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Dokument 1.pdf (17.982 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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Kiwisch´s Artikel; Semmelweis kehrt zurück nach Pest<br />

oder übel) zu, liefert aber im Text dennoch eine Menge Gegenargumente – und<br />

damit „Wasser auf die Mühlen“ der Gegner Semmelweis´.<br />

Semmelweissens Habilitation wurde erst 1850, und auch da nur unter sehr<br />

eingeschränkten Bedingungen gewährt. Daraufhin ging er zurück nach Pest,<br />

zunächst als unbesoldeter Honorar-Primarius, um dann erst 1855 dort Professor<br />

der Geburtshilfe zu werden. 1091 Dieser Schritt wurde ihm von seinen Gönnern in<br />

Wien sehr übel genommen: „Skoda war aufs tiefste gekränkt; er hat sich später<br />

nie wieder für Semmelweis und seine Sache verwandt. ...Semmelweis mußte in<br />

Budapest [!] von vorn beginnen – in Wien war er vergessen.“ 1092 Diese Flucht<br />

Semmelweis´ ist ein weiterer entscheidender Faktor, der die Ausbreitung seiner<br />

Lehre verhinderte, und er machte sich dadurch sowie auch durch sein langjähriges<br />

Schweigen teilweise mitschuldig.<br />

Es folgten (wie nicht anders zu erwarten) Jahre des wachsenden Widerstandes<br />

gegen die Semmelweis´schen Theorien, ein Phänomen, das freilich manchem<br />

Fachhistoriker undurchschaubar blieb: „eine der unbegreiflichsten Tatsachen,<br />

welche die Geschichte der Geburtshilfe aufweist“ 1093 . Die Auffassung, er sehe<br />

Leichengift als alleinige Ursache, hielt sich hartnäckig. Die Gelehrten teilten sich<br />

in zwei zerstrittene Lager; und wie so oft auch in der Politik ging es irgendwann<br />

ums Prinzip des Streits und nicht mehr um die eigentliche Sache.<br />

Scanzoni wich nicht von seinen Ansichten ab, und dies „trotz der erdrückenden<br />

Argumente der Semmelweis´schen Beweisführung“ 1094 . Hier war offenbar eine<br />

„erbitterte, jeder wissenschaftlichen Objektivität bare Feindschaft“ 1095 entstanden.<br />

Neben Scanzoni standen besonders Seyfert, Zipfel und Lumpe auf der Seite der<br />

Semmelweis-Widersacher.<br />

Auch die Académie de médicine de Paris und nicht zuletzt Rudolf Virchow<br />

gehörten zu den Gegnern Semmelweis´ – dieser zumindest bis 1863, als von<br />

1091<br />

Koerting (1965), S. 758<br />

1092<br />

Böttger (1955), S. 350<br />

1093<br />

Böttger (1955), S. 341, zitiert nach Fasbender (1906), S. 824<br />

1094<br />

Franke (1984), S. 42<br />

1095<br />

Böttger (1955), S. 341<br />

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