Untitled - Elternverein Baden-Württemberg eV
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CURRICULUM - TRANSITION - Ausbildung zum/r Übergangsbegleiter/in für frühkindliche Bildungsprozesse - Socrates Grundtvig 1.1 Projekt<br />
3. Modul<br />
„Entwicklungspsychologische Ansätze”<br />
6.3 Informationsverarbeitung, Gedächtnis<br />
Informationsverarbeitung beinhaltet den Einsatz<br />
mentaler Strategien, die Kinder verwenden,<br />
um Eindrücke zu transformieren. Fortschritte<br />
in der frühen Kindheit bezüglich der Repräsentation<br />
und der Fähigkeit der Kinder, ihr<br />
eigenes Verhalten zu leiten, wirken sich positiv<br />
auf die Aufmerksamkeit, den Umgang mit Informationen<br />
und das Problemlösen aus. Indem<br />
Vorschulkinder sich ihres eigenen mentalen Lebens<br />
bewusster werden fangen sie an, schulisch<br />
relevantes Wissen zu erwerben, eine<br />
Voraussetzung für ihren Erfolg in der Schule.<br />
Kinder im Vorschulalter verbringen nur relativ<br />
kurze Zeit mit Aufgaben und lassen sich leicht<br />
ablenken. Die Fähigkeit zur andauernden Aufmerksamkeit<br />
nimmt jedoch im Kleinkindalter<br />
nach und nach zu.<br />
Darüber hinaus entwickelt sich in der frühen<br />
Kindheit die Fähigkeit zu Planen. Unter Planen<br />
versteht man das vorausgenommene Probehandeln<br />
einer Abfolge von Handlungen und<br />
den entsprechenden Einsatz der kindlichen<br />
Aufmerksamkeit, um ein Ziel zu erreichen. Sind<br />
die Aufgaben vertraut und nicht zu komplex, so<br />
sind bereits Vorschulkinder in der Lage, zu verallgemeinern<br />
und einem Plan zu folgen. Beispielsweise<br />
suchen sie einen verlorenen<br />
Gegenstand auf dem Spielplatz bis zur Erschöpfung<br />
(Wellmann et al., 1979). Fordert<br />
man Vorschulkinder jedoch auf, Bilder mit vielen<br />
Details miteinander zu vergleichen, können<br />
sie nicht genau suchen. Bei komplexen Aufgaben<br />
sind sie nicht in der Lage, die erforderlichen<br />
Handlungsschritte in eine sinnvolle<br />
Reihenfolge bringen, oder vergessen wichtige<br />
Schritte (Friedmann & Scholnick, 1997; Ruff &<br />
Rothbart, 1996).<br />
Im Vorschulalter haben Kinder die sprachlichen<br />
Voraussetzungen, um Dinge, an die sie sich erinnern<br />
zu beschreiben. Auch können sie Anweisungen<br />
über einfache Gedächtnisaufgaben<br />
folgen.<br />
Vorschulkinder haben ein gutes Wiedererkennungs-Gedächtnis.<br />
Zeigt man einem Kleinkind<br />
beispielsweise einen Satz von zehn Bildern<br />
oder Spielzeugen, vermischt man diese mit einigen<br />
unbekannten Gegenständen und fordert<br />
dann das Kind auf, die vorher gesehenen Bilder<br />
oder Gegenstände zu zeigen, so wird es hierbei<br />
bereits gute Leistungen zeigen. Im Alter von<br />
vier bis fünf Jahren gelingt die Lösung dieser<br />
Aufgabe meist fehlerfrei.<br />
Nimmt man die Gegenstände jedoch aus dem<br />
Gesichtsfeld des Kindes und fordert es auf, die<br />
Namen der Gegenstände zu sagen, die es gesehen<br />
hat, so wird es eine weitaus weniger<br />
gute Leistung zeigen. Beim Lösen dieser Aufgabe<br />
muss das Kind die Dinge erinnern, d.h.<br />
ein mentales Bild des abwesenden Gegenstandes<br />
wieder abrufen. Im Alter von zwei Jahren<br />
können Kinder sich nur an einen oder zwei<br />
Gegenstände erinnern, mit vier Jahren werden<br />
drei oder vier Gegenstände erinnert (Perlmutter,<br />
1984).<br />
Auch für Erwachsene ist das Wiedererkennen<br />
viel einfacher als das Erinnern. Im Vergleich zu<br />
Erwachsenen ist die Fähigkeit der Wiedererkennung<br />
der Kinder jedoch ziemlich mangelhaft.<br />
Das liegt daran, dass Kleinkinder noch<br />
nicht in der Lage sind, Gedächtnisstrategien effektiv<br />
anzuwenden. Gedächtnisstrategien sind<br />
mentale Aktivitäten, die die Chancen des Erinnerns<br />
verbessern (beispielsweise das Organisieren<br />
von Gedächtnisbestandteilen in Gruppen<br />
etc.). Anfänge des Einsatzes von Gedächtnisstrategien<br />
zeigen jedoch bereits Vorschulkinder.<br />
DeLoache & Todd (1988) führten<br />
eine Studie durch, bei der ein Erwachsener entweder<br />
eine Schokolinse oder einen hölzernen<br />
Nagel in je einen von Zwölf identischen Behältern<br />
legte und einen nach dem anderen an die<br />
Kinder übergab, mit der Aufforderung, sich zu<br />
erinnern, wo die Süßigkeit versteckt war. Die<br />
Kinder im Alter von etwa vier Jahren stellten die<br />
Behälter mit den Süßigkeiten an einen Platz,<br />
die mit den Nägeln an einen anderen. Mithilfe<br />
dieser Strategie gelangten die Kinder fast<br />
immer zum richtigen Ergebnis. Dennoch wenden<br />
Vorschulkinder selbst wenn sie trainiert<br />
werden Gedächtnisstrategien nicht in neuen Situationen<br />
an und ihre Gedächtnisleistungen<br />
verbessern sich selten (Gathercole et al., 1994;<br />
Miller & Seier, 1994). Ein Grund hierfür liegt<br />
darin, dass die Strategien das begrenzte Arbeitsgedächtnis<br />
kleiner Kinder überlasten (Bjorklund<br />
& Coyle, 1995). Die Konzentration auf die<br />
II. Themen 99