Robert Ritter: Ein Menschenschlag.Erbärztliche und - sifaz
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Dieser Landwirt, der — von Vaters Seite her — von einem<br />
Vagab<strong>und</strong>en abstammt, ist dennoch ein guter Kleinbauer, denn<br />
weit mehr als die Hälfte seiner Erbmasse kommt aus dem bäuerlichen<br />
Stamm, <strong>und</strong> in der Tat beträgt ja sein Vagantenerbe —<br />
wenn man so will — nur 1/32 seines Gesamtahnenerbes.<br />
<strong>Ein</strong>en ähnlichen sozialen Aufstieg finden wir bei einem Nachkommenzweig<br />
des zweiten vagierenden KeBlers, der sich um 1740<br />
als Hintersasse in einer Vagantensiedlung vorübergehend niedergelassen<br />
hatte.<br />
Dieser alte Emanuel Romsch hatte 8 Söhne, die als Kesselflicker<br />
<strong>und</strong> Spielleute umherzogen. <strong>Ein</strong>er von ihnen hatte das<br />
Bücherbeschlagen gelernt <strong>und</strong> heiratete eine Frau aus einer Sippe,<br />
deren Glieder zu jener Zeit der seßhaften Landbevölkerung angehörten.<br />
Sie stammte jedenfalls nicht aus einem der alten Vagab<strong>und</strong>engeschlechter,<br />
denn ihr Familienname hatte sich nie unter<br />
diesen gef<strong>und</strong>en.<br />
Der umherziehende Buchbeschläger erwarb mit seiner Familie<br />
um das Jahr 1780 in einem größeren Dorf im Herrenberger<br />
Amt das Beisitzerrecht. Auch seine Söhne waren noch Keßler <strong>und</strong><br />
Scherenschleifer <strong>und</strong> konnten noch nicht Bürger werden. Aber<br />
sie vagab<strong>und</strong>ierten nicht mehr ausschließlich herum, sondern<br />
konnten ihre Kinder schulen lassen, so daß diese die Möglichkeit<br />
hatten, ein Handwerk zu lernen. Ihre Frauen stammten zum Teil<br />
ebenfalls noch aus Keßler- <strong>und</strong> Spenglerkreisen, jedoch von<br />
„Rechtschaffenen" ab.<br />
Daß diese Söhne <strong>und</strong> Enkel von dem „fahrenden Volk", von<br />
den „Jenischen" abstammten, daß sie „so ganz anders" waren,<br />
daß sie gern rauften <strong>und</strong> tranken <strong>und</strong> der stetigen Arbeit abgeneigt<br />
waren, das trug nicht zu ihrem Ansehen bei. Aber man belustigte<br />
sich auch über ihr extravagantes Wesen <strong>und</strong> zog sie hinzu, wenn es<br />
bei Hochzeiten <strong>und</strong> Festlichkeiten aufzuspielen galt. Die Enkel<br />
holten sich Töchter von kleinen Handwerkern <strong>und</strong> Taglöhnern,<br />
<strong>und</strong> ihre Söhne wurden schon Schlosser, Flaschner <strong>und</strong> Metzger.<br />
<strong>Ein</strong>ige wanderten aus, da sie in die dörfliche Enge nicht paßten,<br />
die anderen zogen in die Umgebung <strong>und</strong> ließen sich als Barger<br />
in anderen Ortschaften aufnehmen. Sie lebten alle noch in<br />
sehr armen Verhältnissen, aber sie hatten neben manchen<br />
Schulden doch auch ihren Acker <strong>und</strong> ihre Wiese <strong>und</strong> ein eigenes<br />
kleines Haus.<br />
<strong>Ein</strong>er der Schlosser, ein Enkel des alten Biicherbeschlägers