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Robert Ritter: Ein Menschenschlag.Erbärztliche und - sifaz

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37 _____<br />

Die Vagab<strong>und</strong>en zogen tatsächlich größtenteils in mehr oder<br />

weniger großen Trupps umher, die sich in der Regel aus Individuen<br />

zusammensetzten, die miteinander verwandt oder verschwägert<br />

waren.<br />

Diese Feststellung ließ sich z. B. nicht nur aus den Kirchenbüchern<br />

gewinnen, sondern sie ging auch aus den Meldungen hervor,<br />

die die Zeitungen in jener Zeit über Vagab<strong>und</strong>enstreifen brachten 1).<br />

Man findet in den ältesten Nachrichtenblättern, die vor 200 Jahren<br />

zu erscheinen beginnen, hie <strong>und</strong> da Mitteilungen über Vaganten,<br />

die in das Zucht- <strong>und</strong> Arbeitshaus eingeliefert wurden, oder es<br />

finden sich dort auch Steckbriefe, die auf Gr<strong>und</strong> der Angaben<br />

verhafteter Vagab<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Gauner zusammengestellt waren.<br />

rberprüft man derartige Nachrichten, so fällt auf, daß die<br />

Personen, die an einem Raub oder Diebstahl beteiligt waren,<br />

ebenfalls in verwandtschaftlichen Beziehungen zueinander standen.<br />

Derartige Beobachtungen ließen sich an vielen Beispielen zeigen.<br />

Auch die „Gaunerlisten", die von verschiedensten Behörden in<br />

der Zeit von 1720 bis zum Jahre 1811 herausgegeben wurden,<br />

<strong>und</strong> die wir alle — soweit wir ihrer habhaft werden konnten — zu<br />

unseren Forschungszwecken heranzogen, zeugten sehr deutlich<br />

davon, daß die meisten Vagab<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Gauner, die sich in<br />

jener Zeit im südwestdeutschen Raum herumtrieben, Glieder<br />

vielköpfiger Vagab<strong>und</strong>enfamilien waren 2).<br />

Dasjenige, was den Herausgebern dieser Listen jedoch nicht<br />

in seinem ganzen Umfang bekannt war, war die Tatsache, daß die<br />

meisten dieser Vagab<strong>und</strong>enfamilien ihrerseits wieder<br />

seit Generationen von Vagab<strong>und</strong>en abstammten, was<br />

sich erst im Laufe unserer Nachforschungen herausstellte.<br />

Während unserer Forschungsfahrten, auf denen wir oft den<br />

1) Vgl. z. B. „Wöchentliche Anzeigen von Neuigkeiten", Jahrgang<br />

1756/57, Nr. 956-962, Nr. 1030 <strong>und</strong> 1031.<br />

2) Diese Tatsache wird auch von einem Untersuchungsrichter<br />

im Jahre 1811 sehr deutlich gekennzeichnet, wenn er seinen Amtsgenossen<br />

für ihre Zwecke folgenden einsichtsvollen Rat gibt : „Man<br />

erforsche die Genealogie <strong>und</strong> Verwandtschaft der Räuber <strong>und</strong> ihrer<br />

Beischläferinnen. Fast alle diese Diebe heurathen untereinander <strong>und</strong>,<br />

wenn man die Mütter im Gefängnis gestorben, die Brüder guillotiniert,<br />

die Väter gehangen, die Schwäger von Steckbriefen verfolgt,<br />

findet : so wird man nicht leicht fehlgreifen, wenn man das Handwerk<br />

der Verwandten auch bei den Inquisiten voraussetzt."<br />

Vgl. Aktenmäßige Nachrichten über einige gefährliche Räuberbanden.<br />

Mainz 1811, S. 87/88.

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