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Robert Ritter: Ein Menschenschlag.Erbärztliche und - sifaz

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einer großen Gaunersippschaft <strong>und</strong> damit gleichzeitig auch<br />

alle Angehörige des gleichen <strong>Menschenschlag</strong>es waren.<br />

<strong>Ein</strong>es ist klar geworden: Die Gaunerart mußte sich erhalten,<br />

denn durch den steten Zusammenfluß gleichartigen Erbguts konnte<br />

eine wesentliche Artänderung überhaupt nicht zustande<br />

kommen. Dies unanfechtbare Ergebnis läßt aber schließlich doch<br />

noch die Frage offen, welche Ursachen wohl mitwirkten, daß die<br />

Glieder eines Zweiges der uns bekannten „Sippe" durch 2 Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

sich immer wieder mit Angehörigen anderer Vagab<strong>und</strong>engeschlechter<br />

vermischten, so daß ihnen eine Erbgutverbesserung<br />

<strong>und</strong> damit auch ein sozialer Aufstieg versagt war.<br />

Wenn wir auch inzwischen den <strong>Ein</strong>druck gewannen, daß der<br />

Familienname, den wir mit Gliedern weit zurückliegender Generationen<br />

gemeinsam haben, <strong>und</strong> der uns mit ihnen — der üblichen<br />

Ansicht nach — auf das engste verbindet, erbbiologisch kaum<br />

von Belang ist, da der Erbanteil dieser gleichnamigen Ahnen<br />

nur als verhältnismäßig sehr gering zu bezeichnen ist, so werden<br />

wir diesen <strong>Ein</strong>druck auf Gr<strong>und</strong> psychologischer <strong>und</strong> soziologischer<br />

Erwägungen doch noch etwas einschränken müssen.<br />

Nomen est omen. Diese alte Weisheit werden wir mitberücksichtigen<br />

müssen, denn tatsächlich können sich die Beziehungen,<br />

die sich zwischen Trägern gleicher Namen finden, auch im Biologischen<br />

auswirken. Namen sagen meist nichts, gelegentlich aber<br />

werden sie zu Symbolen, sie verpflichten oder sie schrecken ab,<br />

jedenfalls können sie Schicksal sein oder werden. Dort, wo<br />

Tradition herrscht, ist der Mensch mit dem Namen seiner<br />

Familie aufs engste verb<strong>und</strong>en. Ansehen oder Verachtung können<br />

unlösbar mit ihm verknüpft sein. Je ausgesprochener die soziale<br />

<strong>Ein</strong>schätzung eines Familiennamens ist, um so mehr wird der<br />

Namensträger genötigt, sich bei seiner Gattenwahl in den ihm<br />

dadurch gezogenen Grenzen zu halten. Das, was für die Masse der<br />

Namenlosen in diesem Sinne von geringer Bedeutung ist, wird<br />

für den Träger eines berühmten oder berüchtigten Namens ein<br />

mehr oder weniger ausgesprochener Zwang. Diese psychologische<br />

Tatsache aber hat die biologische Folge, daß immer wieder vorwiegend<br />

gleichartiges Erbgut in die gleiche „Sippe" kommt, so<br />

daß gewisse Eigenarten sich tatsächlich über einige Generationen<br />

in einer namentlichen Sippe erhalten.<br />

Um sich dies zu verdeutlichen, denke man etwa an gewisse<br />

Aristokraten-, Patrizier-, Seefahrer-, Soldaten-, Gelehrten- <strong>und</strong>

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