06.10.2013 Aufrufe

Dokument 1.pdf (17.982 KB) - OPUS - Universität Würzburg

Dokument 1.pdf (17.982 KB) - OPUS - Universität Würzburg

Dokument 1.pdf (17.982 KB) - OPUS - Universität Würzburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

9. Scanzoni und Semmelweis<br />

Mayrhofer Mikroorganismen als Ursache des Kindbettfiebers nachgewiesen<br />

wurden.<br />

Nachdem Semmelweis´ Nachfolger auf der Assistentenstelle bei Klein, Karl<br />

Braun, ähnlich wie Scanzoni eine Statistik vorlegte, nach der trotz<br />

Chlorwaschungen die Todesfälle gestiegen waren 1096 , entgegnete Semmelweis in<br />

gereiztem Ton – genau wie auch schon gegenüber Scanzoni – , Braun habe wohl<br />

die Waschungen nicht korrekt durchführen lassen. Daraufhin erwuchs ihm in<br />

Braun ebenfalls ein einflußreicher Gegner, der, wenn auch nicht ganz Scanzonis<br />

Ruhm erreichte, jedoch über eine enorme Anzahl von Schülern verfügte, die das<br />

Lager der Semmelweis-Gegner zusätzlich verstärkte.<br />

Mißverständnisse schürten die Problematik zusätzlich. Chiari, ein wahrhafter<br />

Befürworter Semmelweis, wurde beispielsweise von Braun in einem Artikel als<br />

Gegner Semmelweis´ bezeichnet, ohne über diese Tatsache informiert zu sein. 1097<br />

Irgendwann ebbte die öffentliche Diskussion ab, und die Semmelweis´schen<br />

Thesen – die ja bisher nicht einmal ausführlich veröffentlicht waren, was<br />

erschwerend hinzukommt – wurden einfach ignoriert. Bezeichnend ist, daß<br />

zwischen den Jahren 1850 und 1861 (bis Semmelweis seine berühmte Schrift<br />

vorlegte) praktisch keine Publikationen „pro Semmelweis“ erschienen!<br />

Quod non est in actis, non est in mundo. – „Herr Hofrath hatte 13 Jahre lang recht,<br />

weil ich 13 Jahre lang schwieg.“ 1098 , kommentierte Semmelweis diesen Zeitraum.<br />

Einzig er selbst veröffentlichte 1858 im Orvostörténeti Hetilap wieder einen<br />

Artikel über die Ätiologie des Kindbettfiebers sowie 1860 eine Publikation, in der<br />

er sich mit den englischen Ansichten beschäftigt und die Unterschiede zwischen<br />

der Kontagiosität und seiner Theorie herausstellte, bevor er dann 1861 sein großes<br />

Werk herausbrachte. „Während meine Lehren bei uns keine Gegner hatten, waren<br />

sie in Deutschland [gemeint ist damit auch Tschechien und Österreich] teilweise<br />

Angriffen, teilweise aber auch Fehlinterpretationen ausgesetzt. Es ist schon eine<br />

1096 erneut veröffentlicht in einem Vortrag von Eduard Lumpe am 15. Juli 1850<br />

1097 vgl. Waldheim (1905), S. 113. – Chiari starb zu früh und konnte damit (wie auch Michaelis)<br />

nicht mehr für Semmelweis eintreten. Ebenfalls ein ungünstiger Weg des Schicksals?<br />

1098 Semmelweis (1860), S. 2<br />

258

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!