Brauchtumslieder - Sauerlandmundart
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des hinsterbenden Winters oder unholder Wintermächte (Hexen)“ 103 gedeutet wird,<br />
liegt eine direkte Deutung als Bibelgestalt wohl näher, wenn nicht sogar antisemitische<br />
Tendenzen zu Grunde gelegt werden können, wobei der Judas das jüdische<br />
Volk symbolisiert. Dies wird besonders im Texttyp Xb deutlich, in dem der Judas als<br />
geizig und reich dargestellt wird, was genau den Klischeevorstellungen der antisemitischen<br />
Bewegung entspricht. Dass dies kein Einzelfall ist, zeigt ein Beispiel aus<br />
Brilon, wo beim Strohsammeln zu Ostern folgender Reim gesungen wird:<br />
Strauh röit! Strauh röit!<br />
Alle Wäiber mie röit!<br />
Kleine Mäüs! Graute Mäüs!<br />
Altehaup in't Jöidenhöis! 104<br />
Ansonsten sind zu Ostern keine brauchtumsspezifischen Lieder bekannt.<br />
Erwähnt sei noch das Klappern oder 'Räerteln', welches als Glockenersatz an den<br />
Tagen der Karwoche ausgeführt wird, an denen die Glocken schweigen.<br />
Der hierbei erzeugte Rhythmus der Lärminstrumente soll früher von einem Spruch<br />
begleitet worden sein und diesen Rhythmus geprägt haben:<br />
Väi — wällt — Ägger häwwen - odder — Geld. (Mk.Bsp.26)<br />
Der Rhythmus ist von Dorf zu Dorf verschieden.<br />
3.8 Pfingsten<br />
Pfingsten, welches heute als kirchliches Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes<br />
gilt, war ehemals das Hauptfest der Hirten und der mit dem Vieh Arbeitenden. An<br />
diesen Tagen konzentrieren sich die Mai- und Sommerspiele, welche oft das<br />
wiedererwachte Grün der Bäume in den Mittelpunkt des Geschehens stellen. Wenn<br />
das Sauerland auch, im Vergleich z.B. mit dem Rheinland, nicht sehr viele<br />
Maibräuche ausgeprägt hat, so haben sich doch vereinzelt Reste von Hirtenbräuchen<br />
erhalten.<br />
Hagen nimmt hier insofern eine Sonderstellung ein, da hier bis vor etwa 10 Jahren<br />
noch der Brauch des 'Pinkesvoß' ausgeübt wurde, der in den Nachbardörfern gänzlich<br />
103 Schauerte, H.: (w. Anm. 54) S. 69.<br />
104 Deimann, P.: (w. Anm. 52) S. 42.