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Dokument 1.pdf (17.982 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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6. Scanzoni als Arzt<br />

6) SCANZONI ALS EUROPAWEIT ANGESEHENER ARZT UND<br />

112<br />

GEBURTSHELFER<br />

Die Entscheidung zum Medizinstudium hat Scanzoni laut eines Zeitungsberichtes<br />

ganz „zufällig“ getroffen, und zwar – von einem Kollegen überredet – auf der<br />

Fahrt nach Prag, wo er eigentlich hätte Jura studieren sollen. 512 Diese<br />

folgenschwere Lebensentscheidung stellte sich als die richtige heraus: brachte<br />

Scanzoni doch eine enorme wissenschaftliche Begabung und vor allen Dingen<br />

auch die Persönlichkeit mit, die ein guter Arzt im Umgang mit seinen Patienten<br />

braucht.<br />

Wie sieht es aber mit der Entscheidung aus, nach abgeschlossenem Studium auch<br />

wirklich Arzt zu werden? Scanzoni mag daran nicht gezweifelt haben: bereits als<br />

Student hat er sich sehr stark klinisch und auch wissenschaftlich engagiert; und<br />

zur damaligen Zeit war es nicht üblich und wäre auch gesellschaftlich nahezu<br />

undenkbar gewesen, nach dem Studium nicht Arzt zu werden.<br />

Dennoch bedarf es für diesen Schritt eines gewissen Maßes an Mut und einer<br />

stabilen Persönlichkeit, wie sich in den Worten Ernst Haeckels ausdrückt, der auf<br />

Wunsch seiner Eltern Medizin studiert hatte:<br />

„Aber eine ganz andere Ursache ist es, die mir jetzt mit voller Gewißheit die<br />

Unmöglichkeit, als Arzt zu wirken, vor Augen stellt. Dies ist nämlich die<br />

ungeheure Unvollkommenheit, Unzuverlässigkeit und Ungewißheit der ganzen<br />

Heilkunst. ...In dieser Beziehung verhält sich die Medizin extrem entgegengesetzt<br />

der Mathematik. Hier ist alles in bestimmte, unveränderliche, ausnahmslose<br />

Formeln gebannt, dort ist von alledem nichts; jeder handelt nach seinem eignen<br />

Gutdünken; dem einen fällt dies, dem andern jenes ein; dort stirbt vielleicht ein<br />

Patient einem wissenschaftlich höchst ausgebildeten Arzte unter der Hand,<br />

während er hier von einem Quacksalber kuriert wird. ...Muß so nicht jeder Arzt<br />

in jedem Augenblick, wenn er an seine Pflicht und an sein Tun denkt, mit sich<br />

selbst in schweren Konflikt, in traurigen Zweifel geraten?“ 513<br />

512 Zeitungsartikel vom 26. Februar 1888 zu Scanzonis Abschiedsvorlesung, <strong>Würzburg</strong> [Herkunft<br />

nicht mehr eroierbar; im Besitze der Familie Scanzoni in Winkelhaid, als Kopie dankend<br />

übernommen]<br />

513 Haeckel (1921), S. 76 f.

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