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Brauchtumslieder - Sauerlandmundart

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3.9 Johannes - , Stephansknechte<br />

Als einer der wenigen Brauchanlässe der zweiten Jahreshälfte gehört der 26. und 27.<br />

Dezember wie Weihnachten, Neujahr und Dreikönig wiederum zu den Rauhnächten<br />

oder ‘zwölf heiligen Nächten'. Der St. Stephanustag galt schon im Mittelalter als Tag<br />

der Pferdeturniere und Wettrennen. Die Bauern ritten dann ihre Pferde aus und<br />

schenkten an diesem Tag den Armen des Dorfes ein Brot, das 'Steffensbrot'. Auch<br />

wurde das Getreide, die Sämereien, Salz und Wasser gesegnet. Parallel dazu wurde<br />

für das Fest 'Maria - Lichtmess' eine große Kerze gesammelt, welche in der Kirche<br />

aufgestellt wurde. Als die Bienenzucht noch weit verbreitet war, wurde nur Wachs zur<br />

Herstellung dieser Kerze gesammelt, später entwickelte sich hieraus ein verbreiteter<br />

Heischebrauch, dessen Entstehung Cordes für Stockum jedoch folgendermaßen überliefert:<br />

„Auf den größeren Bauernhöfen kamen in früheren Jahren, am St. Stefanstag<br />

die Knechte (die Stefansjünger oder Stefansknechte) zum Bauern und seiner Familie.<br />

Der älteste der Knechte sprach dann ein Verschen und alle sangen ein Lied. Dieser<br />

alte Brauch scheint aber mit der Zeit in Vergessenheit geraten zu sein. Es war mir nur<br />

möglich, das nachfolgende Verschen aufzutreiben:<br />

(Texttyp Xlla)<br />

Hoi sind de Steffensknechte!<br />

Unn sammelt ame Lechte!<br />

Hoi is en guoren Hiusmann,<br />

dai ues woahl woat giäven kann!<br />

Dieselben erhielten dafür Wurst vom Schlachten, Tabak oder auch einen Schoppen“.<br />

(Cordes, AwVk 1225).<br />

Bei meinen Nachforschungen konnte sich jedoch niemand an diesen Brauch,<br />

geschweige denn an eine Melodie erinnern. Sogar die Person des Berichterstatters<br />

Hans Cordes des AwVk war unbekannt, sodass dieser Bericht nur mit Vorbehalten als<br />

authentisch zu bewerten ist, da noch hinzukommt, dass der mitgeteilte Dialekt nicht<br />

dem 'Stockumer Platt' entspricht. Jedoch weist Schnell den Brauch für den Nachbarort<br />

Amecke am Sorpesee ebenfalls nach:<br />

„So ritten früher in Amecke am Sorpesee die Steffensknechte durchs Dorf und<br />

sammelten von Haus zu Haus Mettwürste, die ihnen für das Neujahrsansingen am<br />

kommenden Silvesterabend durch die Fenster gereicht wurden. Das dabei<br />

eingenommene Geld wurde beim Essen der Mettwürste in einer Wirtschaft des<br />

Abends vertrunken.“ (Schnell, AwVk 1468,S.11). Eindeutiger ist die Situation in<br />

Allendorf, wo jedoch nicht die Stephansknechte, sondern die Johannisknechte einen<br />

Tag später ausziehen. Hier ist der Brauch noch allgemein bekannt und wird spora-

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