Robert Ritter: Ein Menschenschlag.Erbärztliche und - sifaz
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angemessen ist, darüber werden wir im Laufe der Untersuchung<br />
Klarheit gewinnen.<br />
Wenden wir uns nun erst einmal derjenigen Sippe zu, die uns<br />
schon anfangs begegnete, <strong>und</strong> bei der das Erbgut eines Gaunerpaares<br />
eine solche „Durchschlagskraft" zu zeigen schien, daß es<br />
H<strong>und</strong>erte seiner Nachkommen in ihrer Lebensart entscheidend<br />
bestimmte.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> jahrelanger Nachforschungen sind wir heute in<br />
der Lage, die Ausbreitung dieser „Sippe" in all en ihren Zweigen<br />
zu übersehen.<br />
Zum Zwecke der leichteren Verständigung wollen wir annehmen,<br />
sie sei Trager des Namens „Romsch".<br />
Betrachten wir nun einmal in großen Zügen das, was uns<br />
aus dem ausfindig gemachten, großen <strong>und</strong> weitverstreuten Urk<strong>und</strong>enmaterial<br />
über diese weitverbreitete Sippe bekannt wurde.<br />
Ihre ältesten Urahnen finden sich in den Tälern der Rauhen Alb,<br />
wo sie als Vagab<strong>und</strong>en hausten. Nicht ein einziger Romsch, der<br />
vor 1700 geboren ist, scheint ansässig gewesen zu sein. Der älteste<br />
Kirchenbucheintrag, den wir entdeckten, sagt beim Tode einer<br />
1634 geborenen Vagantin dieses Stammes aus, daß ihr Ruf sehr<br />
fragwürdig war: „cuius fama suspecta erat".<br />
Zu den ältesten auffindbaren Vorfahren gehört auch eine<br />
Familie, die 1723 im Ravensburger Zuchthaus „in Verhaft war".<br />
Während sich bei sämtlichen Sträflingen in den Registern eine<br />
Angabe über ihren Heimatort findet, steht hinter dem Namen<br />
einer Barbara Romsch, die sich im Zuchthaus befand, nur der<br />
Herkunftsvermerk „von Allenthalben"). Es ist festzuhalten, daß<br />
alle nur irgend auffindbaren Daten über die Familie Romsch schon<br />
vor 200-300 Jahren immer einen — sonst nicht üblichen — Hinweis<br />
auf ihre Minderwertigkeit führen.<br />
Zwischen 1730 <strong>und</strong> 1740 faßten dann zwei vagab<strong>und</strong>ierende<br />
„Keßler" dieser Sippe an zwei verschiedenen Orten Süddeutschlands<br />
Fuß. Sie wurden die Stammväter aller heute noch lebenden<br />
Romsch.<br />
Der Stammvater des einen Zweiges ließ sich in einem kleinen<br />
Dorf, das einem klösterlichen Besitz am Federsee zugehört, nieder.<br />
Sowohl er wie seine Söhne betrieben in der Umgebung noch das<br />
Kesselflickerhandwerk, sie verbanden sich aber mit Frauen der<br />
1) Aus Akten betreffend Zuchthäuser des Generallandesarchivs<br />
in Karlsruhe.