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Marcel Albert und Markus Eckstein Lebendige Gemeinde am Rande ...

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Werkstoffes wurden seit den 1930er Jahren auch im Sakralbau immer systematischer<br />

ausgelotet. Backstein, Holz, Bruchstein von Hand zu verlegen <strong>und</strong> zu verbauen <br />

das waren Emil Steffanns bevorzugte Materialien. Gerade der Kirchenbau wäre<br />

geeignet, einen Weg zu weisen, um in unserer von der Mechanik der Maschine<br />

bestimmten allgemeinen Normierung des Lebens die Quelle menschlichen Seins <strong>und</strong><br />

Bauens offenzuhalten36 , bemerkte er einmal.<br />

Armut<br />

In diesem Zitat klingt eine weitere Maxime Steffannschen Bauens an. Emil<br />

Steffann gehörte zu denjenigen Architekten wie Rudolf Schwarz oder Josef Bernard,<br />

die in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg nach Armut <strong>und</strong><br />

Einfachheit in der Architektur riefen. Dieser Ruf galt gerade auch dem Kirchenbau.<br />

Mit ihm war auch im Sinne eines Korrektivs oder sogar der Wiedergutmachung<br />

gegenüber der bösartigen Überheblichkeit der nationalsozialistischen Ideologie <strong>und</strong><br />

Architektur ein Bauen in Reduktion <strong>und</strong> von den Ursprüngen her gemeint. In der<br />

materiellen <strong>und</strong> formalen Bescheidung wurden Existenzgründe für einen neuen, vor<br />

allem symbolischen Reichtum gesehen. Wenn Emil Steffann von der Quelle<br />

menschlichen Seins <strong>und</strong> Bauens spricht, so meint er: Ein Gebäude sei zuallererst da,<br />

dem Menschen Schutz zu geben. Dafür brauche es Wände <strong>und</strong> ein Dach. Nicht<br />

mehr. Aber das ist schon viel.<br />

Da der Kirchbau nämlich der Verortung <strong>und</strong> Bergung des Menschen in<br />

übergeordneter, transzendenter Absicht dient, so muss, folgt man Steffann, die<br />

Sakralarchitektur diese Konstituenten - Wand, Dach - besonders deutlich<br />

herausstellen. In all ihrer Bescheidung deutlich, d<strong>am</strong>it über diese Dialektik<br />

gewissermaßen der Blick sich auf die über ihre Materialität hinausgehende Funktion<br />

der Mauern öffnen kann. Vorbild dafür hat Emil Steffann in der ihn sehr<br />

beeindruckenden franziskanischen Architektur in Assisi erfahren.<br />

St. Hedwig ist ein sehr schönes Beispiel für ein solches Bauen. Die Außenmauern<br />

der Kirche sind in der rohen Form zunächst einmal Wand. Die Pfeiler sind nicht<br />

schmückende Zutat, sondern statisch notwendige Elemente zur Versteifung der<br />

36Emil Steffann, St. Laurentius in München, in: Kunst <strong>und</strong> Kirche 26 (1963), 3 ff.<br />

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