„Richte immer die Gedanken... - Adolf-Reichwein-Verein

Neue Literatur
Berg, Marlen: Adolf Reichwein : Biographischer
Überblick und seine Tätigkeit
für das Volkshochschulwesen
München: GRIN Verlag 2009
Heuer, Klaus: Reichwein, Adolf: Frühschriften
zur Erwachsenenbildung,
1920 – 1925, Pädagogische Schriften,
Ein Fund:
Reichwein 1941
Dieter Wunder
Der auch im Westen angesehene Mittelalterhistoriker
der DDR Eckhard
Müller-Mertens hat 2011 seine politisch-wissenschaftliche
Biographie unter
dem Titel „Existenz zwischen den
Fronten. Analytische Memoiren oder
Report zur Weltanschauung und geistig-politischen
Einstellung“ (Leipziger
Universitätsverlag) vorgelegt. Seine
Eltern hatten sich 1930 scheiden lassen,
der Vater war in der Weimarer
Republik aktiver KPDler gewesen und
während der Nazizeit nach Schweden
emigriert; die Mutter war Lehrerin
gewesen, aber wegen ehemaliger
KPD-Zugehörigkeit und Mitgliedschaft
reichwein forum Nr. 17/18 Mai 2012
73
hrsg. v. Ulrich Amlung, Bd. 1. Bad
Heilbrunn: Klinkhardt 2011. In: EWR
10 (2011), Nr. 6 (Veröffentlicht am
14.12.2011), URL:
http://www.klinkhardt.de/ewr/97837
8151711.html
Eydt, Christoph:
Adolf Reichwein und seine Pädagogik
[Elektronische Ressource] : Die Pädagogik
Reichweins im Kontext seines
in der Freien Lehrergewerkschaft von
den Nazis 1933 entlassen worden.
Seither lebte die Familie in Berlin in
sehr dürftigen Umständen, Verwandte
unterstützen sie, darunter die
Halbschwester der Mutter Brigitte
Hensel. „Sie und ihr Mann K. Paul
Hensel standen in Opposition zum NS-
Regime. Sie hatte Kontakte zu Adolf
Reichwein und dem Kreisauer Kreis
und unterstützte ihre jüdischen
Freunde und Bekannten … Besonders
Brigitte orientierte auf das bildungsmäßig
Gehobene und vertrat das nach
ihrer Auffassung im Grunde noch Feinere,
das Akademische. Sie machte
mein Universitätsstudium zu ihrem
Anliegen und stellt mich, da ich die
Mittelschule besucht und lediglich die
„Mittlere Reife“ hatte, im September
1941 Adolf Reichwein mit der Frage
eines „Begabtenabiturs“ oder „Außerschulischen
Abiturs“ vor. Als ich [da
Paul Hensel
Lebens
München : GRIN Verlag 2011
Springer, Martina: Streben nach Bildung
für alle : Adolf Reichwein
In: Mitteldeutsche Zeitung : überparteilich
& unabhängig. - Halle : Mitteldt.
Dr.- u. Verl.-Haus Mitteldeutsche
Zeitung / Halle, Saalekreis, ZDB-
ID 10601661, Bd. 20.2009, 77 (2.
Apr.), S. 10
mals 18 Jahre, D.W.] ihm von meiner
kaufmännischen Lehre berichtete,
winkte er ab. Deutlich klingen mir seine
Worte in den Ohren, etwa: Zum
Kaufmann wäre ich nicht geeignet,
dazu wäre ich zu weich“ 45 .
Dieser knappe Bericht Müller-
Mertens, mit nur dieser Erwähnung
Reichweins, ist vermutlich zu dem
Treffen Reichweins mit Hensels im
September 1941 in Beziehung zu setzen.
Reichwein schrieb an seinen
ehemaligen Schüler aus Jena und jetzigen
Freund Paul Hensel am 7. 9.
1941, in dem er sich auf ein kürzliches
Zusammentreffen bezieht und den
Brief endet: „Mit Deiner Frau habe ich
tel. verabredet, daß wir sie noch einmal
bei uns sehen, ehe sie abreist.“ 46
Die Episode wirft Licht auf Reichweins
Urteil über junge Menschen, auch
über Hensels Umfeld, das nähere Untersuchung
verdiente.
45 Eckhard Müller-Mertens, Existenz zwischen
den Fronten. Analytische Memoiren oder Report
zur Weltanschauung und geistigpolitischen
Einstellung, Leipziger Universitätsverlag
2011, S. 38.
46 Gabriele C. Pallat/ Roland Reichwein/ Lothar
Kunz (Hrsg.), Adolf Reichwein. Pädagoge und
Widerstandskämpfer. Ein Lebensbild in Briefen
und Dokumenten (1914-1944), Paderborn
1990, Brief 172; zu Hensel S. 286.