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Dokument 1.pdf (17.982 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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7. Scanzoni als Autor<br />

Wachstum aufgrund der birnenförmigen Gestalt des Uterus zunächst mit dem<br />

Kopf – ihrem größten Körperteil – nach oben orientieren. Dazu führte er die<br />

relative Häufigkeit der Steiß- und Fußlagen der im 6. Monat geborenen Kinder an<br />

und erstellte dafür erneut eine Statistik mit Zahlen, die nicht nur auf seinem<br />

eigenen Patientenmaterial beruhten. Diese geschickte Methode der statistischen<br />

Aufarbeitung und Verrechnung von Zahlen aus Veröffentlichungen anderer<br />

Kollegen verwendete Scanzoni häufiger – besonders natürlich dann, wenn ihm<br />

selbst nicht genügend Material zur Verfügung stand. Auf diese Weise erstellte er<br />

einerseits eine Art „Review“-Statistik, die auf einen Blick die bedeutenderen<br />

aktuellen Zahlen präsentierte, und anderseits gelang es ihm, die Fachkollegen und<br />

seine Leserschaft von seinen eigenen Beobachtungen zu überzeugen.<br />

Die durch Scanzonis Ergebnisse entstandene Erklärung der Häufigkeit der<br />

Kopflage und der Lageveränderungen des Fötus durch die Eigenbewegungen des<br />

Fötus aufgrund der sich verändernden Uterusform „stellt...einen vermittelnden<br />

Übergang dar von der alten Anschauung vom `Stürzen des Kindes´ 815 zu dem<br />

Begriff vom Situs- und Positionswechsel in der heutigen Geburtshilfe“ 816 .<br />

„Nachdem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Culbutelehre in<br />

Vergessenheit geraten, wandte sich Scanzoni im Jahre 1849 dem Gegenstand<br />

wieder zu und kam, gestützt auf theoretische Erwägungen wie auf klinische<br />

Beobachtungen zu Ergebnissen, welche fast die Wiederaufnahme der<br />

hippokratischen Lehre...bedeuteten“ 817 – aber eben nur fast: Scanzoni betont<br />

neben den Uteruskontraktionen ganz besonders die fötalen Eigenbewegungen.<br />

Seine Untersuchungen wurden von anderen Autoren bestätigt; viele hielten aber<br />

dennoch an der Culbute-Lehre fest und wandelten sie lediglich dadurch ab, daß<br />

sie einräumten, daß eine solche „Umdrehung“ allmählich vor sich gehe (Van<br />

Almedo, Küneke, Hecker) 818 . Auch Fasbender interpretiert Scanzonis Arbeit<br />

lediglich unter diesem Aspekt: „Die Lageveränderung, von der Scanzoni spricht,<br />

ist beinahe ausschliesslich der Uebergang von Steisslage...in Kopflage; er<br />

815<br />

Damit ist die alte hippokratische „Culbute-Lehre“ gemeint, die besagt, daß das Kind im 7.<br />

Schwangerschaftsmonat plötzlich von der Steißlage in eine Kopflage „stürze“. Laut<br />

Hartmann (1938) war diese bis Anfang des 19. Jh.s verbreitet gewesen.<br />

816<br />

Hartmann (1938), S. 12<br />

817<br />

Fasbender (1906), S. 459<br />

818<br />

vgl. Zeitschrift für Medicin, Chirurgie und Geburtshilfe N.F. 6 (1867)<br />

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