />

gegenüber den rein sachlichen beim Motorrad-<br />

fahren. Häufig geht dies mit problematischen,<br />

sicherheitsabträglichen Verhaltensweisen einher<br />

[10,27,28]. PW-Fahrer haben einen bestimmten<br />

Ort als Ziel, für Motorradfahrer ist das Zurücklegen<br />

der Strecke das Ziel.<br />

Mit der Frage, wie sich unsachliche Fahrmotive<br />

(erhöhte Auslebenstendenz) auf die Unfallgefähr-<br />

dung auswirken, befassten sich die Autoren Schulz<br />

et al. [29]. Sie beobachteten und befragten Teil-<br />

nehmende eines (sportlich orientierten) Motorrad-<br />

sicherheitstrainings, um Zusammenhänge zwischen<br />

Einstellungen und Fahrkompetenz zu erfassen. Ziel<br />

der Forschungsarbeit war es, pädagogische Konse-<br />

quenzen für die Gestaltung von Sicherheits-<br />

trainings abzuleiten. Im Fokus der Untersuchung<br />

standen die erwiesenermassen mit einer höheren<br />

Unfallgefährdung einhergehende Auslebensten-<br />

denz und die Fahrkompetenzen. Die Moderatoren<br />

beobachteten während des Fahrsicherheitstrainings<br />

die Kriterien «Fahrkompetenz» (unsicheres, unkon-<br />

zentriertes und ängstliches Fahrverhalten) und<br />

«Auslebenstendenz» (demonstrieren der eigenen<br />

Kompetenzen, riskantes und konkurrenzorien-<br />

tiertes Verhalten) und ordneten die Teilnehmenden<br />

in vier Gruppen ein:<br />

� Fahrkompetenz gering und Auslebenstendenz<br />

gering<br />

� Fahrkompetenz hoch und Auslebenstendenz<br />

gering<br />

� Fahrkompetenz gering und Auslebenstendenz<br />

28 Einleitung und Problemstellung bfu-Report Nr. 59<br />

hoch<br />

� Fahrkompetenz hoch und Auslebenstendenz<br />

hoch.<br />

Der Vergleich der Ergebnisse der Beobachtung und<br />

der Befragung ergab, dass sich wenig kompetente<br />

und wenig auslebensfreudige Motorradfahrer in<br />

den schriftlichen Befragungen auch als weniger<br />

rivalisierend beschreiben. Hoch kompetente und<br />

risikofreudige Personen beschreiben sich hingegen<br />

als sehr rivalisierend. Beide Gruppen suchen jedoch<br />

das Fahrvergnügen. Im Gegensatz zu den<br />

Motorradfahrern, deren Kompetenz und Aus-<br />

lebenstendenz hoch sind, halten die Fahrer mit<br />

geringer Kompetenz und Auslebenstendenz die<br />

Gefahren im Strassenverkehr für schlecht kontrol-<br />

lierbar. Die Motorradfahrer mit einer hohen fremd-<br />

eingeschätzten Auslebenstendenz und Kompetenz<br />

schätzen sich selber auch am kompetentesten ein.<br />

Im Gegensatz dazu schätzen sich Personen selber<br />

als wenig kompetent ein, die auch von aussen als<br />

wenig kompetent und nicht auslebensbereit<br />

eingeschätzt worden sind. Wird nun die<br />

Motorenleistung zu den Kompetenz- und Aus-<br />

lebenstendenzgruppen in Beziehung gesetzt, so<br />

zeigt sich, dass diejenigen, die wenig kompetent,<br />

aber als stark auslebensbereit eingestuft worden<br />

sind, die stärksten Motorräder fahren, gefolgt von<br />

denjenigen, die als kompetent und auslebensbereit<br />

eingestuft worden sind. Personen, die sehr kom-<br />

petent, aber wenig auslebensbereit sind, fahren die<br />

schwächsten Motorräder. Analog zeigt sich auch<br />

die Einschätzung des Risikoverhaltens: Es be-<br />

schreiben sich jene als am risikobereitesten, die<br />

wenig kompetent sind, aber eine hohe Auslebens-<br />

tendenz haben. Fazit ist, dass Motorradfahrer mit<br />

geringer Kompetenz und hoher Auslebenstendenz<br />

klar am gefährdetsten sind.

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