Dissertationen - DGK
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2.3. Radiometrische Eigenschaften 21<br />
hat Luft einen Betragswert von 3, andere natürliche, trockene Stoffe Werte von 3 bis 8. Der Realteil<br />
ǫ ′ r gibt Auskunft über die frequenzabhängige Eindringtiefe in verschiedene Oberflächenschichten. Je<br />
größer die Wellenlänge der Strahlung, desto tiefer dringt sie ein. Der Imaginärteil ǫ ′′<br />
r verkörpert ein<br />
Maß für die frequenzabhängige elektrische Leitfähigkeit (Kraus und Schneider, 1988). Er ist für<br />
viele trockene Stoffe im Mikrowellenbereich sehr klein. Nimmt jedoch die Feuchtigkeit und damit die<br />
Leitfähigkeit zu, steigt ǫ ′′<br />
r und damit auch ǫr fast linear an. Die Dielektrizitätskonstante ist für Stoffe<br />
mit hohem Wassergehalt und Metalle sehr groß, z.B. hat Wasser einen Betragswert von über 80. Die<br />
Eindringtiefe nimmt mit zunehmender Leitfähigkeit ab, weil Mikrowellen durch Wirbelstromverluste<br />
gedämpft werden. Bei Böden kann die Eindringtiefe vom cm-Bereich für trockene Böden auf einige<br />
Millimeter für feuchte Böden absinken. Noch deutlicher ist dies bei Eis zu beobachten. Bei reinem<br />
Eis kann die Eindringtiefe einige Meter betragen, bei Wasser hingegen bestenfalls einige Zentimeter.<br />
Ulaby et al. (1986) analysieren den Einfluss der Dielektrizitätskonstanten für verschiedene, natürliche<br />
Oberflächen wie unterschiedliche Bodenarten, Vegetation, Schnee und Seeeis. Der Reflexionsgrad<br />
nimmt mit zunehmendem ǫr (sowohl ǫ ′ r als auch ǫ ′′<br />
r) zu.<br />
2.3.3 Radiometrische Kalibrierung<br />
Bei der radiometrischen Kalibrierung werden die Instrumentenfehler und die Fehler während der Laufzeit<br />
des Signals korrigiert und das Signal auf den Radarrückstreukoeffizienten reduziert. Objekteigenschaften<br />
werden damit über verschiedene Aufnahmepositionen, Einfallswinkel, Polarisationen, Frequenzen<br />
und Zeiten hinweg vergleichbar. Für eine vollständige, radiometrische Kalibrierung unterscheidet<br />
man zwischen einer internen, einer relativen und einer absoluten Kalibrierung.<br />
Die interne Kalibrierung versucht die instrumentellen Einflüsse gemäß der Radargleichung zu korrigieren<br />
(Abschnitt 2.3.1). Beispielsweise wird die unterschiedliche Abstrahlstärke der Antennenkeule<br />
(Antennenhelligkeitsdiagramm) in Abhängigkeit vom Rollwinkel der Plattform um die Längsrichtung<br />
berücksichtigt.<br />
Die relative Kalibrierung beseitigt die Einflüsse des Einfallswinkels und der Topographie, die zu radiometrischen<br />
Verzerrungen führen. Sie wird oft erst vom Anwender durchgeführt und wird daher im<br />
folgenden Abschnitt näher erläutert.<br />
Für die absolute Kalibrierung wird das Leistungsniveau auf die Leistung bekannter Ziele um einen<br />
konstanten Faktor, der Kalibrierungskonstanten K, verschoben. Damit wird die Rückstreuung verschiedener<br />
Sensoren vergleichbar. Bei flugzeuggetragenen Aufnahmen werden Ziele mit bekanntem Radarrückstreukoeffizienten<br />
wie Transponder oder Corner-Reflektoren eingesetzt. Bei Satelliten erfolgt<br />
die absolute Kalibrierung durch Aufnahmen über den Regenwald, von dem die Rückstreuung und das<br />
Specklerauschen bekannt sind (Curlander und McDonough, 1991).<br />
Des Weiteren wird bei polarimetrischen Aufnahmen eine polarimetrische Kalibrierung durchgeführt,<br />
um die empfangenen Signale in allen Kanälen aufeinander abzustimmen. Eine polarimetrische Kalibrierung<br />
beinhaltet eine Phasen- und Amplitudenkalibrierung sowie eine Crosstalk-Kalibrierung für einen<br />
Abgleich zwischen den Kanälen (Ulaby und Elachi, 1990).<br />
Nach der Kalibrierung entspricht die Intensität dem Wert des Rückstreukoeffizienten σ 0 für das Objekt.<br />
Relative Kalibrierung: Korrektur reliefbedingter Einflüsse<br />
Die Intensität der Rückstreuung hängt stark vom Einfallswinkel ab. Unter der Voraussetzung von Oberflächenstreuung<br />
ist im ebenen Gelände allein dadurch ein Intensitätsabfall zu verzeichnen, dass der<br />
Einfallswinkel von nahen zu fernen Zielen flacher wird (Near-Far-Range-Intensitätsabfall). Im unebenen<br />
Gelände variiert der Einfallswinkel zudem lokal. Daher ist dort der lokale Einfallswinkel zwischen<br />
der Flächennormalen der Oberfläche und der Einfallsrichtung des Radarstrahls mit einzubeziehen (Abbildung<br />
2.7). Der Near-Far-Range-Intensitätsabfall verhält sich für jede Objektklasse anders, so dass er<br />
streng genommen für jede Klasse separat korrigiert werden muss. Insbesondere für eine Klassifikation<br />
wäre dies wünschenswert. Da die Objektklassen aber im Allgemeinen nicht bekannt sind, wird meistens<br />
nur eine Korrektur der Intensitäten in Abhängigkeit von der Geländeneigung durchgeführt. Eine