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Robert Ritter: Ein Menschenschlag.Erbärztliche und - sifaz

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bemerkbar macht, wenn er sich redlich bemüht, den Anforderungen<br />

nachzukommen<br />

<strong>Ein</strong> Teil dieser Schwachsinnigen ist gemütlich stumpf <strong>und</strong><br />

wenig ansprechbar, ein anderer lebhaft, erregt, umtriebig, wieder<br />

andere sind ausgesprochen gutmütig, leicht beeinflußbar, nachgiebig<br />

<strong>und</strong> zugänglich, wenn sich auch gelegentlich eine leichte<br />

Reizbarkeit <strong>und</strong> Eigensinnigkeit infolge ihres Unverständnisses<br />

<strong>und</strong> ihrer <strong>Ein</strong>sichtslosigkeit einstellt.<br />

Im Gegensatz zu diesen allgemein bekannten <strong>und</strong><br />

beschriebenen Typen beobachteten wir — wie gesagt —<br />

schwachsinnige Kinder <strong>und</strong> vor allem auch Jugendliche, auf die<br />

die obengenannten Merkmale kaum zutrafen.<br />

Wenn sie auch wenig gepflegt <strong>und</strong> dürftig aussahen, so waren<br />

sie dem Augenschein nach doch körperlich widerstandsfähig <strong>und</strong><br />

hatten in ihrem Auftreten eher etwas Selbstsicheres <strong>und</strong> Nichtsnutzig-freches<br />

als etwas Unbeholfenes oder gar Schüchternes. Von<br />

Verlegenheit war an ihnen nichts wahrzunehmen. Sie schienen sich<br />

sogleich überall gut auszukennen. In ihrem manchmal lauernden,<br />

manchmal unsteten <strong>und</strong> unruhig wandernden Blick fand sich nicht<br />

selten ein Anflug von Schläue <strong>und</strong> Verschlagenheit. Der Gesichtsausdruck<br />

konnte von wacher Aufmerksamkeit <strong>und</strong> listiger Beobachtung<br />

sprechen, so als ob sie etwas im Schilde führten <strong>und</strong><br />

gern etwas aushecken würden. In ihrer Haltung fand sich manchmal<br />

sogar ein Ansatz von Trotz <strong>und</strong> Herausforderung.<br />

Behielt man nun diese Kinder länger im Auge <strong>und</strong> beobachtete<br />

sie auch außerhalb der Sprechst<strong>und</strong>e oder der Hilfsschule, so konnte<br />

man immer wieder feststellen, daß sie sich auch hier nicht unwesentlich<br />

von ihren Altersgenossen <strong>und</strong> Mitschülern unterschieden. Während<br />

die übrigen schwachsinnigen Kinder ruhig ihren Nachhauseweg<br />

antreten, hie <strong>und</strong> da stehenbleiben <strong>und</strong> irgendeine Begebenheit<br />

betrachten, <strong>und</strong> während sich diese Kinder zu häuslichen <strong>und</strong> anderen<br />

kleinen praktischen Verrichtungen brauchen lassen <strong>und</strong> dabei<br />

im allgemeinen, zwar mit Umständlichkeit aber Gewissenhaftigkeit,<br />

langsam ihre kleinen Pflichten erfüllen, so sahen wir unsere<br />

Probanden sogleich auf eigene Faust herumstrolchen, nach Gelegenheiten<br />

ausspähend, die sie sich zunutze machen könnten.<br />

Oft schleppten sie dabei zwei oder drei kleine Geschwister mit<br />

sich. Verfolgte man ihren Weg unauffällig, so sah man, daß sie sich<br />

planlos herumtrieben, dabei aber allerlei Abfälle aufnahmen <strong>und</strong><br />

diese auf ihre Verwendbarkeit hin untersuchten. Sie schlüpften

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