Dokument herunterladen - BfU
Dokument herunterladen - BfU
Dokument herunterladen - BfU
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
der weiblichen Motorradfahrer geben an, auch<br />
nach dem Konsum von Alkohol noch Motorrad zu<br />
fahren. Offensichtlich werden die gesetzlichen<br />
Blutalkoholgrenzwerte aber in der Regel respektiert<br />
[41]. In der nordamerikanischen Motorradfor-<br />
schung hingegen ergaben sich nennenswerte<br />
Zahlen, was den Einfluss von Alkohol auf die<br />
Unfallhäufigkeit betrifft. So wurden bei drei<br />
Vierteln der verunglückten Motorradfahrer die<br />
Fahrtüchtigkeit beeinträchtigende Blutalkoholkon-<br />
zentrationen gemessen [41].<br />
2.5 Zusammenfassung und Würdigung<br />
Motorradfahrer bewegen sich verglichen mit Auto-<br />
fahrern relativ ungeschützt (ohne Knautschzonen),<br />
jedoch mit gleicher Geschwindigkeit im gleichen<br />
Strassenraum fort. Dies erhöht ihre Verletzlichkeit<br />
bei einem Unfall. Zudem ist es problematisch, dass<br />
der Strassenverkehrsraum primär auf die Bedür-<br />
fnisse von Benützern von vierräderigen Motorfahr-<br />
zeugen ausgerichtet ist. Es bestehen in der<br />
Literatur klare Vorstellungen darüber, wie die<br />
Ausrüstung der Motorradfahrer und der Strassen-<br />
raum optimiert werden könnten, um sowohl das<br />
Verletzungs- als auch das Unfallrisiko dieser<br />
Verkehrsteilnehmergruppe zu verringern.<br />
Zusammenfassend geht aus der Literaturanalyse<br />
hervor, dass neben der grundsätzlichen Gefährlich-<br />
keit dieses Motorfahrzeugtyps vor allem die<br />
spezifischen Eigenschaften von Motorradfahrern<br />
(Verhalten, Einstellungen) viel dazu beitragen, wie<br />
hoch ihr Unfallrisiko ist. Nur eine kleine Gruppe<br />
von Motorradfahrern benötigt ihr Fahrzeug primär<br />
für Transportzwecke, eine weit grössere Gruppe<br />
übt das Motorradfahren als Hobby aus. Die Analyse<br />
der Altersstruktur ergibt, dass nicht nur die Gruppe<br />
der unerfahrenen jugendlichen Neulenker beson-<br />
ders gefährdet ist, sondern auch diejenige der über<br />
45-Jährigen, die fast ausschliesslich in ihrer Freizeit<br />
Motorrad fahren.<br />
Alle zitierten Untersuchungen zu Einstellungen und<br />
Motiven von Motorradfahrern ergeben, dass jene,<br />
die bereit sind, ein hohes Risiko einzugehen, um<br />
sich auszuleben (hohe Auslebenstendenz), auch<br />
unfallgefährdeter sind als diejenigen mit sachlichen<br />
Fahrmotiven. Besonders brisant wird dies, wenn<br />
infolge einer charakterlich bedingten Selbstüber-<br />
schätzungstendenz oder eines schlechten Selbst-<br />
konzepts im Verkehr kompensatorisch erhöhte<br />
Risiken eingegangen werden. Eine erhöhte Risiko-<br />
bereitschaft kann sich auch darin manifestieren,<br />
dass geltende Strassenverkehrsgesetze, insbeson-<br />
dere Geschwindigkeitslimiten, nicht eingehalten<br />
werden. Übereinstimmend kommen die zitierten<br />
Autoren zum Schluss, dass dieses Verhalten bei<br />
Motorradfahrern relativ häufig auftritt und als be-<br />
deutsamer Unfallrisikofaktor eingestuft werden<br />
muss.<br />
3. Motorradweiterbildung<br />
Folgende Aspekte haben dazu geführt, dass die<br />
Kenntnis motoradspezifischer Gefahrenmomente<br />
in der Motorradaus- und -weiterbildung besonders<br />
beachtet werden muss:<br />
� die hohe Verletzlichkeit der Motorradfahrer<br />
� die relative Häufigkeit, mit der Motorradfahrer<br />
den primär auf den Transport ausgerichteten<br />
Strassenraum hobbymässig nutzen<br />
� die schlechte Sichtbarkeit der Motorradfahrer.<br />
Gemäss Finsterer [42] gab es zum damaligen<br />
Zeitpunkt weder in Deutschland noch international<br />
genügend aussagekräftige Studien über die<br />
Wirkung von Motorradsicherheitstrainings auf die<br />
bfu-Report Nr. 59 Einleitung und Problemstellung 33