Robert Ritter: Ein Menschenschlag.Erbärztliche und - sifaz
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Ahnen, <strong>und</strong> schließlich erfährt man nichts mehr als die Geburts-,<br />
Heirats- <strong>und</strong> Todesdaten der Kirchenbücher, bis auch diese F<strong>und</strong>e<br />
aus Mangel an Unterlagen aufhören.<br />
<strong>Ein</strong>es jedoch schien aus den „Stammbäumen", die — soweit<br />
es sich um eingesessene Geschlechter handelte — sich 12-14<br />
Generationen zurückverfolgen ließen, ersichtlich zu sein! Solange<br />
die alten Weingärtner- <strong>und</strong> Handwerkergeschlechter sich immer<br />
wieder miteinander vermischten, solange erhielt sich auch ihre<br />
Art. Erst wenn „Fremde" von draußen hereinkamen, erst dann<br />
schien die Nachkommenschaft „anders" zu werden.<br />
Es ware verlockend gewesen, nun weiter nachzuspüren, aus<br />
welchen Gründen ein Weingärtnersproß sich entgegen der Sitte<br />
der Väter ein Mädchen holte, das „nicht vom Ort" war. War es<br />
etwa der „Zug der Zeit", mit dem bewährten alten Brauch zu<br />
brechen, waren es äußere Ursachen <strong>und</strong> Notwendigkeiten wie<br />
Krieg, Brandunglück, Mißernten oder Gant, oder waren es schließlich<br />
individuelle Eigenschaften des einzelnen, die ihn dazu trieben,<br />
in einen andern Stand hineinzuheiraten <strong>und</strong> sich eine Frau aus<br />
einer unbekannten Sippe zu holen ? Diese Frage zu klären, mußte<br />
im Augenblick als aussichtslos erscheinen, da es doch in allzu<br />
hohem Maße noch an wirklich brauchbaren Unterlagen fehlte.<br />
In bezug auf unsere erste <strong>und</strong> leitende Fragestellung jedoch<br />
gaben die Stammbäume einen deutlichen Hinweis.<br />
Es fanden sich nämlich unter den Vorfahren der oben beschriebenen<br />
„heruntergekommenen" <strong>und</strong> „verarmten" Familien<br />
einzelne Menschen, die in den alten Kirchenbüchern als „Vagi"<br />
oder „Vagab<strong>und</strong>i" geführt wurden, <strong>und</strong> die in den alten Stamm<br />
ihr „fremdes" Blut hatten einfließen lassen.<br />
Wir sehen beispielsweise in einem solchen Fall im Laufe<br />
mehrerer Generationen einen einzelnen Zweig eines namhaften<br />
Handwerker- <strong>und</strong> Weingärtnergeschlechts sozial langsam absteigen,<br />
nachdem sich ein verarmter Vorfahr mit einer Straßenfegerstochter<br />
verb<strong>und</strong>en hatte. Der Sohn wird Taglöhner <strong>und</strong><br />
nimmt eine Maurerstochter zur Frau aus einem fragwürdigen<br />
Geschlecht. Die Kinder dieses Paares sind nur noch Holzspälter,<br />
d. h. Gelegenheitsarbeiter ohne jeden Besitz <strong>und</strong> schon auf Unterstützung<br />
angewiesen. Geistig gelten sie als sehr beschränkt.<br />
Sie bleiben nicht beim Most ihrer Vorfahren, sondern greifen zum<br />
Schnaps. In ihrer Trunkenheit kommen sie häufig mit dem Gesetz<br />
in Konflikt Von den Schwestern ergibt sich eine der Prosti-