„Richte immer die Gedanken... - Adolf-Reichwein-Verein
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che von 700 Hektar versorgen, sondern<br />
mussten auch eine Zentrale für<br />
<strong>die</strong> Camps und Kurse bauen. ...<br />
Zelte waren in einem großen Halbkreis<br />
auf einer Pferdekoppel aufgestellt, direkt<br />
unterhalb der [neuen] Gebäude.<br />
Ein Trommler mit einem sonoren<br />
Gong weckte das Camp aus dem<br />
Schlaf. Jeder (oder fast jeder) kam aus<br />
den Zelten und nahm am Morgenlauf<br />
teil, unter der Leitung eines der Lagerhäuptlinge.<br />
Der Lauf endete in einem<br />
Kreis am zentralen Flaggenmast; <strong>die</strong><br />
Flagge wurde gehisst, der Ring schloss<br />
sich und jeder wünschte jedem einen<br />
guten Morgen. 27<br />
Nach dem Frühstück, wie alle Mahlzeiten<br />
in der Scheune eingenommen,<br />
wurden Arbeitsgruppen im Innenhof<br />
gebildet und gingen mit ihren Vorarbeitern<br />
an ihre Aufgaben. Nach der<br />
Arbeit, <strong>die</strong> bis Mitte des Nachmittags<br />
dauerte, gab es eine Pause und dann -<br />
erfrischt durch einen Becher Tee - versammelten<br />
sich alle in der Scheune<br />
zum Singen. Musik war <strong>die</strong> Seele aller<br />
unserer Lager, und es war eine musikalische<br />
Art von Disziplin, <strong>die</strong> wir in allen<br />
Dingen einzuhalten trachteten.<br />
Musik spielte daher eine bedeutende<br />
27 etwas drastischer beschreibt es Chris Bearman:<br />
“at sunrise the men of the Guild emerged,<br />
stripped naked except for North American Red<br />
Indian leather Gee-strings, to stand with upraised<br />
arms in silent meditation, before moving<br />
in a follow-my-leader run to the sound of a tomtom.”<br />
zit. nach: Bearman, Chris: The Sorcerer's<br />
Apprentice: Mary Neal & Rolf Gardiner<br />
In: The Morris Dancer, Volume 4.2009 H. 1, S. 25<br />
reichwein forum Nr. 17/18 Mai 2012<br />
16<br />
Rolle in unserem Programm, nicht so<br />
sehr als eine spezielle Form der Erholung,<br />
als vielmehr<br />
unentbehrliche Be-<br />
Begleitung jeder<br />
Art von Aktivitäten.<br />
Die Arbeitsgruppe<br />
sang auf<br />
ihrem Marsch auf<br />
das Feld, beim<br />
Abendessen sang<br />
man ein Tischgebet,<br />
und der Tag<br />
wurde beschlossen<br />
mit einem gemeinsamen<br />
Choral.<br />
Es wuchsen ein Stil und eine Tradition,<br />
für <strong>die</strong> es kein Hindernis war, wenn<br />
Gruppen von Bergleuten später an Arbeitslagern<br />
in<br />
Springhead teilnahmen,<br />
durch<br />
Schlesien oder<br />
Brandenburg reisten,<br />
oder [ihre<br />
Tänze] in Hamburg<br />
und bei den Olympischen<br />
Spielen in<br />
Berlin [1936] vorführten.“<br />
28<br />
Auch Carl Heinrich Becker war 1928<br />
Gast der Gore Farm. Gardiner beschreibt<br />
einmal, wie er Arm in Arm mit<br />
ihm über das abendliche Land schreitet.<br />
Springhead dagegen hat Becker<br />
nicht mehr kennenlernen können.<br />
Springhead<br />
Von den Höhen der Gore-Farm blickt<br />
man herunter auf eine Ansammlung<br />
von Gebäuden nahe dem Dorfe Fontmell<br />
Magna, <strong>die</strong> sich Springhead<br />
nennt. Oft wünschte sich Gardiner<br />
damals, auch <strong>die</strong>ses Anwesen in seinen<br />
Besitz zu bringen, hätte es ihm<br />
doch als Wohnsitz <strong>die</strong>nen können und<br />
<strong>die</strong> Gelegenheit geboten, hier in Verbindung<br />
mit Gore Farm eine ganzheitliche<br />
Bildungsabeit zu entwickeln, <strong>die</strong><br />
28 EH, S. 38. Anm.: Es haben nicht nur englische<br />
Tänzer bei der Nazi-Olympiade getanzt, sondern<br />
Gardiner hat auch deutsche Tänzer für <strong>die</strong>se<br />
Veranstaltung geschult.<br />
über <strong>die</strong> Erntelager auf Gore Farm<br />
hinausreichte.<br />
Mit Hilfe seines Onkels Balfour wurde<br />
schließlich auch Springhead 1933 erworben<br />
und wieder ein Freundeskreis<br />
gegründet, der Springhead Ring.<br />
Dazu sagt Gardiner: „Springhead war<br />
keine Kolonie oder ein kommunales<br />
Zentrum; es war zunächst einmal ein<br />
kleines privates Anwesen und das Zuhause<br />
zweier jung verheirateter Menschen<br />
29 , meiner Frau und mir. Aber<br />
unser Ziel war es, <strong>die</strong>ses Anwesen für<br />
spezielle soziale und kooperative Aktivitäten<br />
zu nutzen. Wir hatten ein Jahresprogramm<br />
von Aktivitäten entwickelt,<br />
das den Besuch wechselnder<br />
Gruppen von Männern und Frauen für<br />
Lager und Sommerschulen ein-<br />
schloss... und das in einem Papier skizziert<br />
mit dem Titel "Über <strong>die</strong> Funktionen<br />
einer ländlichen Universität" ...<br />
[<strong>die</strong>] entwickelt werden sollte aus den<br />
Möglichkeiten von Gore Farm und<br />
Springhead.“ 30<br />
„Wir führten in Wessex zwei Serien<br />
von Arbeitslagern 1934 - 36 und 1938<br />
- 40 durch. Sie waren Teil eines entschiedenen<br />
Versuchs, <strong>die</strong>se Landschaft<br />
mit einem neuen Elan zu versehen<br />
und ein beispielhaftes regionales<br />
Zentrum bürgerlicher Inspiration zu<br />
schaffen. ... Niemand, der an <strong>die</strong>sen<br />
Arbeitslagern teilnahm, ob nun ein arbeitsloser<br />
Arbeiter, [...] ein Akademiker<br />
aus London, ein deutscher Student,<br />
ein schlesischer Bergmann, oder<br />
der Sohn eines Kleinbauern, wird je<br />
29 Er hatte 1932 Mariabella („Marabel“) Honnor<br />
Hodgkin, aus ebenfalls begütertem Haus geheiratet.<br />
Sie bekamen später drei Kinder, eine<br />
Tochter und zwei Söhne, darunter der heute berühmte<br />
Dirigent Sir John Elliot Gardiner.<br />
30 EH, S. 61-62