Robert Ritter: Ein Menschenschlag.Erbärztliche und - sifaz

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— • 25 — Untersuchungen, um zu dieser ebenso einfachen wie grundlegenden Erkenntnis zu kommen Solange aber die Fragestellungen falsch oder einseitig sind, solange können auch die Ergebnisse nicht „richtig", d. h. nicht wirklichkeitsgerecht sein. Wenn man sich stets nur fragt, wieviel schwachsinnige Nachkommen hat ein Schwachsinniger, bzw. wieviele schwachsinnige Nachkommen hat ein Vollsinniger, der sich mit einem Schwachsinnigen verbindet, so ist das eine einseitige Sicht. Man könnte genau so gut einmal fragen und untersuchen, wieviel vollsinnige Nachkommen kann ein Schwachsinniger haben ? Und man ware wohl sehr erstaunt, wenn jemand auf den Gedanken käme, durch 6 Generationen nachzuweisen, daß dieser Schwachsinnige, abgesehen von vereinzelten minderbegabten Nachkommen, eine sehr große Zahl von vollsinnigen Nachfahren besitzt. Aber wäre das Ergebnis einer solchen Arbeit wirklichkeitsgetreu LNein, es wäre ebenso falsch, d. h. ebenso einseitig und schief wie alle bisher veröffentlichten „Stammbäume" und Nachfahrenlisten, die dem bei jeder neuen Paarung in den Erbstrom neu einfließenden Erbgut nicht das gleiche Gewicht zumaßen, nicht die gleiche Berücksichtigung schenkten wie der namengebenden Leitlinie, die der Untersuchung zugrunde lag. Daß man immer wieder auf diesen Fehler verfiel, war verständlich, denn man war noch befangen in der alten genealogischen Denkweise — die sich durch etwas so Äußerliches wie den Sippennamen leiten ließ — und man sah wohl auch kaum eine andere Möglichkeit, da es ja der Name war, der gerade bei größeren Untersuchungen Anhaltspunkte gab. Sobald man sich frei macht von der einseitigen Sippenforschung und damit von der „Stammbaum"-Methode, und sobald man beginnt, sich alles Erbgeschehen nur innerhalb eines breiten Erbstroms vorzustellen, gewinnt man auch ganz neue Gesichtspunkte für die Frage, ob es fortschreitende Entartung oder auch Aufartung gibt. Denn wenn wir einen Blick auf die beigefügte Erbtafel werfen, so könnte es uns der alten Denkweise nach Wunder nehmen, daß im einen oder andern Fall derartig schwachsinnige Eltern doch auch ein vollsinniges Kind haben können. In Wirklichkeit ist dies jedoch gar nicht verwunderlich, denn auch das vollsinnige Erbgut, das sich unter den Vorfahren findet,
— 26 — hat das gleiche Gewicht wie das der Schwachsinnigen, es setzt sich zu seinem Teil ebenso durch, es erhält sich und spaltet nach den gleichen Erbgesetzen. Aus der Darstellung des Stammes auf der Tafel I geht aber mit unverkennbarer Klarheit hervor, welch nachteilige Folgen es für einen gesunden Stamm hat, wenn fremdes, minderwertiges Erbgut in ihn eindringt. Die Schwere des Schwachsinns bzw. der hohe Grad von Asozialität wird zwar im Laufe von 4 Generationen durch die Mischung mit gesundem Blut gemindert, der gesunde Stamm aber wird verdorben, da auf Kosten einer leichten Aufbesserung des Krankhaften das Minderwertige sich insbesondere durch stärkere Vermehrung ausbreitet und den ganzen Stamm durchsetzt.
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