Brauchtumslieder - Sauerlandmundart
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missionarische Zwecke verwertet. Deshalb nennt Sauermann sogar das Hochsauerland<br />
ein Novationszentrum des Dreikönigsbrauches, in dem sich ein älterer Brauch in<br />
einer modernen Form lebenskräftig und expansiv erwies. 80 Nach dem zweiten<br />
Weltkrieg wurde das Dreikönigssingen sogar weitgehend vom „Päpstlichen Missionswerk<br />
der Kinder in Deutschland“ und vom „Bund der Deutschen Katholischen<br />
Jugend“ institutionalisiert und in Gegenden verbreitet, denen das Dreikönigssingen<br />
eigentlich fremd war.<br />
In den drei Untersuchungsorten hat das Dreikönigssingen jedoch wahrscheinlich sehr<br />
alte Ursprünge, In Allendorf wurden hauptsächlich zwei Liedtexte gesungen, wobei<br />
das folgende, hochdeutsch gesungene Lied zeitlich vor dem Plattdeutschen üblich<br />
war. Dieses Lied stellt textlich einen Typ dar, der in vielen Varianten auftaucht und<br />
einen Handlungsablauf wiedergibt, der sich auf das biblische Geschehen bezieht. Die<br />
Melodie dieses älteren Liedes war nicht mehr auszumachen, ich nehme jedoch an,<br />
dass es die gleiche wie beim später gesungenen plattdeutschen Lied war, da es zu<br />
dieser Praxis der Übernahme von Melodien in den anderen Untersuchungsorten<br />
Parallelen gibt:<br />
Melodietyp III d Texttyp IIIa<br />
Es kamen drei Weisen aus Morgenland,<br />
Durch einen Stern von Gott gesandt.<br />
Der Stern war groß und wundervoll,<br />
Darin ein Kind mit gold'ner Kron',<br />
Die gold'ne Kron' sein Szepter war.-<br />
lm Anfang schien die Sonne so klar.<br />
Sie kamen vor Herodes Tor,<br />
Da war ein großer Riegel vor.<br />
Herodes, der im Fenster lag,<br />
Und die drei Weisen kommen sah:<br />
“Wo wollt ihr hin, meine lieben Herrn?<br />
80 Sauermann, D.: (w. Anm.75) S. 267.