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Robert Ritter: Ein Menschenschlag.Erbärztliche und - sifaz

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— 74 —<br />

Mönchskutte trug, <strong>und</strong> der nun Exorzismen vornahm. Hierfür<br />

floß dem Paar eine beachtliche Summe in den Beutel. Das Vieh<br />

genas, da ihm heimlich die Nadel aus dem Schenkel oder die<br />

Seife aus dem Maul entfernt wurde.<br />

Durch derartige Betrügereien kam der Gaukler immer wieder<br />

zu Geld. Aber auch immer wieder ins Zuchthaus. Als besserungsfähig<br />

erwies er sich nicht 1).<br />

Der „landstreichende Schuster" hatte einen Taufschein,<br />

in dem fand sich ein „pater incertus". Die Eltern der Mutter <strong>und</strong><br />

seine Stiefbrüder trieben ein Handwerk, er aber „schlug aus der<br />

Art". Von seiner Wanderschaft kehrte er nach der Lehre nicht<br />

mehr zurück. In der Fremde nahm er die Tochter eines Schulmeisters<br />

zur Frau. Aber bald kam er ins Trinken <strong>und</strong> verfiel nun<br />

völlig der Landstraße. <strong>Ein</strong>mal saß er wegen Diebstahls im Zuchthaus,<br />

ein andermal wegen Abtreibung, ein drittes Mal wegen Totschlags.<br />

Die Herbergsväter wußten um den Betrüger Bescheid. Oft<br />

wurde er noch von den Landjägern gesucht, bevor er als „Landarmer"<br />

starb.<br />

- Die „Wahrsagerin" hatte zwei Großmütter <strong>und</strong> einen<br />

Großvater, welche Zigeuner waren. Nur ihren Na men hatte sie<br />

vom „Rom", dem Sohn des „Jauners-Dresel". Als Mädel reiste<br />

sie mit falschen Schriften, die von einer Base stammten, deren<br />

Tod nicht gemeldet war. 19jährig heiratete sie nach Zigeunerart.<br />

Da der Trauschein fehlte, trugen ihre zahlreichen Kinder ihren<br />

falschen Mädchennamen. Der Erkennungsdienst hatte Jahre zu<br />

tun, sie alle zu identifizieren. Oft stand sie wegen Bettels <strong>und</strong><br />

Landstreicherei <strong>und</strong> wegen Reisens in Horden, vor Gericht,<br />

einige Male wegen Diebstahls. Auch liebte sie das Wahrsagen.<br />

Bis vor kurzem zog sie auf Straßen ohne Ende umher. Als der Gaul<br />

krepierte <strong>und</strong> das Geld knapp war, blieb sie mit ihrem Wagen im<br />

Städtchen. Ihre alten Tage verbringt sie nun im Obdachlosenasyl.<br />

1) Quellen: Taufeintrag des Pfarramts der Gemeinde R. — Akten<br />

der Zigeunerpolizeizentrale in München. — Akten der Landeskriminalpolizei<br />

Karlsruhe. — Akten des Zuchthauses in R. — Aussagen alter<br />

Zuchthausbeamter in T. — Aussagen naher Verwandter. — Akten<br />

der Kriminalbiologischen Sammelstelle in München.

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