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Marcel Albert und Markus Eckstein Lebendige Gemeinde am Rande ...

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sondern sie sind Stützen für das Dachgebälk. Vergleichbar den Pilastern im Vorbau<br />

sind auch sie durch Spiegel- <strong>und</strong> Randschlagglättung eines Teils der Werksteine in<br />

ihrer eigenständigen Funktion gegenüber den Wänden betont. Passend dazu wurde<br />

das Rahmenwerk des Tabernakels von Walter Prinz in den für diesen Künstler<br />

typischen asymmetrisch angeordneten kubischen Formen aus dem gleichen<br />

Aachener Blaustein wie die geglätteten Werksteine der Pilaster gestaltet.<br />

Die unterschiedliche Bearbeitung dieses schwarz-gräulichen Marmors <strong>und</strong> dessen<br />

quantitative Verteilung setzen in der Hedwigskirche ganz bewusst Akzente in der<br />

Wertigkeit der daraus gestalteten Objekte <strong>und</strong> Elemente. So ist der<br />

Zelebrationsbereich mit dem Altar auf flachem Stufenpodest ausschließlich in diesem<br />

Material gearbeitet <strong>und</strong> weist die aufwändigsten Bearbeitungen auf: Die Steine des<br />

heute nicht mehr genutzten Synthronons (die durchgehende Bank für Priester <strong>und</strong><br />

Mitzelebranten) auf der dreistufigen Tribuna mit Kanzelvorsprung rückwärtig des<br />

Altars wurden auf Glanz poliert. Der Stipes (Unterbau) des Altares wurde mit der<br />

Spitzhacke bossiert, Scheinfugen unterteilen ihn optisch in mehrere mächtige<br />

Quader. Die Mensa (Tischplatte des Altars) ist wiederum poliert. Diese in Qualität<br />

<strong>und</strong> Quantität differierende Verwendung ein <strong>und</strong> desselben Materials schafft eine<br />

Verbindung bis zu den architektonischen Elementen von St. Hedwig (gemeint sind<br />

die Lisenen im Innern), die gewissermaßen den Zelebrationsbereich als Elaborat oder<br />

sogar Extrakt des im Mauerwerk roh Angelegten erscheinen lässt: ein äußerst<br />

durchdachtes Resultat der beiden Maximen vom material- <strong>und</strong> sinngerechten Bauen<br />

das Material erhält Sinn durch ihm angemessene <strong>und</strong> unterschiedliche Bearbeitung<br />

<strong>und</strong> es zeigt seinen jeweiligen Sinn <strong>und</strong> dessen Wertigkeit dann aufsteigend in der<br />

äußeren Erscheinung des Materials.<br />

Für die weitere Beobachtung, was sinngerechtes Bauen im Falle der St.<br />

Hedwigskirche bedeutet, ist auf eine Reihe weiterer Strukturen des Bauwerkes zu<br />

verweisen. Aufschlussreich ist hier zunächst einmal die Dachkonstruktion. Das ganze<br />

Gebälk ruht ausschließlich auf den umgebenden Lisenen. Es ist von keinen auf den<br />

Boden reichenden Stützen (Stuhlsäulen) unterfangen, denn das hätte den Einraum<br />

beschädigt.<br />

Bei einer Pyr<strong>am</strong>ide der Größe von St. Hedwig ist eine solch Gebälkkonstruktion<br />

durchaus kühn. Sie ist nur möglich, indem eiserne Zuganker <strong>am</strong> oberen<br />

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