Ökonomische Grundlagen der Wanderwege in der Schweiz

11. Gesundheitsnutzen ECOPLAN
11 Gesundheitsnutzen
Der wesentliche Beweggrund zum Wandern ist neben der Erholung eindeutig das Thema
Gesundheit. Dies zeigt sowohl die Befragung bezüglich Imageattribute und Motive im Rah-
men der Studie „Zukunft Markt Wandern“ in Deutschland als auch die Auswertung der
Sportmotive in der Studie „Wandern in der Schweiz“. 79
In diesem Kontext erstaunt, dass der Zusammenhang zwischen Wandern und Gesundheit in
der wissenschaftlichen Literatur noch nicht genauer erforscht worden ist. Deutlich besser
untersucht ist hingegen der generelle Zusammenhang zwischen Bewegung bzw. körperlicher
Aktivität und Gesundheit sowie der Gesundheitsnutzen von regelmässigem zu Fuss gehen.
Die WHO hat für die Quantifizierung des Gesundheitsnutzens von regelmässigem Gehen
und Radfahren je ein „Health economic assessment tool (HEAT)“ entwickelt. Das HEAT for
walking basiert auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Dosis-Wirkungsbeziehung
zwischen Bewegung und Gesamtmortalität. Für die Anwendung des HEAT for walking wer-
den grundsätzlich folgende Angaben zum Bewegungsverhalten benötigt:
� Durchschnittlich zu Fuss zurückgelegte Distanz pro Tag und Person oder
� die durchschnittliche Zeit, welche eine Person pro Tag zu Fuss unterwegs ist.
Eine Anwendung des HEAT for walking auf die vorliegende Fragestellung erachten wir als
problematisch. Das HEAT for walking wurde konstruiert, um hauptsächlich den Gesundheits-
nutzen vom täglichen zu Fuss gehen (z.B. auf dem Arbeitsweg) zu bestimmen. Zwar könnten
mithilfe des HEAT for walking auch die Anzahl Wandertage und die durchschnittliche Dauer
einer Wanderung in die durchschnittliche Wanderdauer pro Tag umgerechnet werden. Aber
tatsächlich werden die Wanderungen an einer beschränkten Anzahl Tage unternommen und
lassen sich bezüglich ihrer Wirkung auf die Gesundheit nicht a priori mit einer täglichen phy-
sischen Aktivität gleichsetzten. Es ist zu erwarten, dass sich auch das „Einzelereignis“ Wan-
dern positiv auf die Gesundheit auswirkt, ob sich jedoch ein ähnlich grosser Effekt wie bei
einer regelmässigen physischen Aktivität ergibt, ist eher zu bezweifeln. Denkbar ist auch,
dass sich das Wandern grundsätzlich positiv auf das tägliche Bewegungsverhalten auswirkt.
Für eine Anwendung des HEAT for walking, welche ein sinnvolles Ergebnis liefern würde,
müssten jedoch bessere Informationen über das alltägliche Bewegungsverhalten der Wan-
dernden vorliegen. 80
In den folgenden Abschnitten geht es folglich darum, den Gesundheitsnutzen des Wanderns
qualitativ zu erläutern. Dazu ist das Kapitel wie folgt aufgebaut:
� Der aktuelle Wissensstand über den Zusammenhang zwischen Bewegung und Ge-
sundheit wird in Abschnitt 11.1 behandelt.
79 Vgl. dazu Deutscher Wanderverband (Hrsg.) (2010), Zukunftsmarkt Wandern. Erste Ergebnisse der Grundlagenuntersuchung
Freizeit- und Urlaubsmarkt Wandern, S. 14, 16 und Lamprecht und Lamprecht et. al. (2008), Wandern
in der Schweiz, S. 29.
80 Vgl. dazu auch die Ausführungen in Abschnitt 11.2
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