30.10.2013 Aufrufe

Robert Ritter: Ein Menschenschlag.Erbärztliche und - sifaz

Robert Ritter: Ein Menschenschlag.Erbärztliche und - sifaz

Robert Ritter: Ein Menschenschlag.Erbärztliche und - sifaz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

— 54 —<br />

Dieser Landwirt, der — von Vaters Seite her — von einem<br />

Vagab<strong>und</strong>en abstammt, ist dennoch ein guter Kleinbauer, denn<br />

weit mehr als die Hälfte seiner Erbmasse kommt aus dem bäuerlichen<br />

Stamm, <strong>und</strong> in der Tat beträgt ja sein Vagantenerbe —<br />

wenn man so will — nur 1/32 seines Gesamtahnenerbes.<br />

<strong>Ein</strong>en ähnlichen sozialen Aufstieg finden wir bei einem Nachkommenzweig<br />

des zweiten vagierenden KeBlers, der sich um 1740<br />

als Hintersasse in einer Vagantensiedlung vorübergehend niedergelassen<br />

hatte.<br />

Dieser alte Emanuel Romsch hatte 8 Söhne, die als Kesselflicker<br />

<strong>und</strong> Spielleute umherzogen. <strong>Ein</strong>er von ihnen hatte das<br />

Bücherbeschlagen gelernt <strong>und</strong> heiratete eine Frau aus einer Sippe,<br />

deren Glieder zu jener Zeit der seßhaften Landbevölkerung angehörten.<br />

Sie stammte jedenfalls nicht aus einem der alten Vagab<strong>und</strong>engeschlechter,<br />

denn ihr Familienname hatte sich nie unter<br />

diesen gef<strong>und</strong>en.<br />

Der umherziehende Buchbeschläger erwarb mit seiner Familie<br />

um das Jahr 1780 in einem größeren Dorf im Herrenberger<br />

Amt das Beisitzerrecht. Auch seine Söhne waren noch Keßler <strong>und</strong><br />

Scherenschleifer <strong>und</strong> konnten noch nicht Bürger werden. Aber<br />

sie vagab<strong>und</strong>ierten nicht mehr ausschließlich herum, sondern<br />

konnten ihre Kinder schulen lassen, so daß diese die Möglichkeit<br />

hatten, ein Handwerk zu lernen. Ihre Frauen stammten zum Teil<br />

ebenfalls noch aus Keßler- <strong>und</strong> Spenglerkreisen, jedoch von<br />

„Rechtschaffenen" ab.<br />

Daß diese Söhne <strong>und</strong> Enkel von dem „fahrenden Volk", von<br />

den „Jenischen" abstammten, daß sie „so ganz anders" waren,<br />

daß sie gern rauften <strong>und</strong> tranken <strong>und</strong> der stetigen Arbeit abgeneigt<br />

waren, das trug nicht zu ihrem Ansehen bei. Aber man belustigte<br />

sich auch über ihr extravagantes Wesen <strong>und</strong> zog sie hinzu, wenn es<br />

bei Hochzeiten <strong>und</strong> Festlichkeiten aufzuspielen galt. Die Enkel<br />

holten sich Töchter von kleinen Handwerkern <strong>und</strong> Taglöhnern,<br />

<strong>und</strong> ihre Söhne wurden schon Schlosser, Flaschner <strong>und</strong> Metzger.<br />

<strong>Ein</strong>ige wanderten aus, da sie in die dörfliche Enge nicht paßten,<br />

die anderen zogen in die Umgebung <strong>und</strong> ließen sich als Barger<br />

in anderen Ortschaften aufnehmen. Sie lebten alle noch in<br />

sehr armen Verhältnissen, aber sie hatten neben manchen<br />

Schulden doch auch ihren Acker <strong>und</strong> ihre Wiese <strong>und</strong> ein eigenes<br />

kleines Haus.<br />

<strong>Ein</strong>er der Schlosser, ein Enkel des alten Biicherbeschlägers

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!