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Ökonomische Grundlagen der Wanderwege in der Schweiz

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7. Nutzen <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>wege: Überblick und Abgrenzung ECOPLAN<br />

re Betrachtung fliessen aber z.B. die Kosten für den Unterhalt und die Pflege des Wan-<br />

<strong>der</strong>wegnetzes e<strong>in</strong>, weil sie dafür nicht direkt selbst aufkommen müssen.<br />

Diesen Kosten stellen die Wan<strong>der</strong>den den Nutzen gegenüber, <strong>der</strong> für sie <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong><br />

Form von Erholung, Freude an Bewegung und Natur sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> positiven Wirkung auf<br />

ihre eigene Gesundheit besteht.<br />

� Gesellschaftliche Sicht: Für die öffentliche Hand s<strong>in</strong>d jene Kosten bedeutsam, welche<br />

durch sie zu tragen s<strong>in</strong>d. Dazu zählen – wie bereits erwähnt – vor allem die Aufwendun-<br />

gen für den Betrieb, die Instandstellung und Signalisation des Wan<strong>der</strong>wegnetzes. 49 Auf<br />

<strong>der</strong> Nutzenseite kann die öffentliche Hand profitieren, wenn sich Dank <strong>der</strong> vermehrten<br />

physischen Aktivität <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>der</strong> Gesundheitszustand verbessert und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge<br />

<strong>der</strong> Aufwand im Gesundheitswesen durch weniger Arzt- und Spitalgesuche abnimmt, so-<br />

dass die öffentliche Hand z.B. ger<strong>in</strong>gere Beiträge für die Prämienverbilligung <strong>der</strong> Kran-<br />

kenkassen o<strong>der</strong> für die Defizitdeckung von Spitälern leisten muss.<br />

Aus volkswirtschaftlicher Perspektive <strong>in</strong>teressiert selbstverständlich das Gesamtergebnis aus<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen und gesamtwirtschaftlichen Sicht. E<strong>in</strong> (vermehrtes) Engagement <strong>der</strong> öffent-<br />

lichen Hand ist volkswirtschaftlich letztlich nur vertretbar, wenn die Nutzen des Wan<strong>der</strong>ns<br />

grösser s<strong>in</strong>d als <strong>der</strong> dazu aufgewendete E<strong>in</strong>satz knapper Ressourcen.<br />

Auch wenn im Rahmen dieser Studie nur e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Nutzen und Kosten quantifiziert werden<br />

können (vgl. grün markierte Fel<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 7-1), lassen sich zum Gesamtergebnis<br />

<strong>der</strong> Kosten-Nutzen-Betrachtung gewisse allgeme<strong>in</strong>e Aussagen machen:<br />

� Wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 7-1 angedeutet, gehen wir davon aus, dass auf <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />

Ebene die Nutzen des Wan<strong>der</strong>ns grösser o<strong>der</strong> m<strong>in</strong>destens so gross s<strong>in</strong>d, wie die von den<br />

Wan<strong>der</strong>nden zu tragenden Kosten. Diese Aussage basiert auf dem generellen ökonomi-<br />

schen Grundsatz, dass Individuen nur Aktivitäten unternehmen, <strong>der</strong>en Nutzen grösser<br />

s<strong>in</strong>d als die Kosten. Konkrete Erhebungen zum Nutzen <strong>in</strong> Form von Erholung, Gesund-<br />

heitsgew<strong>in</strong>n und Lebensqualität, den Wan<strong>der</strong>nde aus ihrer Aktivität gew<strong>in</strong>nen, wurden<br />

bisher nicht durchgeführt. 50 In e<strong>in</strong>er Zusammenstellung für das BAFU wurde aber z.B. für<br />

den Besuch e<strong>in</strong>es Bergwaldes e<strong>in</strong>e Zahlungsbereitschaft von 6.80 CHF (Preisbasis 2003)<br />

49 Aus gesellschaftlicher Sicht können zudem auch die sogenannten externen Kosten von Bedeutung se<strong>in</strong>, wenn<br />

z.B. zur Beseitigung von Litter<strong>in</strong>g entlang <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>wege bei <strong>der</strong> öffentlichen Hand Kosten entstehen, die nicht<br />

von den Verursachenden (=Wan<strong>der</strong>nde), son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> öffentlichen Hand f<strong>in</strong>anziert werden müssen.<br />

50 Die Grundproblematik bei <strong>der</strong> Erhebung dieser Nutzenkomponenten ist, dass es für Erholung, Zufriedenheit und<br />

Gesundheitsgew<strong>in</strong>n – im Unterschied zu den ermittelten Kosten – ke<strong>in</strong>e unmittelbar beobachtbaren Marktpreise<br />

gibt. In solchen Fällen wird oft auf den Ansatz <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft zurückgegriffen. Grundidee des Zahlungsbereitschafts-Ansatzes<br />

ist es, die Leute mittels ausgeklügelter Techniken zu befragen, welchen Betrag sie<br />

aufwenden würden, um e<strong>in</strong>en bestimmten Nutzengew<strong>in</strong>n zu erhalten. E<strong>in</strong>e breite Verwendung f<strong>in</strong>det <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsansatz<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> immateriellen Kosten (Leid, Schmerz) von Unfällen. In umfangreichen<br />

Befragungen wird ermittelt, welchen Betrag Verkehrsteilnehmende zu zahlen bereit wären, um das Risiko<br />

e<strong>in</strong>es (tödlichen) Unfalls um e<strong>in</strong> bestimmtes Ausmass zu verr<strong>in</strong>gern. Das Konzept <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft wird<br />

aber auch auf ähnliche Fragestellungen wie den Wan<strong>der</strong>nutzen angewendet. Vgl. dazu z.B. Ott W. und Baur, M.<br />

(2005): Der monetäre Erholungswert des Waldes. Umwelt-Materialien Nr. 193., Bundesamt für Umwelt, Wald und<br />

Landschaft.<br />

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