SAISONCHRONIK 2009/10 - 1899 Hoffenheim
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21. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
1. FC Köln - <strong>1899</strong> <strong>Hoffenheim</strong> 0:4<br />
Die Meteorologen hatten milde Temperaturen und Sonnenschein für das<br />
Rheinland vorhergesagt. Tatsächlich schien jedoch nur in Nordbaden die Sonne.<br />
Aber m ild war es trotzdem an diesem denkwürdigen Wochenende, als die<br />
Fußball-Bundesliga nach dem Suizid von Hannovers Torhüter Enke zum gewöhnlichen<br />
Spielbetrieb zurückzukehren versuchte. Man spürte die tiefe seelische<br />
Verunsicherung durchgängig nachhallen, nicht nur zu Beginn, als sich<br />
die Mannschaften zu einer Denkminute am Mittelkreis einfanden und es selbst<br />
im sonst so lärmerfüllten Rhein-Energie-Stadion mucksmäuschenstill wurde<br />
– was sich später, wenn auch aus anderem Grund, wiederholen sollte.<br />
Im Vorfeld der Partie war in den Medien darüber<br />
spekuliert worden, dass der 1. FC Köln durch<br />
seine slowenischen Spieler, die eben die Qualifi<br />
kation zur WM geschafft hatten, und durch<br />
Podolski, der ein sehr erfolgreiches Länderspiel<br />
absolviert hatte, im Vorteil wäre. Denn umgekehrt<br />
hatten die bosnischen Nationalspieler von <strong>1899</strong><br />
<strong>Hoffenheim</strong> ihre WM-Qualifi kation verpasst und<br />
würden, so die Spekulation weiter, längst nicht<br />
auf der Höhe der Motiviertheit der Kölner Spieler<br />
agieren können.<br />
Alle Erwartungen in diese Richtung gingen<br />
ebenso fehl wie die Vorhersage der Meteorologen.<br />
Statt schwungvoller Kölner Angriffe sah das<br />
entsetzte Heimpublikum von Beginn an große<br />
kölsche Verwirrung auf dem Rasen, wo die Gäste<br />
aus <strong>Hoffenheim</strong> nach Gusto schalten und<br />
walten konnten. Aber das Publikum sah auch,<br />
was noch schlimmer war, zwei schnelle Tore<br />
gegen sich fallen. Der Fehler in den fußballerischen<br />
Wetterprognosen: man hatte Carlos Eduardo<br />
nicht berücksichtigt. In den ligafreien zwei Wochen<br />
vor der Partie hatte er sein Debüt in der brasilia-<br />
nischen Nationalmannschaft gegeben und war<br />
davon derart stolz und beschwingt zurückgekehrt,<br />
dass er alle slowenischen Motivationsvorteile,<br />
wenn es sie denn gab, allein hätte übertrumpfen<br />
können.<br />
So war es auch der Brasilianer, der bereits in<br />
der 5. Spielminute aus 20 Metern halblinks vor<br />
dem Kölner Tor abzog. Maicosuel hatte ihm den<br />
Ball vor die Füße gespielt, so dass er unbedrängt<br />
ein paar Meter marschieren konnte, bis er eine<br />
Lücke sah und sich zum Schuss entschloss, der<br />
in einer langen, unwiderstehlichen Kurve scharf<br />
um Torhüter Mondragon herum im rechten Eck<br />
einschlug. Im selben Moment war es ganz still<br />
im Kölner Stadion: und noch einmal, als kaum<br />
sechs Minuten später Eichner von links eine gewaltige<br />
Bogenfl anke über die halbe Kölner Abwehr<br />
schickte. In der Mitte sprang Obasi am höchsten<br />
und erzielte das 0:2. Lähmendes Entsetzen packte<br />
die Kölner Fans, fast gespenstische Stille<br />
herrschte für einen Moment… Dann aber entlud<br />
sich die Enttäuschung aufseiten der Südkurve in<br />
unfl ätigen Sprechchören gegen Dietmar Hopp.<br />
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