30.10.2013 Aufrufe

Robert Ritter: Ein Menschenschlag.Erbärztliche und - sifaz

Robert Ritter: Ein Menschenschlag.Erbärztliche und - sifaz

Robert Ritter: Ein Menschenschlag.Erbärztliche und - sifaz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

73<br />

wärmen war. Im Laufe der Zeit verwahrloste sie derart, daß sie<br />

versteckt werden mußte, wenn der Kreisphysikus zur Ortsbesichtigung<br />

kam. Als ihre Verlotterung nicht mehr mit anzusehen<br />

war, ließ der Bürgermeister im Ort ausschellen, wer es<br />

auf sich nehmen wollte, die Madel zu reinigen. Für 6 Gulden<br />

übernahm es schließlich die Hebamme. Sie feuerte im Waschhaus<br />

ein, kaufte Soda <strong>und</strong> Seife, riß dem Weiblein die Lumpen ab,<br />

steckte sie in den Kessel <strong>und</strong> bürstete sie mit einem Reisigbesen<br />

ab. Die Alte lag lange krebsrot darnieder, schließlich setzte sich<br />

ihre widerstandsfähige Natur doch noch durch, <strong>und</strong> sie genas.<br />

Sie war das letzte Lumpen- <strong>und</strong> Bettelweib ihrer Art im Ort.<br />

Der „R a ufer" wuchs in äußerst ungeordneten Verhältnissen<br />

auf. Als Sohn des Erzlumpen war er mit seinen Eltern in seinen<br />

Kinderjahren in Frankreich <strong>und</strong> Amerika, später zog er als<br />

Hausierer mit einem Karren umher <strong>und</strong> wurde oft wegen erschwerten<br />

Bettels <strong>und</strong> Diebstahls bestraft. Er ehelichte die Tochter eines<br />

Scherenschleifers. Diese setzte drei Kinder in der Nähe einer Ortschaft<br />

aus, um ihrem Mann in die Schweiz folgen zu können, der<br />

sich dorthin geflüchtet hatte, da er unter Anklage stand, einem<br />

Bauern den roten Hahn aufs Dach gesetzt zu haben. Bei Raufhändeln<br />

wurde er von einem Metzgergesellen im Ausland erstochen.<br />

7. Generation (um 1850)<br />

Der „Gaukler", der von der Mutter her Zigeunerblut führt,<br />

hat gleich vielen seiner Verwandten Jahre seines Lebens im<br />

Zuchthaus zugebracht. Verheiratet mit seiner Nichte, einer<br />

W<strong>und</strong>erdoktorin, die Krankheiten besprach, zog er gewöhnlich<br />

als Hausierer mit einem Karren im Lande umher. Wenn das Paar<br />

für sich, für sein Prassen <strong>und</strong> Zechen <strong>und</strong> seine zahlreiche Familie<br />

viel Geld benötigte, so ging die Frau in einen Stall <strong>und</strong> wußte<br />

durch einfache Praktiken ein Stück Vieh zur Appetitlosigkeit oder<br />

zum Lahmen zu bringen <strong>Ein</strong>ige St<strong>und</strong>en oder Tage später erschien<br />

sie als Wahrsagerin bei dem Bauern <strong>und</strong> erklärte ihm, das Vieh<br />

sei todkrank, sie wolle ihm ihre Kräuter verkaufen. Die Kräuter<br />

waren billig, <strong>und</strong> der Bauer faßte Mut. Das Vieh genas aber nicht.<br />

Nun beschwor sie den Bauern einen Geistlichen zuzuziehen, das<br />

Vieh sei verhext, bevor das Vieh falle, wolle sie schnell einen<br />

holen. Kurze Zeit darauf erschien sie mit ihrem Mann, der eine

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!