Brauchtumslieder - Sauerlandmundart
Brauchtumslieder - Sauerlandmundart
Brauchtumslieder - Sauerlandmundart
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
62<br />
3.9 Johannes - , Stephansknechte<br />
Als einer der wenigen Brauchanlässe der zweiten Jahreshälfte gehört der 26. und 27.<br />
Dezember wie Weihnachten, Neujahr und Dreikönig wiederum zu den Rauhnächten<br />
oder ‘zwölf heiligen Nächten'. Der St. Stephanustag galt schon im Mittelalter als Tag<br />
der Pferdeturniere und Wettrennen. Die Bauern ritten dann ihre Pferde aus und<br />
schenkten an diesem Tag den Armen des Dorfes ein Brot, das 'Steffensbrot'. Auch<br />
wurde das Getreide, die Sämereien, Salz und Wasser gesegnet. Parallel dazu wurde<br />
für das Fest 'Maria - Lichtmess' eine große Kerze gesammelt, welche in der Kirche<br />
aufgestellt wurde. Als die Bienenzucht noch weit verbreitet war, wurde nur Wachs zur<br />
Herstellung dieser Kerze gesammelt, später entwickelte sich hieraus ein verbreiteter<br />
Heischebrauch, dessen Entstehung Cordes für Stockum jedoch folgendermaßen überliefert:<br />
„Auf den größeren Bauernhöfen kamen in früheren Jahren, am St. Stefanstag<br />
die Knechte (die Stefansjünger oder Stefansknechte) zum Bauern und seiner Familie.<br />
Der älteste der Knechte sprach dann ein Verschen und alle sangen ein Lied. Dieser<br />
alte Brauch scheint aber mit der Zeit in Vergessenheit geraten zu sein. Es war mir nur<br />
möglich, das nachfolgende Verschen aufzutreiben:<br />
(Texttyp Xlla)<br />
Hoi sind de Steffensknechte!<br />
Unn sammelt ame Lechte!<br />
Hoi is en guoren Hiusmann,<br />
dai ues woahl woat giäven kann!<br />
Dieselben erhielten dafür Wurst vom Schlachten, Tabak oder auch einen Schoppen“.<br />
(Cordes, AwVk 1225).<br />
Bei meinen Nachforschungen konnte sich jedoch niemand an diesen Brauch,<br />
geschweige denn an eine Melodie erinnern. Sogar die Person des Berichterstatters<br />
Hans Cordes des AwVk war unbekannt, sodass dieser Bericht nur mit Vorbehalten als<br />
authentisch zu bewerten ist, da noch hinzukommt, dass der mitgeteilte Dialekt nicht<br />
dem 'Stockumer Platt' entspricht. Jedoch weist Schnell den Brauch für den Nachbarort<br />
Amecke am Sorpesee ebenfalls nach:<br />
„So ritten früher in Amecke am Sorpesee die Steffensknechte durchs Dorf und<br />
sammelten von Haus zu Haus Mettwürste, die ihnen für das Neujahrsansingen am<br />
kommenden Silvesterabend durch die Fenster gereicht wurden. Das dabei<br />
eingenommene Geld wurde beim Essen der Mettwürste in einer Wirtschaft des<br />
Abends vertrunken.“ (Schnell, AwVk 1468,S.11). Eindeutiger ist die Situation in<br />
Allendorf, wo jedoch nicht die Stephansknechte, sondern die Johannisknechte einen<br />
Tag später ausziehen. Hier ist der Brauch noch allgemein bekannt und wird spora-