Brauchtumslieder - Sauerlandmundart
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Die Burschen singen das Lied immer wieder mit und treiben ihren Ulk dabei, indem<br />
sie die jungen Mädchen in jedem Haus zum Tanz auffordern und sie dabei mit einer<br />
Schmiedezange in die Zehen kneifen, bis sie schreien, erst dann hört das Kneifen auf.<br />
Früher dagegen wurde in die Zehen gebissen.“ (Schnell, AwVk, 2798).<br />
Im Gegensatz zu den Melodietypen VId/e, die vom Rezitationston aus bis zu einer<br />
Quarte tiefer gehen, bleibt es bei diesem Beispiel bei der kleinen Terz, mit Ausnahme<br />
der beiden Schlusswendungen, die schon in Richtung Dur - Tonalität deuten.<br />
Der Text der sechs letzten Takte stellt wahrscheinlich noch einen alten Bezug zur<br />
Schweinehude in den Eichenwäldern her, welche für die Bauern ehemals die<br />
Existenzgrundlage bildeten.<br />
Auch in Hagen lässt sich das Schwinden der plattdeutschen Sprache gut<br />
nachvollziehen. Kuhn weist für Hagen ein kurzes, plattdeutsches Fastnachtslied<br />
nach 101 :<br />
„Am lütken fasselavend ziehen die Kinder in Hagen bei Allendorf umher und<br />
sammeln Gaben ein, wobei sie singen:<br />
(Melodietyp VI) Texttyp VIIIe<br />
Während auch Schnell (Texttyp VIIId) noch den plattdeutschen Wortlaut des heute<br />
üblichen Liedes notiert hat, der den älteren Bewohnern auch noch bekannt ist<br />
(Schmalor, Mk, Bsp.16), taucht in einem Bericht aus dem Jahr 1955 schon eine<br />
Fassung auf, in der die erste Hälfte hochdeutsch und die Zweite im Dialekt notiert ist.<br />
In dieser Zeit mag wohl auch die heute übliche Melodie eingeführt worden sein, die<br />
101 Kuhn, A.: (w. Anm. 78), S. 125f.