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Dokument 1.pdf (17.982 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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9. Scanzoni und Semmelweis<br />

– 1863 entdeckte Karl Mayrhofer Mikroorganismen als Ursache des<br />

Puerperalfiebers. Doch auch dadurch fand Semmelweis keine Anerkennung.<br />

– Teilweise wurden auch später noch Krankheitsbegriffe vermischt: In<br />

Schröders Lehrbuch der Geburtshilfe von 1870 werden beispielweise noch „alle<br />

Fälle von Phlegmasia alba dolens zu Puerperalfieber ist wohl<br />

etwas zu weit gegangen.“ 1142<br />

– Noch im Jahre 1875 war sogar unter einzelnen Gynäkologen die Meinung<br />

verbreitet, das Puerperalfieber entstehe durch die Luft, durch ein Miasma oder<br />

disponierende Faktoren. Die Mehrheit vermutete aber einen ganz „specifischen“<br />

Stoff, der sowohl von Leichen als auch von „jauchigen“ Wunden oder Erysipelen<br />

aus übertragen werden konnte. Semmelweis´ Theorie der Resorption eines faulig-<br />

zersetzten Stoffes wurde als zu einseitig bezeichnet. Der Übertragungsweg durch<br />

den Arzt wurde inzwischen von der Mehrheit anerkannt, die praktische<br />

Umsetzung der Hygienemaßnahmen war aber anscheinend noch recht<br />

mangelhaft. 1143<br />

– Auch den Erkenntnissen Robert Kochs wurden zunächst erhebliche<br />

Widerstände entgegengesezt. 1144 Aber letztlich „verdrängte die Bakteriologie<br />

Epidemien-, Kontagien- und Miasmenlehre gleicherweise.“ 1145<br />

– „Die Tatsache, dass sich die so bestimmt und einwandfrei durch Zahlen<br />

gestützten Lehren von Semmelweis erst auf dem durch Lister [sic] gebahnten<br />

Wege allgemein Eingang verschaffen konnten, gehört zu den unbegreiflichsten,<br />

welche die Geschichte der Geburtshülfe aufweist.“ 1146<br />

Eine besonders subtile Pointe in dem Streit ist es, daß angeblich viele – darunter<br />

auch Braun und Scanzoni – die Chlorkalkwaschungen durchaus heimlich<br />

angewandt hätten, während sie deren Nutzen in ihren Publikationen anzweifelten,<br />

1142<br />

Schatz (1870), S. 313<br />

1143<br />

vgl. Landau (1875), S. 166 ff. – In England hingegen wurde eine derartige Konsequenz<br />

praktiziert, daß man nach einer Obduktion oder Untersuchung eines Infektiösen seine<br />

Kleidungsstücke verbrannte.<br />

1144<br />

Vgl. dazu Rüster (1984), S. 231<br />

1145<br />

Probst (1977), S. 188<br />

1146<br />

Wie Anmerkung 1093. Fasbender, den ich hier zitiere, vergißt Koch, Schimmelbusch und<br />

266<br />

andere Wegbereiter.

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