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Arbeitspapier „Finanzielle Allgemeinbildung als Bestandteil der ...

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In ähnlicher Weise definiert Reifner (2010):<br />

„Finanzielle <strong>Allgemeinbildung</strong> [bezeichnet] die kritische an den Bedürfnissen <strong>der</strong><br />

Nutzer orientierte Vermittlung von Wissen, Verständnis und sozialer Handlungskompetenz<br />

im Umgang mit auf Kreditmöglichkeiten aufgebauten Finanzdienstleistungen<br />

[…], die die Menschen außerhalb ihrer beruflichen Sphäre für sich selber benutzen,<br />

um Einkommen und Ausgaben, Arbeit und Konsum während <strong>der</strong> Lebenszeit sinnvoll<br />

miteinan<strong>der</strong> in Beziehung setzen zu können.“ (Reifner 2011, 13f.)<br />

Auch an<strong>der</strong>e Initiativen wie das Commerzbank Ideenlabor beschränken die finanzielle <strong>Allgemeinbildung</strong><br />

zumindest definitorisch auf die Verbraucherperspektive, auch wenn sie bei<br />

<strong>der</strong> inhaltlichen Konkretisierung einige gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge, wie die<br />

Inflation, berücksichtigen (vgl. Habschick/Jung u. a. 2003; 2004).<br />

An dieser Stelle ergibt sich u. E. ein generelles Problem. Solange die finanzielle <strong>Allgemeinbildung</strong><br />

auf die Verbraucherperspektive reduziert wird und die Unternehmensperspektive<br />

sowie die ordnungspolitische Dimension konzeptionell nicht einbezogen wird, geht die kritische<br />

Dimension <strong>der</strong> finanziellen <strong>Allgemeinbildung</strong> verloren und verspielt die allgemeinbildende<br />

Funktion und eine multiperspektivische und damit auch ggf. kontroverse Auseinan<strong>der</strong>setzung.<br />

Die Bedeutung von Multiperspektivität <strong>als</strong> didaktisches Konzept, durch welches das Kontroversitätsprinzip<br />

umgesetzt werden kann (vgl. Grammes 2005, 134), wobei Kontroversität<br />

<strong>als</strong> eine spezifische Ausprägung von Multiperspektivität anzusehen ist (vgl. Loerwald 2012,<br />

48), lässt sich lernpsychologisch damit begründen, dass „durch die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit<br />

Lerngegenständen aus verschiedenen Perspektiven […] ein flexibles Transferwissen erworben<br />

[werden kann]“ (Loerwald 2008, 233). Bildungstheoretisch lässt sich die Notwendigkeit<br />

von Multiperspektivität damit begründen, dass die Lebenssituationen von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen,<br />

mit denen Bildungsprozesse zu verknüpfen sind, <strong>der</strong>artig komplex sind, dass<br />

<strong>der</strong>en Erschließung aus einer einzigen Perspektive heraus in <strong>der</strong> Regel nicht möglich ist<br />

(vgl. ebd.). Dies gilt zweifellos für die Handlungsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> finanziellen <strong>Allgemeinbildung</strong>.<br />

Bezogen auf eine kontroverse Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Aspekten <strong>der</strong> finanziellen <strong>Allgemeinbildung</strong><br />

und mit den institutionellen Rahmenbedingungen des Finanzwesens ist zu<br />

betonen, dass nicht allein die Darstellung <strong>der</strong> unterschiedlichen Positionen schon bildungsrelevant<br />

ist, „(…) son<strong>der</strong>n vor allem die Einordnung konfligieren<strong>der</strong> Positionen in übergeordnete<br />

Sach- und Sinnzusammenhänge sowie ihre fachlich begründete Beurteilung“<br />

(Loerwald 2012, 49). An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass die hier beschriebene<br />

Multiperspektivität sich in den klassischen Leitlinien von gemäßigt konstruktivistischen<br />

Lehr-Lern-Arrangements spiegelt, welche wie folgt lauten: 1. Leitlinie: Situiertheit anhand<br />

authentischer Probleme, 2. Leitlinie: In multiplen Kontexten lernen, 3. Leitlinie: Unter<br />

multiplen Perspektiven lernen, 4. Leitlinie: Im sozialen Kontext lernen (vgl.<br />

Mandl/Reinmann-Rothmeier 1995, 59-60) und 5. Leitlinie: Mit instruktionaler Unterstützung<br />

lernen (Kaiser/Kaminski 2012, 62).<br />

Es sind neben <strong>der</strong> hier beschriebenen Multiperspektivität weitere Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

finanzielle <strong>Allgemeinbildung</strong> zu stellen. Aus <strong>der</strong> Beobachtung, dass die Anzahl ökonomisch<br />

geprägter Lebenssituationen unendlich ist und dass keine Situation mit einer an<strong>der</strong>en in<br />

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