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Robert Ritter: Ein Menschenschlag.Erbärztliche und - sifaz

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— 21 —<br />

Trotz des <strong>Ein</strong>schreitens der Behörden ändern sich die Verhältnisse<br />

nicht.<br />

<strong>Ein</strong>einhalb Jahrzehnte später richtet der Hausverwalter des<br />

Armenhauses an die Stiftungspflege ein Schreiben'), das diese<br />

Zustände kennzeichnet :<br />

„. . Viele Jahre habe ich diese traurigen Geschichten über<br />

mich ergehen lassen, jetzt aber kann ich nicht mehr . . . Meine<br />

Familie <strong>und</strong> ich sind ges<strong>und</strong>heitlich ruiniert . . . Kein Auge voll<br />

kann man nachts schlafen, solchen Skandal verführt diese Sippschaft.<br />

Bin ich denn dazu angestellt, daß ich zu jeder Nachtzeit<br />

diese Saufbolde einlassen <strong>und</strong> mich <strong>und</strong> meine Angehörigen solchen<br />

Drohungen <strong>und</strong> Beleidigungen unterwerfen muß, wie es sich diese<br />

Leute erlauben ? Ich kann unter solchen Bedingungen mein Amt<br />

nicht weiterführen. Könnte man denn für solche Zigeunerhorde<br />

nicht einen alten Eisenbahnwagen anschaffen <strong>und</strong> ihnen denselben<br />

als Wohnung vor der Stadt draußen aufstellen ? Diese wilden,<br />

rauflustigen; verkommenen Individuen ! H<strong>und</strong>emetzger gehören<br />

von andern Menschen abgesondert .. ."<br />

Aus den älteren Akten erfahren wir außerdem Genaueres,<br />

in welch elenden Verhältnissen diese Familien, zu 10-15 Personen<br />

auf kleinem Raum zusammengepfercht, miteinander hausten.<br />

Ohne Unterschied des Geschlechts, ohne Rücksicht auf Ges<strong>und</strong>heit<br />

oder Krankheit lebten sie dort zusammen mit ihren Geschwistern<br />

<strong>und</strong> Eltern, ihren Frauen <strong>und</strong> Bräuten, ihren ehelichen <strong>und</strong><br />

unehelichen Kindern.<br />

Unwillkürlich taucht hier die Frage nach den Ursachen einer<br />

derartigen „Verkommenheit" auf. Woher mochten diese Familien<br />

stammen, <strong>und</strong> wodurch waren sie auf eine derartig niedrige Stufe<br />

der Verarmung <strong>und</strong> Verwahrlosung herabgesunken ?<br />

Trugen nicht einige dieser Familien die Namen alteingesessener,<br />

angesehener Weingärtnergeschlechter (Winzer, Rebleute) ?<br />

Sollte es nicht möglich sein, die Ursachen für den Niedergang<br />

dieser Sippen aufzudecken ?<br />

Diesen Fragen galt es nun nachzugehen. Es bedurfte weitausholender<br />

Nachforschungen <strong>und</strong> mühsamer genealogischer<br />

Kleinarbeit, um die Vorfahren dieser Familien zu ermitteln.<br />

Je weiter man jedoch in die Vergangenheit zurückgreift, um<br />

so spärlicher werden in den Archiven die Nachrichten über die<br />

1) Orthographie <strong>und</strong> Satzstellung sind verbessert.

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