06.10.2013 Aufrufe

Dokument 1.pdf (17.982 KB) - OPUS - Universität Würzburg

Dokument 1.pdf (17.982 KB) - OPUS - Universität Würzburg

Dokument 1.pdf (17.982 KB) - OPUS - Universität Würzburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Semmelweis-Biographie<br />

welches das Wiener Gebärhaus...darbot“ 1035 . Hier wurde Semmelweis Assistent<br />

bei Johann Klein. Dieser war angeblich ein Tyrann, der es seinen Assistenten<br />

schwermachte, sich persönlich zu entfalten. „He was a narrow-minded official,<br />

obedient to his superiors but impatient with his subordinates, unintelligent but<br />

very powerful, because he was not only regius [so!!] professor and therefore<br />

irremovable, but also director of the General hospital with its entire administration<br />

in his hands.“ 1036 Unter Johann Klein wurden Leichensektionen zu Lehrzwecken<br />

durchgeführt, während unter Boër lediglich am Phantom geübt wurde. 1037<br />

In seinen Assistenzjahren am Wiener Gebärhaus wurde Semmelweis in den<br />

vierziger Jahren mit dem Kindbettfieber konfrontiert.<br />

Die damaligen (humoralpathologisch geprägten) Erklärungsmodelle für die<br />

Entwicklung einer letztlich zum Tode führenden „putriden Blutkrase“ waren:<br />

atmosphärische, kosmische und tellurische Einflüsse, der sogenannte „Genius<br />

epidemicus“ 1038 , der teilweise auch als Miasma (das sich durch die Luft in<br />

Gebäuden verbreite) oder als Kontagium (welches im kranken Organismus<br />

entstehe, dann aber für andere ansteckend sei) bezeichnet wurde. Diese letzteren<br />

beiden Theorien liegen eigentlich bereits der von Semmelweis oder sogar der<br />

Bakteriologie sehr nahe! Johannes Nepomuk Szabados schreibt 1841 über das<br />

Kontagium der Syphilis: „Dieser Krankheitserreger ist ein ungewöhnlicher<br />

verdünnter Stoff, welchen wir nicht kennen, und weder mit physikalischen, noch<br />

mit chemischen Untersuchungsmethoden erfassen können.“ 1039 Fatal war<br />

allerdings, daß man die Möglichkeit der Übertragung durch ärztliche Hände<br />

zunächst nicht in Betracht gezogen hat. „Zum ersten [sic] Mal in der<br />

Medizingeschichte sagte Semmelweis etwas Ungeheuerliches aus: Ärzte selbst<br />

töten ihre Patienten.“ 1040<br />

Auf der anderen Seite maß man auch anatomischen Alterationen der Kranken,<br />

Diätfehlern oder vor allem auch der psychischen Verfassung und der individuellen<br />

1035<br />

Waldheim (1905), S. 3<br />

1036<br />

Kohn (1960), S. 31. – „regius“] lies „regens“<br />

1037<br />

Koerting (1965), S. 758, unter Rückgriff auf: Lesky (erste Auflage 1965)<br />

1038<br />

Waldheim (1905), S. 9, unter Rückgriff auf Hegar (1882)<br />

1039<br />

Réti (1968), S. 16<br />

1040<br />

Ärztliche Praxis 31 (1979), 89, S. 3652-3655, Die Verschwörung gegen Semmelweis<br />

243

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!