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Unfallgefährdung von Motorradfahrern. Der Effekt<br />
eines solchen Trainingsbesuchs wurde bis anhin<br />
selten explizit sondern mehr im Zusammenhang<br />
mit anderen Einflussfaktoren auf das Motorrad-<br />
unfallgeschehen untersucht. So kamen die Autoren<br />
Savolainen und Mannering [43] in ihrer multi-<br />
variaten Analyse der Einflussfaktoren auf das<br />
Motorradunfallgeschehen in Indiana (USA) unter<br />
anderem zum Ergebnis, dass sich der Besuch von<br />
sogenannten Motorradgrundkursen negativ auf die<br />
Unfallgefährdung auswirkt. Offensichtlich kommen<br />
schwere Alleinunfälle bei den Kursbesuchern sogar<br />
häufiger vor, was die Autoren unter anderem mit<br />
einer kursbesuchsbedingten Risikokompensations-<br />
tendenz erklären. Das ist ein Befund, der sich auch<br />
schon in den englischen Studien von Rutter et al.<br />
[2,3] gezeigt hatte.<br />
Es scheint deshalb unbestritten, dass in einer<br />
sinnvollen Motorradaus- und -weiterbildung neben<br />
den grundsätzlich notwendigen technischen<br />
Fertigkeiten vor allem auch das Verkehrsregel-<br />
verständnis, die Gefahrenerkenntnis und -vermei-<br />
dung gefördert werden sollten. Zudem sollten die<br />
Motorradfahrer ihre Einstellungen und ihr Ver-<br />
halten reflektieren.<br />
Bei der Federation of European Motorcyclists<br />
Associations (FEMA) handelt es sich um einen<br />
Zusammenschluss von nationalen Motorradfahrer-<br />
Organisationen aus 18 europäischen Ländern.<br />
Gemeinsame Ziele sind die Optimierung der<br />
Motorradfahrersicherheit und die Festlegung von<br />
Grundlagen für ein optimales Training. Der<br />
Generalsekretär der FEMA, Robert W. Tomlins,<br />
machte in seinem Referat 1998 überraschend<br />
deutlich, dass reines Fahrtechniktraining nichts zur<br />
Erhöhung der Motorradfahrersicherheit beiträgt. Er<br />
betonte, die Hauptursachen der Unfälle von<br />
Motorradfahrern seien in ihren Einstellungen, in<br />
ihrem Gefahrenbewusstsein und ihrem Fahr-<br />
verhalten zu suchen, und die Kurse müssten<br />
dementsprechend ausgerichtet werden [44]. Auch<br />
Finsterer [42] betont in seiner Abhandlung zu den<br />
Motorradsicherheitstrainings nach Richtlinien des<br />
Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR), die<br />
Gefahrenbewusstseinsschaffung sollte der wesen-<br />
tlichste Bestandteil eines solchen Trainings sein und<br />
nicht, wie bei vielen anderen Angeboten, die<br />
Gefahrenbewältigung.<br />
In die gleiche Richtung zielt INITIAL, der Motorrad-<br />
lehrplan, der im Rahmen eines EU-Projekts zur<br />
Hebung der Sicherheit von Motorradfahrern ent-<br />
wickelt worden ist [10]. Dieser Lehrplan existiert bis<br />
anhin nur in englischer Sprache, sollte aber in<br />
naher Zukunft in weitere europäische Sprachen<br />
übersetzt werden. Er enthält neben den üblicher-<br />
weise in Motorradkursen enthaltenen Technik- und<br />
Gefahrenbewältigungselementen, Elemente der<br />
Risikowahrnehmung und -einschätzung sowie der<br />
Einstellungsbeeinflussung. Motorradfahrer sollen<br />
dazu gebracht werden, ihren Fahrstil sicherer zu<br />
machen und Risiken konkret zu vermeiden. Der<br />
Lehrplan basiert auf der bereits im EU-Projekt<br />
ADVANCED [45] propagierten GDE-Matrix (Goals<br />
für Driving Education, Tabelle 1).<br />
Neben den eigentlichen Kursinhalten in Motor-<br />
radaus- und -weiterbildungskursen scheinen die<br />
vorbestehenden Einstellungen und das Fahrer-<br />
verhalten der Kursabsolventen einen deutlichen<br />
Effekt auf die Auswirkungen des Motorradsicher-<br />
heitstrainings zu haben [46]. Die Autoren dieser<br />
englischen Untersuchung konnten nachweisen,<br />
dass sich verschiedene Motivationsfaktoren<br />
anregend, mitreissend oder aber auch hinderlich<br />
auf die Teilnahme an einem Motorrad-<br />
34 Einleitung und Problemstellung bfu-Report Nr. 59