Robert Ritter: Ein Menschenschlag.Erbärztliche und - sifaz
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Gliedern einer namhaften Sippe, nämlich derjenigen, die schon<br />
in der Hausiererkolonie ihres ungewöhnlichen <strong>und</strong> gemeinwidrigen<br />
Verhaltens wegen aufgefallen war, alle von einem Paare abstammten,<br />
das in alten Gerichtsprotokollen als „Jauner pa a r"<br />
bezeichnet wurde.<br />
Dieser Bef<strong>und</strong> gab nun zu weiteren Nachforschungen <strong>und</strong><br />
Fragestellungen Anlaß.<br />
Denn dem Anschein nach drückte hier also ein Gaunerpaar,<br />
das vor 180 Jahren gelebt hatte, einer ganzen Sippe bis auf den<br />
heutigen Tag sein Gepräge auf. Unbefangen betrachtet war es doch<br />
kaum möglich, daß das minderwertige Erbgut zweier antisozialer<br />
Elemente über eine möglicherweise anzunehmende Dominanz<br />
hinaus sich in dem Maße fortschreitend ausbreitete, wie sich<br />
das hier tatsächlich durch 7 Generationen hindurch zeigte.<br />
Gleichzeitig tauchte hinter dieser Frage das schon anfangs<br />
einmal angeschnittene noch umfassendere Problem auf, ob es nicht<br />
an Hand des inzwischen aufgef<strong>und</strong>enen <strong>und</strong> der erbk<strong>und</strong>lichen<br />
Forschung zugänglich gemachten Materials möglich sei, wenigstens<br />
in den Gr<strong>und</strong>zügen die gewöhnlichen Ursachen für den Aufstieg,<br />
die Erhaltung <strong>und</strong> den Abstieg von Familien herauszuarbeiten.<br />
Wenn man jedoch eine Antwort auf diese Frage finden wollte,<br />
war es notwendig, in zurückliegender Zeit eine hinreichend große<br />
Anzahl von Vagab<strong>und</strong>engeschlechtern zu ermitteln, um dann —<br />
wenn dies gelang — deren Nachkommenschaft, soweit sich dies ermöglichen<br />
ließ, bis in die Gegenwart aufzuspüren <strong>und</strong> zu verfolgen.<br />
Nachdem der Entschluß gefaßt war, an diese Aufgabe in<br />
ihrem ganzen Umfang heranzugehen, galt es in erster Linie, über<br />
das Methodische Klarheit zu gewinnen.<br />
Das Wesen der Vagab<strong>und</strong>en lag von alters her darin, daß sie<br />
die Ungeb<strong>und</strong>enheit jeder <strong>Ein</strong>ordnung vorzogen, <strong>und</strong> daß sie stets<br />
auf der Hut waren, sich einem Zugriff auszusetzen.<br />
Der Plan, diese Menschen, die sich schon ihren Zeitgenossen<br />
zu entziehen verstanden hatten, heute nach 200 Jahren noch zu<br />
erfassen, schien uns jetzt deshalb nicht mehr völlig aussichtslos,<br />
weil wir eine Anzahl von Vagantennamen inzwischen kennengelernt<br />
hatten.<br />
Außerdem hatte es sich ja gezeigt, daß sich über die Vaganten,<br />
die in jenen Gegenden größtenteils dem katholischen Glaubensbekenntnis<br />
angehörten, Tauf-, Trau- <strong>und</strong> Todeseinträge hatten<br />
auffinden lassen. Die Möglichkeit, sie genealogisch zu erfassen,