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Marcel Albert und Markus Eckstein Lebendige Gemeinde am Rande ...

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74<br />

Material<br />

Diese komplizierte <strong>und</strong> fast ein wenig barock erscheinende Konstruktion von<br />

Schwellenschichtungen eines Bauwerkes in seiner Umgebung wird bei Emil Steffann<br />

nicht als Hindernis erlebt. Denn sie geht bewusst mit einer immer betonten<br />

Schlichtheit <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it Übersichtlichkeit der Gebäude einher. Der Baukubus von St.<br />

Hedwig mit seinem Pyr<strong>am</strong>idendach ist in seinem Äußeren von großer<br />

Zurückhaltung. Lediglich zwei weit vorspringende <strong>und</strong> knapp unter der Traufe<br />

anschlagende Wandpfeiler gliedern die Wände. In die oberen Wandzonen sind<br />

verhältnismäßig kleine R<strong>und</strong>bogenfenster eingelassen: axial im mittleren Wandfeld, in<br />

den seitlichen sind sie an die Pfeiler herangeführt. Dadurch ist die Kirche im<br />

Äußeren ganz leise dyn<strong>am</strong>isiert.<br />

Der formalen Schlichtheit entspricht die Schlichtheit des Materials. Die Mauern<br />

von St. Hedwig sind - wie übrigens auch die der Zeile von Pfarrheim, Pfarrhaus <strong>und</strong><br />

Küsterwohnung sowie des später errichteten Kindergartens aus rohen, oft ganz<br />

unbehauenen Feld- <strong>und</strong> Bruchsteinen in der Art des antiken opus caementicium<br />

(Zementfüllmauerwerk) errichtet. Die Wände blieben unverputzt <strong>und</strong> ohne Anstrich.<br />

Einziges Glanzstück' des Außenbaus ist der der antiken Kaisersymbolik entlehnte<br />

<strong>und</strong> schon früh auf Christus umgedeutete Pinienzapfen auf der Spitze des Daches.<br />

Eine der Maximen in Emil Steffanns Bauschaffen war, jeweils material- <strong>und</strong><br />

konstruktionsgerecht zu arbeiten. Das heißt, die konstruktiven Möglichkeiten des<br />

Baumaterials sollten in doppelter Hinsicht wahrgenommen werden: Das Material soll<br />

fachmännisch versetzt <strong>und</strong> zum zweiten in seiner Eigenart sichtbar bleiben. Feld<strong>und</strong><br />

Bruchsteine sind <strong>am</strong> besten als opus caementicium zu verlegen. Das ist statisch<br />

sehr günstig, denn es ermöglicht gegenüber dem Trockenbau vergleichsweise dünne<br />

Wände <strong>und</strong> es schließt die Wände zudem völlig lückenlos. Dennoch ist an der<br />

Addition der Steine, aus denen die Außenhaut der Mauern von St. Hedwig besteht,<br />

gewissermaßen noch das Werk der Hände vernehmbar, welche diese Steine einzeln<br />

<strong>und</strong> in deren angemessener Schichtung <strong>und</strong> Textur verlegten.<br />

Emil Steffann maß der handwerklichen Ausführung seiner Bauten immer einen<br />

hohen Stellenwert bei. Es ist auffällig, dass sich der Architekt kaum des maschinell zu<br />

verarbeitenden armierten Sichtbetons bediente. Die Möglichkeiten dieses

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