Untitled - Elternverein Baden-Württemberg eV
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CURRICULUM - TRANSITION - Ausbildung zum/r Übergangsbegleiter/in für frühkindliche Bildungsprozesse - Socrates Grundtvig 1.1 Projekt<br />
8. Modul „Netzwerkarbeit”<br />
dass reduzierte und kontrollierte Komplexität<br />
mit der Professionalität organisationalen Lernens<br />
und der Reflexivität wertbewegten Engagements<br />
nicht mehr vermittelbar ist. Netze,<br />
welche Komplexität „auf Abruf“ halten, können<br />
verhindern, dass im Interesse einer perfekten<br />
Schaltung alle subjektiven Momente wie Motivation,<br />
Emotion und Engagement wegrationalisiert<br />
werden und die Apparate dann nur noch<br />
funktionieren „sine ira et studio“, wie Max<br />
Weber es am bürokratischen Berufsbeamtentum<br />
beobachtete.<br />
Netzwerke erlauben einen sensiblen und reflexiven<br />
Umgang mit der Komplexität von Wissen<br />
und Werten, sie eröffnen eine Steuerung der<br />
Komplexität nach der Logik von Lernprozessen.<br />
Organisationen die „lernen“, können sich<br />
zugleich auch selbstbewusster einlassen auf<br />
die riskanten Turbulenzen aus der Umwelt.<br />
Wert- und Wissensmanagement<br />
Die Offenheit für kommunikative Vernetzung<br />
wird dann zur Chance, mit einer erweiterten<br />
Komplexität verantwortlich – also in „Rede und<br />
Antwort” - umzugehen, - und so die Lernprozesse<br />
der Komplexitätssteuerung in ihrer Reflexivität<br />
zu steigern. Dieser Wirkungszusammenhang<br />
von Netzwerken und Lernprozessen<br />
– oder theoriesprachlich formuliert: von erweiterter<br />
Komplexität und gesteigerter Reflexivität<br />
- wird praktisch in neueren Strategien des Wertund<br />
Wissensmanagements.<br />
Wissensmanagement sucht praktische Antworten<br />
auf die Komplexitätsschübe neuer Informations-<br />
und Kommunikationsprobleme, wie<br />
sie sich mit den neuen Medien digitaler Information<br />
und virtueller Kommunikation nicht nur<br />
stellen sondern auch lösen lassen. Hier könnten<br />
neue Netze des Lernens eine explosive Informationsflut<br />
abrufbar (latent) halten, ohne sie<br />
reduzieren zu müssen.<br />
Wertmanagement bezieht sich auf eine komplexe<br />
Vieldeutigkeit und Vielschichtigkeit der<br />
Motive. Dies gilt nicht nur für die Motivationsprobleme<br />
des handlungsleitenden Sinns, sondern<br />
auch für die Evaluationsprobleme der<br />
Bewertung von Produkten und Prozessen.<br />
Deutlich wird, dass komplexe „Wert-Fragen“<br />
nicht mehr auf die einfache und eindeutige Repräsentativität<br />
konsensualer Werte reduzieren<br />
III. Methoden<br />
lassen. Demgegenüber sind Netze offen für die<br />
pluralen und zueinander inkongruenten Sinnkonstruktionen<br />
der Verständigung, Verhandlung<br />
und Vermittlung zwischen unterschiedlich<br />
orientierten und motivierten Akteuren. Gefordert<br />
ist hier ein kommunikatives Führen, wie es<br />
in Netzen sicherlich flexibler und reflexiver zu<br />
organisieren ist, als bei der starren Schaltung<br />
geschlossener Apparate.<br />
Netzwerke bieten in ihrer „losen Koppelung”<br />
eine interaktive Offenheit für die Wissens-Ressourcen<br />
und Sinn-Potentiale der darin engagierten<br />
Akteure. In klassischer Gesellschaftslehre<br />
präsentierte sich die Differenz von Räderwerken<br />
(„Apparaten“) und Netzwerken in der<br />
begrifflichen Entgegensetzung von „Organisation“<br />
und „Assoziation“. Stand „Organisation“<br />
für funktionale Schaltung, so bedeutet „Assoziation“<br />
die interaktive, freie Vereinigung durch<br />
selbstbestimmtes Sich-Vermitteln des personalen<br />
Potentials aller Beteiligten. Historisch<br />
konkretisierte sich dies in den sozialen Bewegungen,<br />
im sozialen Vereinswesen oder auch<br />
in den wirtschaftlichen Genossenschaften, die<br />
sich nicht nur darstellen als freiwilliger Zusammenschluss<br />
wirtschaftlich selbständiger Unternehmer,<br />
sondern zugleich auch als die<br />
selbstorganisierte Sicherung und Förderung<br />
wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Selbstständigkeit<br />
und darauf gründende Mündigkeit<br />
einer aktiven Öffentlichkeit in offener Gesellschaft.<br />
Selbst die traditionellen Organisationen des<br />
Stiftungswesens können über den (oft fiktiven)<br />
Bezug auf einen personalisierbaren Stifter-Willen<br />
das personale Element aktivieren, sei es<br />
über die alte Ehre oder in den Initiativen heute<br />
über eine neue Reflexivität „freien Engagements“.<br />
Soziale Netze wirken dann als lose gekoppelte,<br />
ja selbst-vermittelte Partnerschaften interaktiver<br />
Autonomie, was die Autonomie nicht<br />
schmälert, - vielmehr durch synergetische<br />
Wechselwirkung aller Beteiligten sichert, fördert<br />
und steigert.