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Dokument 1.pdf (17.982 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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7. Scanzoni als Autor<br />

Klinikern nur zögerlich aufgenommen und umgesetzt. Scanzoni sagt entsprechend<br />

in seinem Vorwort, „...dass selbst die besten unserer geburtshilflichen<br />

Compendien der neueren physiologischen und pathologisch-anatomischen<br />

Richtung der Medicin nur sehr wenig Rechnung getragen haben. ...Es ist<br />

befremdend, mit welcher Scheu die Ergründung so vieler, dem Geburtshelfer<br />

höchst wichtiger, auf anatomischer Basis beruhender Phänomene umgangen<br />

wurde, mit welcher Gleichgültigkeit man sich mit der blossen Aufzählung<br />

einzelner Erscheinungen begnügte, ohne sich auch nur im Geringsten die Mühe zu<br />

geben, ihrer Wesenheit, ihrer nächsten Umgebung nachzuforschen. 641 ...Wenn<br />

man berücksichtigt, welch zahlreiche, wissenschaftlich interessante und praktisch<br />

wichtige Ergebnisse nur die physiologischen und pathologischen Untersuchungen<br />

der letzten Decennien lieferten, so bleibt es unerklärlich, dass noch so wenige von<br />

ihnen Eingang in die geburtshülflichen Lehrbücher fanden.“ 642 Prompt erntet er in<br />

den Rezensionen kritische Worte: „...wenn aber der Verfasser meint, dass die<br />

Bearbeitung einzelner Capitel der Geburtshülfe...gegen andere in den<br />

geburtshülflichen Lehrbüchern bevorzugt seien, so erinnern wir nur einfach die<br />

Bedeutung des Wortes „Geburtshülfe“ und glauben denn doch, dass diejenigen<br />

Lehren, welche sich auf die Erfüllung jenes Begriffs...beziehen, der genauesten<br />

und ausführlichsten Bearbeitung werth sind.“ 643<br />

Ähnliches widerfuhr Semmelweis mit seinen Erklärungen zur Pathogenese des<br />

Kindbettfiebers – in jener Diskussion stand hingegen Scanzoni auf der Seite<br />

derjenigen, die zunächst einmal den Feststellungen Semmelweis´ gegenüber<br />

skeptisch waren und durch ihren Konservativismus letzlich den Fortschritt<br />

verlangsamten. Dieser Entwicklungsprozeß sollte aber – zum Verhängnis für viele<br />

Frauen – einige Jahrzehnte dauern 644 , während die pathologische Anatomie einen<br />

schnelleren Siegeszug errang. Dieser war von den Lehrbüchern Scanzonis mit<br />

gefördert worden und wirkte sich auf seine Autorität wiederum fördernd aus.<br />

„Es wird in den 50ger und 60ger Jahren kaum einen deutschen Arzt gegeben<br />

haben, in dessen Besitz sich nicht das Lehrbuch oder wenigstens das mit Geschick<br />

641 Scanzoni (1849-52), Vorwort S. I<br />

642 Scanzoni (1849-52), Vorwort<br />

643 Siebold (1850); S. 112<br />

644 vgl. Kapitel 9<br />

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