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Entwicklung des Unfallgeschehens bei<br />
Motorradfahrern in Australien und international<br />
befassen. Seit 1996 ist eine Entwicklungsrichtung<br />
feststellbar, dass Motorradfahrer über 30 öfter in<br />
Unfälle verwickelt werden als Motorradfahrer unter<br />
30. Diese Tendenz, dass die über 30-Jährigen das<br />
Motorrad vorwiegend für Freizeitzwecke nutzen,<br />
zeigt sich auch in der Befragung von Kuschefski et<br />
al. [23]. Deren Unfalldatenanalyse ergibt, dass sich<br />
die hohe Anzahl Unfälle, die den über 30-Jährigen<br />
zugeschrieben werden, häufiger auf Freizeit- bzw.<br />
auf Vergnügungsfahrten ereignen. Dies lässt sich<br />
daraus ableiten, dass sich die (Selbst-)Unfälle<br />
häufiger in ländlichen Gebieten, tagsüber, bei<br />
schönem Wetter sowie an den Wochenenden<br />
ereignen und die Fahrer verhältnismässig häufiger<br />
alkoholisiert waren.<br />
International kann davon ausgegangen werden,<br />
dass immer öfter ältere Personen als Motorrad-<br />
fahrer am Verkehr teilnehmen. Bei den älteren<br />
Motorradfahrern gibt es nebst denjenigen, die<br />
schon seit jungen Jahren regelmässig Motorrad<br />
fahren, auch solche, die erst kürzlich einen<br />
Motorradführerausweis erworben haben und<br />
andere, die diesen schon lange besitzen, aber erst<br />
kürzlich wieder mit dem Motorradfahren ange-<br />
fangen haben. Somit gibt es bei den Motorrad-<br />
fahrern also im Gegensatz zu den PW-Fahrern die<br />
Unterscheidung zwischen «Neulenkern» (häufiger<br />
jung), «erfahrenen älteren Lenkern» und «älteren<br />
Wiedereinsteigern». Diese Gruppen können auch<br />
hinsichtlich ihres Fahrverhaltens gegliedert werden.<br />
Wiedereinsteiger zeichnen sich beispielsweise<br />
dadurch aus, dass sie eher weniger und auch<br />
kürzere Stecken mit dem Motorrad zurücklegen<br />
und das Auto als Haupttransportmittel besitzen. Sie<br />
weisen klar eine geringere Motorradfahrpraxis auf.<br />
Sie fahren auch häufiger aus reinem Vergnügen,<br />
was erfahrungsgemäss zu einer Risikoerhöhung<br />
führt [22,24].<br />
Diese Häufung von Unfällen an den Wochenenden<br />
und bei schönem Wetter wurde auch in Belgien<br />
und den Niederlanden beobachtet [5]. In Frank-<br />
reich, England und in der Schweiz zeigt sich dieses<br />
Phänomen hingegen nicht, da sich die Zunahme<br />
der schweren Motorradunfälle nicht allein auf Frei-<br />
zeitfahrten am Wochenende, sondern auch auf die<br />
Unfälle werktags (unter der Woche) bezieht [25].<br />
Die Gesamtunfallzahlen motorisierter Verkehrs-<br />
teilnehmer zeigen, dass Motorradfahrerinnen<br />
seltener verunfallen als Motorradfahrer. Forke [26]<br />
erklärt dies damit, dass Frauen einen anderen<br />
Zugang zum Motorradfahren haben. Frauen haben<br />
einen entspannten Fahrstil, was sich letztlich auch<br />
in der Wahl des Motorradtyps (z. B. Chopper oder<br />
Enduro) niederschlägt. Männer bevorzugen eher<br />
«sportliche» Motorräder. Auch die Betrachtung des<br />
gesamteuropäischen Motorradunfallgeschehens<br />
stützt die Aussage, dass Motorradunfälle ein<br />
«Männerphänomen» sind [5].<br />
2.4 Einstellungen, Motive und<br />
Verhalten<br />
Ein wichtiger Sicherheitsfaktor beim Motorrad-<br />
fahren ist der Fahrer selber bzw. was sich während<br />
des Fahrens in seinem Kopf abspielt. Aus<br />
präventiver Sicht interessieren die psychologischen<br />
Hintergründe unsicherer Fahrpraktiken von Motor-<br />
radfahrern, die letztlich zu einer erhöhten Unfall-<br />
gefährdung führen. Auf dieser Basis können<br />
wirkungsvolle Präventions- bzw. Schulungs-<br />
programme entwickelt werden. Diese Interven-<br />
tionen sind aber nur dann Erfolg versprechend,<br />
wenn sie den Einstellungen und Meinungen der<br />
bfu-Report Nr. 59 Einleitung und Problemstellung 27