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Untitled - Elternverein Baden-Württemberg eV

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CURRICULUM - TRANSITION - Ausbildung zum/r Übergangsbegleiter/in für frühkindliche Bildungsprozesse - Socrates Grundtvig 1.1 Projekt<br />

6. Modul „Alte Werte - Neue Wege“<br />

î und dass man sich weder durch intellektuelle<br />

Spiegelgefechte noch durch Vielwisserei<br />

(oder alles besser zu wissen) imponieren<br />

lässt.“ 11<br />

Schule und Allgemeinbildung<br />

Vom neuhumanistischen Bildungsideal ausgehend<br />

wird noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

der Allgemeinbildung in Rückbesinnung<br />

auf die Reformen Wilhelm von Humboldts<br />

(1767 - 1835) ein höherer Bildungswert als der<br />

Berufsbildung zugesprochen. Die Allgemeinbildung<br />

gibt daher bestimmten Bildungsgehalten<br />

den Vorrang: Im neuhumanistischen Bildungsideal<br />

etwa sind dies besonders die Bildungsinhalte<br />

der Antike, wie sie z.B. über die alten<br />

Sprachen Latein und Griechisch sowie die antiken<br />

Philosophen vermittelt werden. Zugleich<br />

erfolgt die wahre Menschenbildung ausschließlich<br />

über die Allgemeinbildung. Erst<br />

nach der rein vorgenommenen allgemeinen Bildung<br />

kann die Spezialbildung für einen Beruf<br />

betrieben werden. Die Vermischung der Allgemeinbildung<br />

mit Berufsbildung mache die Allgemeinbildung<br />

„unrein“, so die Ausschließungsthese.<br />

Diese Sichtweise schreibt der Berufsbildung<br />

eine Zweck- bzw. Funktionsorientierung zu, die<br />

auf die Anpassung des Menschen an Arbeitszusammenhänge<br />

ausgerichtet ist und der ein<br />

Menschen bildender Wert weniger zugeschrieben<br />

wird. Allgemeine Bildung wird höher bewertet.<br />

Bildung in beruflichen Lernvollzügen<br />

wird eher ausgeschlossen.<br />

Die klassische Berufsbildungstheorie hat ihrerseits<br />

nun in Antwort hierauf die Umkehrung<br />

im Verhältnis von Allgemeinbildung und Berufsbildung<br />

und ihre beiderseitige Verknüpfung<br />

herausgestellt: Sie weist theoretisch nach, dass<br />

gerade auch über die Berufsbildung eine Allgemeinbildung<br />

erfolgt. Es gelingt ihr, den bildenden<br />

Wert von Arbeit und Beruf herauszuarbeiten.<br />

Bildungspraktisch hat aber die theoretische<br />

Überwindung des Gegensatzes zwischen Allgemeinbildung<br />

und Berufsbildung nur begrenzt<br />

Wirkung gezeigt. Der gesellschaftliche Gegensatz<br />

ist bestehen geblieben, dass Allgemeinbildung<br />

gegenüber der Berufsbildung die privilegierende<br />

Form der Bildung im Sinne der Le-<br />

11 Wilhelm, p. 61<br />

benschancenzuteilung ist. Erst seit dem letzten<br />

Drittel des 20. Jahrhunderts mildert sich allmählich<br />

dieser Gegensatz bzw. werden andere<br />

(und neue Kompetenzen) stärker in den Vordergrund<br />

gestellt.<br />

Der Wandel der Arbeitswelt im Hinblick auf<br />

Komplexität, Ganzheitlichkeit und Gestaltung<br />

sowie seinen damit verbundenen Qualifikationsveränderungen<br />

setzt auf die Zielvorstellung<br />

einer aus Schlüsselqualifikationen abgeleiteten<br />

und weiterentwickelten späteren Berufskompetenz<br />

mit der darin enthaltenen Idee der<br />

Förderung von Handlungswissen.<br />

Der wahre Schlüssel, der Kindern in Zukunft<br />

Türen öffnet und es ihnen ermöglicht, ihr Wissen<br />

erfolgreich einzusetzen, sind jedoch „überfachliche“<br />

persönliche Qualitäten, „Soft<br />

Skills“, Schlüsselqualifikationen, mit denen sie<br />

sich im Alltagschaos orientieren, auf dem zwischenmenschlichen<br />

Parkett glänzen und ihre<br />

Zukunftsfähigkeit unter Beweis stellen können.<br />

Gerade diese Flexibilität ist absolut unentbehrlich,<br />

um sich in einer schnelllebigen Welt<br />

problemlos auf neue Situationen einzustellen<br />

und Veränderungen neugierig, offen und optimistisch<br />

zu begegnen.<br />

Und natürlich brauchen Kinder außerdem Medienkompetenz,<br />

um in der INFO-Flut der multimedialen<br />

Zukunftswelt nicht hoffnungslos<br />

unterzugehen. Aber auch Kommunikationsund<br />

Konfliktfähigkeit, Teamgeist und Organisationstalent<br />

werden künftig wichtiger denn<br />

je sein. Ebenso wie Kreativität – etwas was Kinder<br />

von Natur aus haben, was im Alltag aber<br />

leider allzu oft gebremst bzw. in der Schule viel<br />

zu wenig gefördert und wertgeschätzt wird. In<br />

der Wirtschaft hingegen stehen diese Schlüsselqualifikationen<br />

bereits hoch im Kurs. Hier<br />

haben wir Musikpädagogen geradezu<br />

„Schlüsselimpulse“ zu setzen!<br />

In dieser Zielvorstellung sind neben Anteilen<br />

einer komplexen und anspruchsvollen Fachkompetenz<br />

besonders allgemeine Kompetenzen<br />

wie Methoden-, Personal- und Sozialkompetenz<br />

enthalten, die integrativ mit der<br />

Fachkompetenz aufgebaut werden. Diese allgemeinen<br />

Kompetenzen werden im Zuge einer<br />

schnelleren Veränderungsrate des Wissens<br />

immer bedeutsamer. Mehr als die Erfüllung augenblicklicher<br />

Berufszwecke geht es darum, für<br />

II. Themen 145

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